The CBd
Zwierlein-Diehl, Köln on CBd-1940
Taf. 2
Serpentin, dunkelbraun. Form 8c, keine Kante, sondern weiche Rundung zur Seite b hin. Oben durchbohrt als Anhänger. Aus Slg. F. S. Matouk.
2,54 x 2,05 x 0,39
2. Jh. n. Chr.
Seite a: Grundlinie. Isis sitzt auf einem Thron mit hoher Lehne, hält Harpokrates auf dem Schoß; sie ist mit Chiton und Mantel bekleidet, trägt die Hörner-Feder-Krone. Die als Queroval dargestellte Krone des Knaben ist wohl die Sonnenscheibe. Harpokrates hebt die Rechte zur Mutter empor, hält den linken Arm gesenkt. Auf der Thronlehne sitzt der Horosfalke.
Die auf den freien Raum rechts und links verteilte Inschrift beginnt vor dem Kopf der Isis, Buchstabenfüße nach innen: Α Θ Θ Α Β/ Α Θ Α Θ
Seite b: Grundlinie. Bes steht breitbeinig, ithyphallisch, mit auf die Oberschenkel gestützten Armen in Vorderansicht. Das Gesicht ist durch einen Querstrich für die Augen, einen Längsstrich für die Nase skizziert, der Bart durch Parallelstriche gegeben, auf dem Haupt die Federkrone. Oben Sonnenstern und Mondsichel.
Ringsum, auf dem abgerundeten Rand, über dem Loch beginnend, Buchstabenfüße nach außen: Τ Α C Β Ε Ρ Β Ε Ρ Ε Τ Α C
Kommentar:
Das Amulett gehört zu einem mehrfach vorkommenden Typus, es ist aufgrund der Darstellung des Harpokrates auf der einen, des kinderschützenden Bes auf der anderen als Amulett eines Kindes zu deuten164. Schutzamulette für Kinder sind von den Amulettschnüren, die kleine Athener auf Choenkännchen tragen, über die "bullae" römischer Kinder bis zu den blauen Perlen im heutigen Mittelmeerraum eine besonders verbreitete Form magischer Glücksbringer. Ein Scholion zu Gregor von Nazianz, der den Christen Amulette (περιάμματα) und Beschwörungen (έπάcματα) verbietet, erklärt περιάμματα schlechthin als Amulette, die unvernünftige Ammen den Kindern umhängen165. Die Inschrift auf Seite a ist hier verschrieben, in der richtigen Form ist sie ein Palindrom: αθθα ß αθθα.
Bonner wendet sich gegen den Vorschlag von Jacoby166, darin die hebräischen Worte "Du bist Vater" zu erkennen. In der Tat klingt die Buchstabenfolge wie die Nachahmung des kindlichen Stammelns des Harpokrates. Eine Stelle in dem "Großen Pariser Zauberpapyrus" stützt diese Vermutung:
"Schutzmittel der Handlung, das du tragen mußt, aufgelegt zum Schutze deines ganzen Körpers: nimm <einen Fetzen> vom Linnen eines steinernen Harpokratesbildes in irgendeinem Tempel, darauf schreib mit Myrrhe folgendes: Ich bin Horos (Zauberworte), Sohn der Isis, αθθαβαθθα, und des Osiris Οsoronophris. Bewahre mich gesund, unverletzt, von Dämonen nicht geschlagen, unerschreckt für meines Lebens Zeit."167
Das Motiv der Seite a findet sich ähnlich, mit einem oder zwei Falken auf der Thronlehne, auf alexandrinischen Bronzemünzen aus der Zeit des Hadrian und des Antoninus Pius168.
Daß das Zauberwort der Seite b in der Silbenfolge τασβερβερετασ zu lesen ist, ergibt sich aus einem Amulett in Wien; es zeigt den von den sieben Vokalen umgebenen Bes auf der Vorderseite, das in vier Zeilen angeordnete Zauberwort auf der Rückseite169.

164 Bonner 144f.,196, 200 D.30 - 32. Delatte - Derchain Nr. 102 (= V. Τran Tam Tinh, Isis lactans (EPRO 37, 1973) 157f. A 160 Taf. 59 Abb. 145 a,b), Nr. 103 (= Tran Tam Tinh, a. Ο. A 161 Taf. 59 Abb. 146 a,b). Schwartz 170 Nr. 24 Taf. 36.
165 Migne PG 36, 381A. 907 B - C, vgl. Bonner 3f.
166 Jacoby zu ΡGM IV 1078. Bonner 145, 196.
167 PGM IV 1073 - 1080; herangezogen von Bonner, a. Ο. Zum Zusammenhang: Abrasax Ι 2ff.
168 Geissen ΙΙ Nr. 1045, 1046 (Hadrian, Jahr 15, 130/1 n. Chr.), Nr. 1841 - 1843 (Antoninus Pius, Jahr 23, 159/60 n. Chr.). Τran Τam Tinh, a. Ο. 132 A 107c Abb. 116.
169 AGWien III Nr. 2204 b.
 
Last modified: 2013-12-04 14:50:23
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