Heliosbüste mit Löwe und Hahn
12475. — Heliotrop. Form 8. Rand stark bestoßen.
1894 von Forrer in Straßburg gekauft.
2,0 x 1,45 x 0,38
Ende 2. Jh. n. Chr.
Vs.: Die Büste des Helios ist rechts im Profil gezeigt. Sie sitzt über einem Globus auf einer breiten, vorn profilierten Basis und wird hinten durch einen zusätzlichen senkrechten Steg getragen. Der Büstenausschnitt mit einigen Falten des Mantels ist nicht sehr groß. Der Hals ist relativ lang und das Gesicht schwer, mit einer breiten Wangenpartie und großem Auge. Die Haare sind seitlich eingerollt und liegen lang im Nakken, auf dem Kopf trägt er einen fünfstrahligen Kranz. Vor ihm rechts im Bild und ihm zugewendet ein Hahn (Grundlinie) und darunter nach rechts schreitend, mit langem Schwanz und mächtiger Mähne, ein Löwe. — Der Hahn, ein Symbol des Lichtes (besonders im persischen Bereich), dem man prophylaktische Kräfte zuschrieb (vgl. Kat. Nr.
43 /CBd-2019/.
158 /CBd-2113/), und der Löwe sind Tiere, die eng mit der Sonne verbunden sind (der Löwe schon in dynastischer Zeit). Wenn die Sonne im Zeichen des Löwen stand, begannen das neue Jahr und die Nilflut. So kann der Löwe der Bringer der Nilflut sein. Dieses “sol in leine” wird auch hier gemeint sein; das Grün des Jaspis — Symbol der Frische und Gesundheit (vgl. Kat.
Nr. 7 /CBd-1983/) — unterstützt diese Interpretation. Es sei aber auch auf Steine hingewiesen, auf denen Helios auf dem Rücken des Löwen über einen geschlagenen Feind hinwegreitet: Helios/Horus unterstützt Osiris im Kampf gegen Seth. — Kräftig modelliert, plastische Details. Auge, Nase, Mund bei Helios mit einzelnen Strichen angegeben. Umlaufend am Rand der Bildfläche:
ΦPH und ΑΙPΒΑΑIΔI
N
Φρη, hinter Helios zu lesen, ist das bohairische Wort für Sonne, das häufig in diesem Zusammenhang erscheint.
Rs.: Buchstaben und Charakteres:
ΑΚΡΑ
ΜΑΧΑ
ΜΑΡE

Ακραμμαχαμαρι: der Name für die Sonne in der dritten Stunde.
Lit.: Es ist vor allem Sarapis, der mit dem Globus als Kosmokrator dargestellt wird. Die enge Verbindung von Helios und Sarapis legt eine Angleichung nahe (vgl. Hornbostel 260ff.). — Zur Büste auf Globus: Ch. W. Clairmont, Die Bildnisse des Antinous (1966) Nr. 15 Taf. 14. Eine Terrakotte in Hamburg: Hornbostel Taf. 165 Nr. 269a-c. — Zum Hahn: Bonner, Amulets
125ff. — Zum Löwen: ibid.
150f. D. Wortmann, Nilflut 80ff. — Zu
φρη: s. o. S. 17. Bonner, Amulets
152.
154. — Zur Inschrift auf Rs.: ibid.
201. A. Barb, JWCI 27, 1964, 13 Anm. 80: eigentlich aus dem Aramäischen. Wortmann, Mag. Texte 74 (auf Zauberpapyri häufig). Sijpesteijn, OMRO 190. Auf Gemmen: Delatte-Derchain, v. Index s. v. ακραμμαχαμαρι. AGDS III Kassel Nr. 134. — Die Βüstenstütze gibt wohl einen Datierungsanhalt auf die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. Die üppigen Formen deuten vielleicht auf die severische Zeit, in der Helios eine große Rolle spielte als pacator orbis (vgl. die Goldmünze Hirmer-Kent u.a. Nr. 395).