S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 32, no. 49.
Dunkles, blau-grünes Glas. Hochoval, beiderseits flach, Rand leicht nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Abgegriffen, Absplitterungen an Vs. und Rs.
2,65 x 2,0 x 0,6
3. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 94, EA 56094.
Vs.: FrontaΙ stehende menschliche Figur mit nach links gewendetem Tierkopf auf einem langen kräftigen hals, der Unterkiefer rundlich gearbeitet, die Schnauze länglich und geschlossen gezeigt. Lange stehende Ohren oder Kopfbedeckung sind angegeben - das Glas an dieser Stelle jedoch beschädigt. Die Figur ist bis auf einen Schurz unbekleidet, die Bauchpartie betont gewölbt, Brustmuskulatur kaum erkennbar. Die rechte Hand ist leicht angewinkelt abgestreckt, die Handfläche mit gespreizten Fingern geöffnet. Der linke Arm hängt seitlich herab, die Hand ist mit gestrecktem und nach unten weisenden Zeigefinger geschlossen. Am Rand umlaufende Inschrift, links unten beginnend:
ΙΛΛPΛΒΕIΝ
Rs.: In Vorderansicht stehende menschliche Figur mit Tierkopf. Die Beine scheinen wie abgesägt, Füße sind nicht angegeben. Der Körper ist mit einen Schurz bekleidet, der mit parallel gesetzten Senkrechtlinien gemustert ist. Der Οberkörper ist unbekleidet, Brustmuskulatur angedeutet. Der rechte Arm, leicht angewinkelt abgestreckt, umgreift ein Kurzschwert oder einen Dolch(?), der linke ist angewinkelt erhoben und hielt wohl ursprünglich einen Stab oder Zepter. Der Hals ist lang und glatt, leicht schräg nach links gerichtet, der Kopf nicht mehr erhalten, es scheint sich um einen Falkenkopf gehandelt zu haben.
Die Darstellungen sind zwar nicht mehr eindeutig zu erkennen, doch dürfte der nach unten zur Unterwelt weisende Zeigefinger auf den Totengott und Seelengeleiter Anubis hinweisen, für den diese Geste typisch wäre. Die Figur auf der Rs. ist am ehesten als falkenköpfiger Horus zu identifizieren, wobei der inhaltliche Zusammenhang unklar bleibt, M. Smith hält die Figur dagegen für eine schlangenköpfige Gottheit. Der Originalstein, von dem die Paste abgenommen wurde, muß größer gewesen sein, da Füße und Hand der Figur auf der Rs. beschnitten sind und die Darstellung den verbliebenen Raum sprengt. Es ist naheliegend, daß Vs. und Rs. von zwei verschiedenen Steinen genommen sind und nur auf dem Glas kombiniert wurden - dies werde nicht nur den Unterschied in der Raumnutzung erklären, sondern auch die stilistischen Unterschiede der beiden Seiten: unterschiedliche Muskelbehandlung, Proportionen und Linienführung (Schurz). Die Glaspaste ist stellenweise stark abgerieben, im Οriginal scheint der Schnitt jedoch sauber und klar gewesen zu sein, wie durchmodellierte Muskulatur und der fein geschnittene Schurz noch ahnen lassen.
Lit.: Zum Material Glas:
11 /CBd-390/(Lit.).
Vgl.: Zur "Unterweltsgeste”: Silberstatuette BRUNNER, ΟSIRIS 148 Nr. 121. - Zum Material Glas:
11 /CBd-390/,
43 /CBd-422/,
167 /CBd-565/–
169 /CBd-567/,
467 /CBd-825/,
645 /CBd-1004/. - Zu Anubis:
40 /CBd-419/(Vgl.)–
42 /CBd-421/, ferner
44 /CBd-423/(Vgl.)–
48 /CBd-427/. - Zu Anubis und falkenköpfigem Horus:
43 /CBd-422/(Vgl.).