The CBd
Michel, BM on CBd-129
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 45, no. 67.

Obsidian, schwach poliert. Hochoval, Rand unregelmäßig nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Absplisse auf der Vs. links oben und links unten, auf der Rs. unten. Ringstein.

2,1 x 1,7 x 0,4
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Fa. Rollin & Feuardent (1869).
Brit. Mus. Inv. G 251, EA 56251.

Vs.: Frontal auf einer Grundlinie Hekate in knöchellangem Gewand, das kolposähnlich gebauscht über die Hüften fallt, Faltenwurf ist linear angedeutet. Auf Schulterhöhe entspringen dem Körper drei Armpaare, die jeweils leicht gebeugt waagerecht ausgestreckt erhoben sind und je einen stabähnlichen langen Gegenstand halten. Auf einem kurzen Hals sitzen drei Köpfe, der mittlere frontal, die beiden äußeren jeweils antithetisch im Profil. Gesicht und Profile sind nur flüchtig und schematisch mit Kerben für Lippen und Nasen sowie Augen versehen. Nur der mittlere Kopf scheint - durch Abspliß unkenntlich - eine Kopfbedeckung zu tragen (Polos?). Links von Hekate, frontal und im Kontrapost stehend, eine kleinere, unbekleidete knabenhafte Figur, Geschlecht und Muskulatur nur grob durch Kerben angedeutet. Durch die Armbeuge des rechten Armes ist ein großes Füllhorn geschoben, der ausgestreckte Zeigefinger der Linken in Richtung Mund geführt. Das nach rechts gerichtete Gesichtsprofil ist grob mit spitzem Kinn, Lippen und Nase sowie griechischer Frisur angegeben, auf dem Kopf eine Krone aus drei auseinanderzweigenden Kerben. Rechts neben Hekate im Profil nach links die Chnoubisschlange mit gerippt gemustertem Körper, der einmal zu einer Rundung gewunden in einen nach unten zeigenden dünnen Schwanz ausläuft. Löwenmähne und Μähnenbart sind angegeben, das Löwengesicht zeigt ein weit geöffnetes MauI, Auge und Brauenwulst, eine längliche Nase sowie ein rundliches Ohr. Am Hinterkopf abstehend acht Strahlen.

Rs.: Queroval. Sieben achtstrahlige Sterne innerhalb eines breiten, gerippt gemusterten Ouroboros mit bärtigem, gehörntem Kopf und geöffnetem Μaul im Profil nach links.

Dargestellt ist Hekate mit nur einem Körper, sechs Armen und drei Köpfen, die Dolche als Attribute weichen vom üblichen Typus der Hekatedarstellungen mit Fakkeln, Dolchen und Geißeln ebenso ab wie die Kopfbedeckung auf nur einem der drei Köpfe, die zudem nicht eindeutig als Polos erkennbar ist. Auch die Kombination mit Harpokrates und Chnoubis, die beide kleiner dargestellt sind als die im Zentrum statuarisch emporragende Hekate, ist nicht geläufig, ebenso unüblich auch das Μaterial Obsidian, das vielleicht den chthonischen Aspekt der Göttin hervorheben will. Trotz dieser Abweichungen läßt sich der Stein in die bildliche Überlieferung der Hekate als Personifikation des Mondes gut eingliedern. Die Göttin wird als „Herrin des ganzen Universums” verstanden, was Schilderungen der Zauberpapyri entspricht, wonach sich die Macht des Mondes „auf den ganzen Kosmos, die belebte und unbelebte Natur und die Teile der Zeit” erstreckt. Der klein gebildete Harpokrates könnte den Anfang der Dinge repräsentieren, Chnoubis in seiner Schlangengestalt dagegen das Ende. Ein dem Bild entsprechender Text der Zauberpapyri würde lauten: „Anfang υnd Ende bist du, über alle herrschest du allein; denn von dir ist alles, und in dich, Ewige, endet alles” (PREISENDANZ, ΡGΜ IV 2835). Auch die Rs. entspricht dieser Interpretation: der Ouroboros - Ewigkeitssymbol, Anfang und Ende zugleich - repräsentiert zusammen mit den sieben durch Sterne symbolisierten Planeten den Kosmos.

Flächig geschnitten, mit Binnenzeichnung versehen, auch Details sind angedeutet, dennoch stellenweise nur flüchtig ausgearbeitet. Die Figur der Hekate überragt die beiden anderen Figuren durch ihre zentrale Stellung und Größe als eine Art Kultstatue, ihre Haltung ist daher steif und xoanonartig. Die Raumnutzung ist gut, die Ρroportionen geglückt, insgesamt eine interessante, gute Arbeit aus der Blütezeit der magischen Glyptik.

Publ.: ΒUDGE, GUΙDE 242; E.Α.W. ΒUDGE, The Μummy 2(1925) 335 (erw.).

Lit.: Zum Mond als Κοsmοkratοr: ΒETΖ/PRΕISENDANZ, PGΜ IV 2552ff.2835ff., VII 789.880ff.; GUNDEL, WELTBILD 33f. - Zu Hekate: 66 /CBd-445/(Lit.), 71 /CBd-471/(Lit.).

Vgl.: Zu Hekate: 66 /CBd-445/(Vgl.).
Last modified: 2015-08-05 12:58:23
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/129

Related objects: 3 item(s)