S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 71-72, no. 109
Magnetit, stark poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten, Kante unregelmäßig nach vorn abgeschrägt. Ringstein.
1,5 x 1,2 x 0,4
3. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 537, EA 56537.
Vs.: Harpokrates auf dem Lotuskelch im Profil nach links. Der Lotus wächst in Ranken auf einer kurzen Grundlinie, dornähnlich abstehend zwei Triebe ohne Knospen. Die mit senkrechten Kerben gestrichelte Blüte gleicht einer Schüssel: der Rand durch eine glatte „umlaufende” Wulstkerbe betont, das Blüteninnere durch Schrägschraffur angedeutet. Harpokrates sitzt mit beinahe waagerecht ausgestreckten, nur im Knie leicht gebeugten Beinen auf dem Lotus, so daß die Unterschenkel und Füße über den Rand des Kelches hinaus ragen. Der Oberkörper ist glatt, Kleidung oder Muskulatur nicht angegeben. Die rechte Hand ist zum Mund geführt, im linken Arm ein Füllhorn, zusätzlich ragt hinter der linken Schulter ein nach rechts außen weisendes Flagellum hervor. Die Haarkalotte ist von einem Band umgeben, auf dem Kopf ragen zwei kurze ν-förmige Kerben in die Höhe. Das Profil ist kaum ausgearbeitet, nur die Nase scheint angegeben zu sein, die Wange erscheint als Tiefmulde. Im freien Feld Buchstaben. Links neben der Figur:
I
Unter dem Kelch links und rechts des Stengels:
AW
->Iaô
Rs.: Queroval. Inschrift in zwei Reihen:
ΗΥΝTΕ
Nach Notizen sieht sich M. Smith an den Planetennamen ΚAΝTΕΥ erinnert (Jupiter?).
Der Magnetit wurde seiner anziehenden Wirkung wegen fir Liebeszauber bevorzugt, ebenso ist Harpokrates - vor allem in Gleichsetzung mit Eros - mehrmals auf Amuletten aus dem Bereich des Liebeszaubers belegt. Auch die Papyri nennen das auf der Lotusblüte sitzende Kind in Zusammenhang mit einem „gepriesenen Liebeszauber”, indem bei dessen Zauberhandlung ein eiserner Ring mit diesem Motiv eingesetzt wird (ΡGM LXΙ 31ff.).
Sehr flächige Darstellung ohne Binnenzeichnung oder Detail. Die Haltung des Horuskindes ist nicht ganz geglückt, es scheint mit den Füßen zu wippen, die über den Rand des Lotus baumeln. Auch wirkt die Figur im Gegensatz zu der Lotusblume zu glatt und silhouettenhaft. Die Proportionen sind nicht stimmig und die Raumnutzung nicht vorteilhaft: die Figur scheint den Platz nach oben hin zu sprengen.
Publ.: GOODENOUGH II 256 Αnm.338, III Νr. 1102.
Lit.: Ζu KANTEY:
BONNER 196f.;
hier 40 /CBd-419/(Lit.). - Zum Motiv allg.:
104 /CBd-504/(Lit. ).
Vgl.: Ζu Harpokrates auf dem Lotus im Profil nach links:
104 /CBd-504/(Vgl.),
105 /CBd-505/,
108 /CBd-508/,
110 /CBd-510/,
113 /CBd-513/,
116 /CBd-516/,
118 /CBd-518/. - Zum Füllhorn als Attribut: Gelblicher Jaspis, unrein und gesprenkelt GETTY Museum Inv.
85.AΝ.370.35 /CBd-2381/ (unpubl.); Karneol AGHAGUE 356 Taf. 173, 1123; Schwarzer Jaspis DELATTE-DERCHAIN 110 Νr. 134; hier
104 /CBd-504/,
107 /CBd-507/,
115 /CBd-515/,
223 /CBd-621/(Rs.). - Ζu Motiv und Material: Magnetit BONNER
265f. Taf. 4, 75 /CBd-1321/; Magnetit PHILIPP, BERLIN
75 Taf. 23, 98 /CBd-2072/. - Zum Motiv allg.:
104 /CBd-504/–116 /CBd-516/,ferner
118 /CBd-518/–122 /CBd-522/. - Ζu Harpokrates im Liebeszauber:
133 /CBd-533/–135 /CBd-535/.