The CBd
Philipp, Mira et Magica on CBd-2140
Hermes (?) mit Zauberformeln
9884. — Nilkiesel. Form 6. Oberseite nur flach gewölbt. Rand auf beiden Seiten stark bestoßen.
Slg. v. St.
2,5 x 2,0 x 0,65
2./3. Jh. n. Chr.
Vs.: Die die Zauberformeln tragende Figur ist nur im Kontur skizziert, wie dies von manchen Zauberpapyri her bekannt ist. Die offenbar unbekleidete Gestalt schreitet nach links “auf Zehenspitzen” weit aus (auf kurzer Grundlinie), hält in der ausgestreckten Rechten einen langen Stab (Szepter? Kerykeion?) und in der gesenkten Linken einen runden Gegenstand (Kranz? Lebensring? Geldsäckchen des Merkur?). Das Haar ist seitlich eingerollt oder mit einem Band gefaßt, das nach hinten steht, der Schmuck auf dem Kopf erinnert an das Lotosblatt, wie es bei Hermes-Thoth-Darstellungen angetroffen wird (vgl. Kat. Nr. 37 /CBd-2013/). — Vgl. auch Kat. Nr. 145 /CBd-2100/.
Die Bildfläche ist einschließlich der Figur wie in einem horror vacui ganz mit Buchstaben überzogen (vgl. Kat. Nr. 188 /CBd-2141/), meistens Vokale, immer wieder auch Varianten zu Sao. Nur einige Buchstabenfolgen ergeben vielleicht sinnvolle Worte, wie sie schon Toelken vermutet hat: so die beiden Zeilen am rechten Bildrand: WOΓΟΝ OΥCIA “eigeboren und Wesenheit”. ούσία bezeichnet in den Zauberpapyri oft den Zauberstoff, das Material, mit dem der Zauber durchgeführt wird, z. Β. Haare. Senkrecht am linken Bildrand: KPOMAZAMO ΥΛAX, wobei ὕλα - ὕλη vielleicht “Materie” bedeutet, in “χ” vermutet Toelken das Wort “χάος”. In der 3. und 4. Zeile (v. o.) auf dem Körper ist vielleicht “ΘWΟΥ = Thoth” zu lesen.
Rs.:
ẠBΛ
ẠNΑΘ
ΑΝΑΛ
BAΑB
PACAΞ
IΑW
Publ.: Toelken S. 450 Nr. 102. Ausf. Verz. S. 380. Pieper 143.
Lit.: Zu diesen figurae magicae und deren möglicher Interpretation als “Adam” analog der jüdischen Gnosis bzw. als “Anthropos” der klassischen Gnosis: Delatte-Derchain 291. A. Barb, JWCI 27, 1964, 5f. (dort auch Materialüberblick), sieht in den Figuren, die der hier vorgelegten entsprechen, eine interpretatio iudaica der Hermesgestalt. (Die meisten der von ihm genannten Beispiele sind aus Bergkristall oder Amethyst gearbeitet.) Bei den von A. Barb angeführten Beispielen windet sich vor der Hermesgestalt eine Schlange empor. — Ähnlich mit Buchstaben überzogen: Kat. Nr. 188 /CBd-2141/. Vgl. zwei Gemmen bei Delatte-Derchain (Nr. 415. 416), auf denen aber nur die Figuren Buchstaben tragen. (Vokale und Namen, aber auch die αβλαναθαναλβαFormel, Nr. 415). Die Gestalt bei Nr. 416 trägt wie hier einen Kranz (?). Forbes Nr. 148. Auf dem Pariser Zauberpapyrus PGM IV 296ff. 2374ff. wird das Beschreiben einer Wachsfigur auf fast allen ihren Körperteilen mit Zauberworten empfohlen. — Zu οὐσία: Wortmann, Mag. Texte 68ff. — Zu αβλαναθαναλβα vgl. Kat. Nr. 138 /CBd-221/. — Zu Abraxas-Iao s. S. 22. — Zu den Vokalreihen vgl. Kat. Nr. 159 /CBd-2114/. — Zum Θ am Ende eines Zauberwortes (hier hinter dem linken Bein: HWIΘ): Barb, Abraxasstudien 69 Anm. 1.
 
Last modified: 2015-07-22 11:32:02
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