9819. — Jaspis, rot. Form 8. Beide Seiten bestoßen. Moderne Silberfassung.
Slg. v. St.
1,6 x 1,2 (si.O.) x 0,2
1. Jh. n. Chr.
Auf einem Thron mit hoher Lehne und dickem Polster sitzt Isis in einer Dreiviertelwendung nach links (Kopf im Profil) und hält vor sich auf dem Schoß im rechten Arm den kleinen Harpokrates, der im Spiel die Arme hebt. Er ist unbekleidet und trägt auf dem Kopf über der nur flüchtig angedeuteten Jugendlocke den Sonnendiskus. Isis, dem Kind ganz zugewendet, hat den Chiton links heruntergestreift, um dem Kind die Brust zu reichen. Weit in den Raum ausgreifende Armbewegungen. Ihr Mantel ist flüchtig um die Beine geschlungen, der rechte Fuß weit zurückgesetzt. Die Haare, mit ein paar kräftigen Strichen angegeben, sind im Nacken geknotet; auf dem Kopf trägt sie den ebenfalls nur flüchtig angedeuteten Kopfputz (Kuhgehörn und Diskus). — Die griechische Formulierung dieses Motivs entstand im Hellenismus (wohl in Alexandria, genaue Nachrichten fehlen allerdings) und hat sich bis zur Spätantike gehalten. In ihrer Nachfolge steht in christlicher Zeit das Bild der Madonna lactans. — Zügige, etwas flüchtige Arbeit, lineare Details. Die richtige Ansicht gibt wohl der Abdruck, da Isis das Kind meist im linken Arm hält.
Publ.: Toelken S. 17· Nr. 41.
Lit.: Zu Isis vgl. Kat. Nr. 60 /CBd-2036/. 61 /CBd-2037/. 63 /CBd-2039/. 64 /CBd-2040/, zu Harpokrates s. Kat. Nr. 85 /CBd-2059/-87 /CBd-2061/. — Zur Sonnenscheibe des Harpokrates als Kind der Sonne: Bonnet v. Harpokrates und Har-p-re. — Zum Motiv: Tran Tam Tinh, Isis lactans 40ff. (dort alle ältere Lit.). — Zum Motiv in christlicher Zeit s. auch A. Effenberger, FuB 18, 1977, 158ff. (dort die ältere Lit., besonders in Anm. 1. 2). — Dieses vor allem in der Kleinkunst so beliebte Thema erscheint auf Gemmen relativ selten: AGDS IIΙ Kassel Nr. 154 (dort weitere Beispiele). A. M. El-Khachab, JEA 49, 1963, 151 Taf. 25, 15. Maddoli, Kyrene Nr. 255 (200) S. 81. — Zu Darstellungen auf Münzen: A. Alföldi, A festival of Isis in Rome under the Christian Emperors of the 4th cent. (1937) 18 Taf. 13,1f. Vgl. auch Geissen I Nr. 491. 615.