S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 75, no. 114
Lauchig-grüner Jaspis, schwach poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Ringstein.
1,8 x 1,5 x 0,3
17./18.. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 70, EA 56070.
Vs.: Harpokrates auf dem Lotuskelch im Profil nach rechts. Unten, frei im Raum, drei Stengel mit kugeligen Enden, die mit einer kurzen Linie bekrönt sind. Darüber schwebend ein konisch tiefer Blütenkelch, in der Mitte mit einem senkrechten Balken versehen, von dem aus fischgrätenartig schräg laufende Linien angeordnet sind, oben eine abschließende Waagerechte als Rand. Darüber, ohne direkte Berührung mit der Blüte, Harpokrates mit verkürzt gezeigten, angewinkelten Beinen sitzend, kurze Kerben bezeichnen die Füße. Der Körper ist nicht näher charakterisiert, Kleidung oder Muskulatur sind nicht angegeben. Der rechte Arm ist von der Schulter waagerecht abgestreckt, dann unnatürlich geknickt und kreisförmig gebogen, in der Beuge ein Flagellum, der linke ist angewinkelt in Richtung Mund erhoben, Hand oder Finger sind jedoch nicht ausgearbeitet. Der Kopf der Figur ist kaum zu identifizieren. Kinn und Nase sowie ein rundliches Auge scheinen angegeben, Kerben auf dem Kopf könnten Haar oder eine Krone bezeichnen. Im freien Feld, links in der Mitte des Bildfeldes beginnend und senkrecht nach oben verlaufend, die Inschrift:
AION
αἰών, „Äon, Ewigkeit”
Rechts etwas tiefer beginnend und senkrecht nach oben laufend:
IΧΧΧI
Äon oder Aion meint die Ewigkeit, die Weit. In der Gnosis wird das Wort für jenseitige Welten gebraucht und bedeutet zugleich auch engelhafte Mächte. Verborgen bleibt der Inhalt des Palindroms IΧΧΧΙ, mit dem möglicherweise Zahlen(werte) verschlüsselt sind.
Rs.: leer
Die nicht geläufige Farbvarietät des Jaspis läßt zusammen mit Unstimmigkeiten im grob ausgeführten Motiv vermuten, daß der Stein wohl während des 17. oder 18. Jahrhunderts entstanden ist (die zum Mund geführte Hand fehlt z.B. ebenso wie die Jugendlocke).
Flüchtiger, nichtssagender Schnitt. Grob und eckig gesetzte Kerben lassen ein Schema entstehen, das nur schwerlich im Detail lesbar ist, insgesamt jedoch als Harpokrates auf dem Kelch erkennbar bleibt.
Lit.: Zu Äon: H. SASSE, in: RΑC I (1950) 193ff. s.ν. Aion; PETER SLOTERDIJK, Weltrevolution der Seele II (1991) 1027. - Zum Motiv:
104 /CBd-504/(Lit.).
Vgl.: Harpokrates auf dem Lotus im Profil nach rechts:
106 /CBd-506/(Vgl.),
107 /CBd-507/,
111 /CBd-511/,
112 /CBd-512/,
115 /CBd-515/. - Zum Material:
587 /CBd-946/. - Zum Motiv allg.
104 /CBd-504/–116 /CBd-516/, ferner
118 /CBd-518/–122 /CBd-522/.