9821. — Chrysopras. Form 6. Oberseite stark konvex. Gut erhalten. Moderne Goldfassung.
EA
1,25 x 0,95 x 0,3 (si.O.)
1. Jh. n. Chr.
Isis galt, dem Osirisaspekt des Sarapis entsprechend, als dessen Gemahlin und wurde gern mit ihm zusammen oder aber mit ihrem Sohn Harpokrates dargestellt. Außerdem wurden ihr, die schon von alters her Krankheiten heilte, im Laufe der Zeit die Attribute und Fähigkeiten zahlreicher anderer griechischer und ägyptischer Göttinnen zugeordnet. So hält sie hier Füllhorn und Steuerruder, was ihre Wirkungssphäre als Hafengöttin Tyche zeigt, die ihrerseits seit dem 4. Jh. v. Chr. besonders beliebt war und von manchen als die einzige, wahre Gottheit empfunden wurde. Das Steuerruder ist ihr altes Attribut (vgl. schon Pindar 01. 12, 1ff. u. Frg. 40 ed. Snell). Das Füllhorn verbindet Isis sowohl mit Tyche wie auch mit der schlangengestaltigen Erntegottheit Thermouthis (s. Kat. Nr. 74 /CBd-207/). Auf dieser Gemme Kat. Nr. 60 /CBd-2036/ sitzt Isis ähnlich wie Demeter (Kat. Nr. 43 /CBd-2019/) in Dreiviertelansicht auf ihrem gedrechselten Thron. Im rechten Arm hält sie ein üppiges Füllhorn, mit der Linken faßt sie das am Boden stehende Steuerruder. Wie wohl auf allen Gemmen trägt sie auch hier nicht das sonst übliche Gewand mit dem “Isis-knoten" und dem Fransenmantel: Der hochgegürtete ärmellose Chiton fällt in lockeren, feinen Falten, im Schoß bauscht sich der üppige Mantel und hängt mit einem langen Zipfel über den rechten Arm. Das Haar ist an der Seite eingerollt und fällt in langen Locken auf die Schultern. Auf dem Kopf trägt sie die ihr eigenen Attribute Kuhgehörn, Sonnenscheibe und Federn, welche sie mit der Göttin Hathor verbinden. — Feine, tief unterschnittene Arbeit. Schneid- und Flachperlzeiger.
Unter der Segmentlinie:
AΛKH (linksläufig)
“Stärke, Kraft, Tapferkeit”, wohl ein Wunsch für den Träger des Steines.
Publ.: Toelken S. 45. Ausf. Verz. S. 377. Kat. 1967 Nr. 1052.
Lit.: Darstellungen der thronenden Tyche und besonders der thronenden Isis-Tyche sind auf Gemmen seltener als der stehende Typ: AGDS I 3 München Nr. 2617-2622. Sena Chiesa, Aquileia Nr. 618-622. Henig Nr. 325-327. — Zu Isis allg.: R. E. Witt, Isis in the Graeco-Roman World (1971). Sharon Kelly Heyob, The cult of Isis among Women in the Graeco-Roman World (1979). F. Solmsen, Isis among the Greeks and Romans (1979). Vgl. Bonnet v. Isis. — Zu Tyche: Hunger s. v. Zu Isis-Tyche: Fra-ser s.v. — Zur Inschrift: Bonner, Amulets 177. PGM IV, 967; VIII 6, 31 (Hinweis R. Merkelbach). — Zum Gewand: H. Schäfer, Fs. Lehmann-Haupt (1921) 194ff.