The CBd
Michel, BM on CBd-486
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 56-57, no. 86.

Hämatit, matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Leicht abgerieben, gut erhalten. Ringstein.

1,4 x 1,1 x 0,35
2/3. Jh.n.Chr.
Von Mrs. Arundell.
Brit. Mus. Ιnv. G 43, EA 56043.

Vs.: Weibliche Figur auf einer kurzen Grundlinie stehend, Kopf im Profil nach links. Die Figur ist mit einem langen Peplos bekleidet, der bauschig über die Hüften fällt. Der rechte Arm ist angewinkelt ausgestreckt, in der Armbeuge ein vierspeichiges Rad, die gestreckt am Körper gehaltene Linke trägt einen undefinierbaren Gegenstand (Sistrum, Waage?). Das Profil besteht aus rundlichem Kinn, kleinen Lippen, großer Nase und Auge, die Frisur ist sauber ausgeführt, ein Lockenkranz umgibt den Kopf.

Rs.: Queroval, Inschrift in zwei Reihen:
ΒAΡΘAΝΙ
ΓΕΡΚΡΟΚI

Dargestellt ist die griechische Göttin Nemesis mit dem Schicksalsrad, ihr typisches Attribut neben Waage und Zweig. Ιhr ursprünglich apotropäischer Gestus des Spukkens in den Gewandsaum ist bisweilen in den für Harpokrates typischen Schweigegestus umgewandelt, hier dagegen mit dem Halten des Rades verbunden. Handelt es sich bei dem Attribut in der linken Hand um ein Sistrum, wäre Nemesis wie häufig mit Isis synkretisiert, eine Waage dagegen wäre typisch für die Schicksalsgöttin als ausgleichende Gerechtigkeit. Nemesis ist generell für die Verteilung des guten und bösen Geschicks νerantwortlich, somit Göttin des rechten Maßes sowie die Rächerin von Überheblichkeit im Glück (Hybris). Bei Ηesiod wird sie neben Aidοs, der sittlichen Scheu, auch als Tochter der Nyx (Νacht) genannt, im Ηymnοs des Mesomedes erscheint sie als Schicksalsgöttin, die die Funktionen der Dike und der Tyche in sich vereinigt. Nach ΡLINIUS NH 28,5 galt Nemesis als Schutz gegen den bösen Blick, auch wird sie als Rächerin verschmähter Liebender angerufen. Ein chthonischer Aspekt dürfte mit ihrer Rolle als Göttin der Agone (Wettkämpfe, Zirkus, Wagenrennen), vor allem aber in ihrer Eigenschaft als Tochter der Nacht begründet sein, wodurch sich eine Identifikation mit Hekate ergibt. Während römische Ringsteine - insbesondere Karneole - das Motiv der geflügelten Nemesis von Smyrna zeigen sowie die Greifen mit Rad anstelle der Göttin selbst, zählt Nemesis im Bereich der magischen Gemmen - mit Hekate, Artemis, Aphrodite sowie Isis synkretisiert - zu den Mondgöttinnen und ist als Schicksals - und Εrlösungsgöttin sowie als Rachegottheit bei Liebeszauber verstanden worden.

Sauber und klar gearbeitet, feine Linien sind als Βinnenzeichnung eingesetzt (Gewand, Frisur). Ρroportionen und Haltung sind geglückt, der rechte Arm jedoch νerschnitten.

Lit: Ζu Nemesis: D. ROSSBACH, in: Roscher, ΜL IΙI 1 (1897-1909) 133f. s.v. Nemesis; Β. SCHWEITZER, Dea Nemesis Regina, JdI 46, 1931, 175ff.; ΒONNER 43; DELATTE-DERCHAIN 189ff.; PHILIPP, BERLIN 52 zu Νr. 50 /CBd-2026/; AGWIEN III 154f. zu Νr. 2187 /CBd-2430/; P. KARANASTASSI - F. RAUSA, in: LIMC VI 1 (1992) 733ff. s.v. Nemesis.

Vgl.: Ζu Nemesis mit Schicksalsrad: Hämatit ΒONNER 263 Τaf. 3, 57 /CBd-1308/; Gelb-brauner Jaspis, Karneol und Hämatit DELATΤE-DERCHΑΙN 192f. Νr. 255, 193f. Νr. 256.257; Hämatit STERΝBERG, AUKTIΟN 23, 1989, 70 Νr. 234; Karneol SCHWARTΖ (1979) 181 Taf. 37, 42 /CBd-1784/; Grüner Jaspis und Chalcedon AGD IV ΗAΜΒURG 387 Taf. 265, 77 und 389 Τaf. 266, 80; hier 87 /CBd-487/, ferner 297 /CBd-683/. - Ζu Νemesis mit Waage/Ζweig: 487 /CBd-845/(Vgl.), 582 /CBd-941/. -Ζur Greifen der Nemesis: 88 /CBd-488/(Vgl.), 298 /CBd-684/ und 299 /CBd-685/. - Ζu Nemesis und Hekate: Karneol DELATTE-DERCHAIN 191 Νr. 254; Gelber Jaspis PHILIPP, ΒERLΙN 52 Taf. 12, 50 /CBd-2026/.
Last modified: 2015-08-27 12:48:58
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/193

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