Taf. 18
Hämatit. Form 8. Oberkante abgeschrägt, rechte Kante bestoßen. Inv. G 2.
1,65 x 1,37 x 0,21
Bild b 1,45 x 1,20
2. Hälfte 2. - 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.
Seite a: Uroboros, darin das von siebenzackigem Schlüssel verschlossene Uterussymbol. Ringsum Vokale, Buchstabenfüße nach innen, rechts vom Schlangenkopf beginnend: Α Ε Η Ι Η Ε Α Α I Η Ε Α I Α Ι Ι I Α Ε Η I
Seite b: Inschrift in acht Zeilen:
ΤΡΑCΑΡ/ΗΤΙΨwΤΕΤ/ΡΑCΑΡΗΤΙΨW/ΤΕΤΡΑΓΕΤΑ/ΒΑΡΡWCΗΑΨ/ΟΡΡWΡΕΡΜ/ΙΤΑΘ ΗΑΧ/WΒ
τρασαρ ητιψω τετρασαρ ητιψω τετρα γετα βαρρωση αψορρωρ ερμιτατηχωβ
Rand: Ε W Θ ΑΡ Ρ W Ε Ι Λ Λ Α Α Λ Α Ο Θ W Ρ Α Λ
Der Gemmenschneider begann offenbar mit Ε W..., da zwischen Ε und Λ eine größere Lücke ist; möglicherweise schrieb er von einem anderen Amulett mit umlaufender Inschrift ab, wobei es nur auf Vollständigkeit, nicht auf Angabe von Anfang und Ende ankam. Die Lesung kann daher auch an anderer Stelle beginnen. Wahrscheinlich ist: Αρρωει λλααλαοθ Ὡρ αλεωθ.
Publikation: Wortmann, Gemmen 72 Nr.11 (Abb. der Seite a seitenverkehrt).
Kommentar:
Seite a: Ähnliche Darstellungen des Uterussymbols finden sich in verschiedenen Sammlungen
244. Die Vokale bilden ein doppeltes Palindrom mit zwei unregelmäßigen Mittelteilen (Kleinbuchstaben):
ΑΕΗΙηεααΙΗΕΑ(Ι)αιι(Ι)ΑΕΗΙ
Seite b und Rand: Die Zauberworte sind in dieser Form nicht bekannt, lassen sich jedoch weitgehend erklären:
Seite b: τρα: Abkürzung des im Folgenden zweimal vorkommenden τετρα.
Σαρ: Name des Sonnengottes, "Fürst", vgl. Σαραχθι, "Fürst der beiden Horizonte", PGM 1136 und Index 269; man könnte auch an die Abkürzung von Σάρ(απις) denken;
ητιψω (zweimal): vgl. ηταρονκον PGM IV 2604, ητνιαμιμ PGM IV 880; in ιψω verbirgt sich vielleicht der Gottesname Ψοï: Ψοï φνουθι νινθηρ, demot., kopt. " Psoï, der Gott der Götter" PGΜ IV 1643, XXXVIII 15, Index 233;
τετρασαρ: "Vierfürst", zur Bedeutung der Zahl "Vier" s. o. 28f.
τετρα γετα eines der häufigen Spiele mit ähnlichem Klang. Das verständliche Wort τετρα- ist dadurch verborgen, daß sich die Buchstabenreihe τρασαρητιψωτε wiederholt;
βαρρωση: mit Βαρ- beginnen verschiedene Götternamen, z. B. Βαρβαθιάω, Βάρζα, Βαρούχ (PGM Index 217); Βαρρωση ist vielleicht "Barr-Osi(ris)";
G. Platz bei Wortmann, a. O. vermutet daß sich in Z. 6 "ορρωρερμ" ein Stück der σοροορ-Formel verbirgt: "(σ)ορο(ο)ρ μερ(φ); eine so starke Veränderung gerade des Beginns der Formel und die Kürzung wäre jedoch ungewöhnlich; wahrscheinlich ist αψορρωρ ερμιτατηχωβ zu lesen; zu αψορρωρ vgl. πρωθι αψιωρ PGM X 17; zahlreiche magische Namen enden auf oρ = Ὁρ = Ὡρ, Ὧρος bzw. das gleichbedeutende ωρ = ὡρ = Ὡρ, "Horos", vgl. PGM Index 265 und 277f., in ορρωρ ist der Name des Gottes verdoppelt; Ερμιτατηχωβ ist wohl ein mit Ἑρμ(ῆς) zusammengesetzter Gottesname, vgl. χαῖρε ὁ ς' Ἑρμιχθαθωψ, "sei gegrüßt, du sechster, Ηermichthathops", einer der sieben πολοκράτορες τοῦ οὐρανοῦ, der "Polherrscher des Himmels" (PGM IV 691). Zur Endung -ωβ vgl. ωβαωβ αβνιωβ PGM IV 887f., Ἰακώβ PGM IV 1736, 1803.
Rand: Αρρωει: könnte Ἀρωι , ein Dekan sein
245, möglicherweise auch: Ἁρ ω εἶ, "du bist der große Horos"; Ἁρ = Ὡρ s. PGM Index 215, 246, zu nachgestelltem ω = groß, s. o. Νr. 10. λλααλαοθ Ὡρ αλεωθ: "Hor(os)" zwischen Zauberworten, vgl. λαλαοïθ... αλλαλεθω PGM IV 1414f.
244 Delatte - Derchain Nr. 336, 340, 341. Bonner Nr.
137 Τaf. 6 (mit vokalen). Ohne Uroboros: Delatte - Derchain Nr. 337 - 339. Zazoff in AGD III Kassel Nr.174. Philipp Nr.
181 -
183.
245 Gundel, Dekane 58; 77, 25. Preisendanz, GGA 201, 1939, 142.