Gorgoneion - Hekate
9808. — Kalkstein, rosa-gelblich. Form 8. Gut erhalten.
Slg. v. St.
1,75 x 1,5 x 0,35
Mitte 2. Jh. n. Chr.
Vs.: Das Gorgohaupt sehr tief und plastisch geschnitten, wie es für diese Art Gemmen meist nicht üblich ist. Die Darstellung gehört zum Typ mit Flügeln über den Schläfen und unterm Kinn geknoteten, sich ringelnden Schlangen. Die tiefliegenden Augen mit schräggestellten Augenbrauen zeugen noch von hellenistischem Pathos, während die übrigen Formen im Gesicht wie auch die Wiedergabe des Haares stilisierter und beruhigter, fast schematisch sind. Jeweils zwei Schlangen ringeln sich unterm Kinn bzw. überm Kopf, andere scheinen sich noch seitlich um den Kopf zu winden. Sie sind aber sehr flach gehalten, bestimmen das Bild der Gorgo keineswegs, wirken eher wie eine Auflockerung des Κοnturs. — Sorgfältig gearbeitet.
Am Bildrand umlaufend:
CECENΓENBAPΦAPAΓΓHC
Diese Formel kommt auf Gemmen besonders im Zusammenhang mit solaren Symbolen oder Darstellungen vor; aber schon Bonner weist auf die Ausnahmen hin. Die Inschrift wurde hier vielleicht erst nachträglich angebracht, als auch auf der Rs. die stilistisch völlig anders aufgefaßte Hekate eingeschnitten wurde. Die Bedeutung der Formel ist nicht geklärt; sie enthält wohl φάραγξ = der Schlund, Abgrund.
Rs.: Auf kurzer Grundlinie die Darstellung einer kleinen dreiköpfigen Hekate mit sechs Armen, je drei übereinander: Sie halten Fackel, Dolch und Geißel. Polos auf den Köpfen. — Die Gesichter und das Gewand sind sorgfältig, aber schematisiert skizziert. Unter der Grundlinie:
ΛΑΧΝΙΑ
Die Bedeutung ist unklar: steht λαχνια für λυχνία oder λαyνeία? Hekate wird häufig bei Liebeszaubern in den Papyri angerufen.
Publ.: Toelken S. 452 Nr. 102. Ausf. Verz. S. 380.
Lit.: Zur Hekate: Kat. 48 /CBd-2024/. s. auch AGDS III Göttingen Nr. 608: Verbindung von Hekate und Gorgoneion auf einem Stein. Eine Wiener Gemme zeigt außerdem die drei Grazien (Barb, Diva Matrix Taf. 331. S. 212). — Zum Gorgoneion: Kat. Nr. 38 /CBd-2014/ .
39 /CBd-2015/.
43 /CBd-2019/.
175 /CBd-2130/.
— Zur σεσενγενβαρφαραyyης-Formel: Bonner, Amulets 201f. Wortmann, Mag. Texte 60. 83 (Anrufung von Abraxas und Adonai). Vgl. PGM, Index S. 231a. 270b. Schwartz 177: ursprünglich aramäisch. Sijpesteijn, OMRO 190. — Zum korallenfarbigen Kalkstein s. u. S. 140. 145.