S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 74-75, no. 113
Gelber Jaspis, poliert, in den Vertiefungen matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Auf der Rs. abgeschabt. Ringstein.
2,1 x 1,5 x 3,5
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von C. Schmidt, Esq. (1868).
Βrit. Mus. Inv. G 245, EA 56245.
Vs.: Harpokrates auf dem Lotuskelch im Profil nach links. Über einer dünnen Grundlinie erhebt sich aus einem halbkreisförmigen Hügel, von Mohn und Ähre flankiert, der säulenartig aus zwei Parallel-Linien bestehende Stiel einer Lotusblüte, im oberen Drittel durch eine rundliche Querkerbe verdickt. Die „Blüte” selbst ist wuchtig und ungemustert, der obere Rand stark betont, so daß die gesamte Konstruktion an ein griechisch-römische Luterion mit Fuß und gedrechseltem Bein erinnert. Auf der Lotusblüte sitzt Harpokrates, das linke sichtbare Bein leicht angezogen. Die Figur scheint unbekleidet, eine dünne Querlinie setzt wohl die Brustmuskulatur ab. Der rechte Arm ist mit deutlich ausgearbeitetem Zeigefinger angebeugt vor dem Körper erhoben und weist nach oben. Der nach unten gestreckte linke Arm hält ein peitschenähnliches, nach rechts außen hängendes Flagellum. Auf dem von einem Band umgebenen Kopf (ohne erkennbare Jugendlocke), eine pflanzenähnliche, dreistengelige Krone. Im freien Feld, links unten beginnend und umlaufend, Buchstaben einer Inschrift:
ΑΧΘΥCΙΑ
Rs.: Inschrift in vier Reihen:
AΣ
WΝI
AΣΟΝ
ΤAΝ
Ähre, Lotusknospe und Blüte mit dem darauf sitzenden Kind stellen die drei Ebenen Land, Wasser und Luft dar. Neben dem Symbol für Fruchtbarkeit ist die Ähre auch Symbol für Osiris und den Monat Tybi.
Der grob und detaillos geschnittene Lotuskelch - wohl ein mißlungener Anschnitt mit dem Rundbohrer und unvollendet - beherrscht das Bild so stark, daß der zwar flächig, jedoch mit manchem Detail ausgestattete und sorgfältiger gearbeitete Harpokrates kaum zur Wirkung kommt. Auch durch die unstimmigen Proportionen wird dies unterstützt: die Lotusblüte ist überdimensional groß, das Kind dagegen zu klein in das obere Drittel des Steines gepreßt. Die Inschriften könnten nachträglich hinzugefügt worden sein.
Lit.: Zum Motiv:
104 /CBd-504/(Lit.). - Zur Ähre:
107 /CBd-507/.
Vgl.: Zu Harpokrates auf dem Lotus im Profil nach links:
104 /CBd-504/(Vgl.),
105 /CBd-505/,
108 /CBd-508/–110 /CBd-510/,
116 /CBd-516/,
118 /CBd-518/. - Zum Motiv Lotus und Ähren:
107 /CBd-507/(Vgl.). - Zum Motiv allg.:
104 /CBd-504/–116 /CBd-516/, ferner
118 /CBd-518/–
122 /CBd-522/.