The CBd
Philipp, Mira et Magica on CBd-1978
Horusfalke
9786. — Lagenachat, Sardonyx, zwei Lagen: hellblau, hellbraun, etwas durchscheinend. Form 8. Poliert. Bildfläche und Rand leicht verkratzt bzw. bestoßen. Moderne Goldfassung.
Slg. v. St. Aus dem Antiquarium übernommen.
2,8 x 2,05 x 0,3
Spätptolemäisch?
Der Horusfalke, als Vertreter des Königreiches von Unter- und Oberägypten mit der Doppelkrone geschmückt, steht nach rechts auf dem Zeichen des Reinigungsgefäßes `heb', einem traditionellen Füllsel, das aber insofern mißverstanden ist, als aus dem üblichen Prisma in der Mitte eine Rosette geworden ist. Hinter dem Horusfalken befindet sich die Flügelsonne, deren Scheibe nicht deutlich ausgebildet ist und die vielleicht auf den Horus von Edfu hinweist. Selten ist sie wie hier als seitliche Rahmung anzutreffen. Der Horusfalke wurde schon im ägyptischen Reich gerne als Amulettanhänger (z.B. aus Fayence) getragen, wird aber in der griechisch-römischen Zeit außer auf Münzen relativ selten dargestellt. Vielleicht ist der Falke hier auch als Symbol der Ptolemäerdynastie zu verstehen (Boardman - Vollenweider), wie er ja auch später auf den Münzen der römischen Kaiser erscheint. — Diese ungemein klar konzipierte und in ägyptischer Manier stilisierte Darstellung ist in der sonst in Ägypten für Wandrelief so beliebten Technik des "relief en creux" gearbeitet, trägt also eigentlich einen Kameenschnitt, der nach der Zeit Alexanders d.Gr. geläufig wird. Die unübliche Plazierung der Flügelsonne und die ungewöhnliche Formung des heb-Zeichens sowie die relativ kleine Doppelkrone deuten wohl auf die spätptolemäische Zeit. — Flach, linear geschnitten.
Publ.: Toelken S. 7 Nr. 1. Ausf. Verz. S. 377. Kat. 1967 Nr. 1049. Gröschel Nr. 67.
Lit.: Zur Flügelsonne: Bonnet v. Behedti (Schutzsymbol für den König und die beiden Reichshälften. In Edfu befand sich der wichtigste Horuskult.). Lex. d. Ägyptologie v. Flügelsonne (D. Wildung). E. Hornung und Elisabeth Staehelin, Skarabäen und andere Siegelamulette aus Baseler Sammlungen (1976) 170. 384. — Meist wird im Ägyptischen das neb-Zeichen und nicht das heb-Zeichen verwendet (A. Gardiner, Egyptian Grammar [1964] 527. Hornung-Staehelin s. o. 170.). Es ist im Ägyptischen nicht üblich, daß der Falke auf dem Gefäß steht: s. J. Settgast in: AG Wien I Nr. 20. — Zum Horusfalken: Bonnet v. Behedti, Falke, Horus. — Zur Darstellung und zum Motiv: Boardman-Vollenweider, Gems Oxford Nr. 337. Zahlreiche Darstellungen auf Münzen, s. z. B. Geissen I Nr. 162. 292. 295. 298. 335. 344. 355. 360ff. — Zur seltenen Schnittechnik: Furtwängler AG Taf. 59,9. Vollenweider Genf II Taf. 30, Nr. 73a-b. AGWien II Nr. 631. Vgl. auch die sehr viel älteren Münzen aus Tyros (Franke-Hirmer Nr. 681. MuM Auktion Zürich 1974 "Griechische Münze", S. 239 Nr. 170.).
 
Last modified: 2013-08-30 12:58:35
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