S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 19, no. 30.
Grünbrauner Jaspis, poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Εin Anbohrloch und Absplitterungen im unteren Drittel der Rs. Ringstein.
1,95 x 1,7 x 0,45
3. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Towneley (1805).
Brit. Μus. Inv. G 34, ΕA 56034.
Vs.: Innerhalb eines gerippten Οuroboros auf einer Grundlinie ein Thron, auf dem Sarapis in Dreiviertelansicht sitzt. Der Gott ist mit einem Himation bekleidet, das um die linke Schulter gewickelt über den rechten Oberarm fällt. Die Füße sind mit länglichen Kerben angedeutet, der linkem Arm ist angewinkelt erhoben und hält ein großes Zepter, der rechte ist leicht gebeugt ausgestreckt, die Hand nach unten geöffnet über ein Tier gehalten, dessen Brustpartie und Vorderbeine neben dem rechten Bein des Thronenden hervorragen. Das Tier hat drei länglich ovale Köpfe, die nicht näher ausgearbeitet sind, zwei ragen links und rechts eines Halses ab, auf dem der mittlere Kopf sitzt. Über dem Kopf des Sarapis ein Skarabäus mit geöffneten Flügeln in Aufsicht, senkrecht nach oben gerichtet. Vier Beine sind angedeutet, der Halsschild kaum sichtbar abgegrenzt.
Rs.: Inschrift in acht Reihen:
IAW
ΑΝΔΡΑΑ
ΝΔΡAΒΑΡ
AΝΑWΝAI
CΘOΝΒΑO
ΛΗΒΑΟΛΒ
AΟΛΕΘP
ΗΒΑΜ
Rand: Fortsetzung der Inschrift rechts unten beginnend und entlang des Randes nach oben laufend:
ΧΑΜΛWWΛH
->laô, unbekannte Ζauberwörter, Vielleicht Verschreibung von ->Adônai, Sthombaolê-Logos
Wie häufig ist der Sthombaolê-Logos mit dem Wortlaut CΘΟΜΒΑOΑΗΒAΟΛΗ CΘΟΜΒAΛΑΚΑΜ CΘΟΜBΛΗ verschrieben. Der Sthombaolê-Logos wird auf Gemmen sonst auch mit Helios und Harpokrates assoziiert und scheint somit solaren Charakter zu haben. Die Anfangssilben erinnern an CΘOMΒΛΟHΝ, den Namen des Herrn des Schlafes, wie er auf den antiken Fluchtafeln erscheint, ebenso beginnt damit bisweilen auch der in seinem weiteren Wortlaut abweichende ->Stochbathlê-Logos.
Dargestellt ist der thronende Sarapis in Gleichsetzung mit Hades, die Hand über den dreiköpfigen „Höllenhund” Kerberos haltend. Der Typus ist auswechselbar mit der Darstellung des thronenden Zeus, der dann, die Patera haltend, mit dem Adler anstelle des Kerberos gezeigt wird. Der chthonische Aspekt des Sarapis ist somit motivisch ausgedrückt, ebenso der Synkretismus mit Zeus, der solare Charakter des Gottes wird dagegen durch die Inschrift impliziert. Das Motiv des thronenden Sarapis erscheint auf zahlreichen nicht magischen Gemmnen sowie auf unter Hadrian in Alexandria geprägten Münzen und Caracalla-Münzen. Der Gott ist auf den Gemmen meist wie in Alexandrin im Halb- oder Vollprofil wiedergegeben, die frontale Darstellung wird für Münzbilder nur in wenigen Städten wie beispielsweise Amaseia (Pontus), Epiphaneia (Kilikien) und Nikopolis ad Ιstrum (Thrakien) benutzt.
Publ.: BUDGE, GUIDE 241; GOODENOUGH ΙI 287 Anm.583, ΙΙΙ 1196.
Lit.: Zu Sarapis mit Kerberos: Ε. ΡΑNOFSKΥ, Hercules am Scheideweg und andere antike Bildstoffe in der neueren Kunst, Studien der Bibliothek Warburg 18 (1930); Ρ. PΕTTAΖΖONI, Il „Cerbero” di Sarapide, Mélanges d' archéologie et d' histoire offerts à Charles Picard à Ι' occasion de son 65e anniversaire ΙI, RA Ι 948, 803ff.;
ΒONNER 41; DELΑTTE-DERCHAIN 81f. zu NR. Ι00; W. HORNBOSTEL, Sarapis (1973) 91ff.; G. CLERC - J. LECLANT, in: LIMC VII 1 (1994) 666ff. s.v. Sarapis. - Zum Sthombaolê-Logos: A. F. GORI, Inscriptiones antiquae in Etruriae urbibus exstantes Ι (1726-43) 456; R. WÜNSCH, Sethianische Verfluchungstafeln aus Rom (1898) 4, 34; ΒONNER
90,
159,
206; PHILIPP, BERLIN 77f. zu
Nr. 103 /CBd-2077/; BRASHΕAR, MAGICAL PAPΥRI 3599 s.v. σθομβολη.
Vgl.: Zu Motiv und Sthombaolê-Logos: Grün-brauner Jaspis Bonner
256 Taf. 1, 17 /CBd-1284/. - Zum Motiv: Lapislazuli AGD ΙIΙ KASSEL 243 Taf. 110, 178; Lapislazuli METROPOLIΤAN MUSEUM Ιnν.
10.130.1388 /CBd-1142/; ferner dunkler grün-roter Jaspis ΒONNER
256 Taf. 1, 18 /CBd-1285/; Karneol AGD IV HANNOVER 309 Taf. 224, 1703; Hämatit-Frgt. AGD I, 3 MÜNCHEN 119 Taf. 277, 2898;
277 /CBd-663/(Vgl.),
278 /CBd-664/. - Zum Sthombaolê-Logos: Hämatit-Frgt. ΒONNER
313 Taf. 19, 355 /CBd-1079/ (Sarapis); Hämatit SIJPESTEIJN (1970) 175 Abb. 1 (Sarapis); Schwarzer Jaspis und Hämatit DELATTE-DΕRCHAIN 117f. Nr. 150 und 119 Nr. 153 (Harpokrates); Rot-brauner Jaspis PHILIPP, BERLIN
77f. Taf. 24, 103 /CBd-2077/ (Harpokrates); Bronze und Hämatit-Frgt. ΒONNER
287 Taf. 10, 203 /CBd-1396/ und
297 Taf. 13, 265 /CBd-1442/ (Harpokrates), grün-schwarzer Jaspis ebenda
291 Taf. 11, 228 /CBd-1413/ (Helios) und Metall? ebenda
275 Taf. 6, 139 /CBd-1054/ (Uterus). - Zum ->Stochbathlê-Logos:
589 /CBd-948/(Vgl.),
510 /CBd-868/, ferner
156 /CBd-162/.