Bärtiger Kopf
11930. — Bandachat, milchig-braun. Die Bänder knicken ab. Form 3. Gut erhalten. AKB. 1894 vom Antiquarium übernommen.
1,4 x 1,1 x 0,3
16./17. Jh.
Vs.: Porträt eines älteren bärtigen Mannes, der nach links blickt. Er ist kahl bis auf einen Haarbüschel über der Stirn und langen Haaren im Nacken, die zu drei stilisierten Lockenreihen frisiert sind. Die Stirn ist niedrig und wird abgegrenzt durch eine sehr lange, kräftige Augenbraue, die über der hochsitzenden Nase bzw. an der Nasenwurzel mit der rechten Braue zusammengewachsen zu sein scheint. Das tiefliegende Auge ist weit geöffnet, die Nase kurz und scharf, der Mund weit vorgeschoben und leicht geöffnet; über der schräg nach oben gehenden Oberlippe ein Bärtchen. Lippen sehr scharfkantig und groß. Das Kinn deckt ein bis zu den Ohren gehender Bart. Die Mundpartie ist etwas eingefallen oder eingezogen, so daß die Backenknochen kräftiger hervortreten. Die Ohren sind groß und haben eine tiefe Muschel. Der Bärtige hat einen kurzen Hals bzw. einen leicht hochgezogenen Rücken. Der Schulteransatz ist tief unterschnitten und das lose geschlungene Gewand greift unsinnigerweise mit einer Falte unter diesen Schulteransatz — Mißverständnis einer Vorlage? Dieses Detail wie auch die stilisierte, aber nicht idealisierte Physiognomie des Dargestellten lassen eher an ein Porträt der Renaissancezeit denken.
Rs.: Charakteres und zwei ineinandergestellte Halbmonde (?). Ein Zusammenhang mit dem Porträt auf der Vs. scheint nicht zu bestehen.
Publ.: Reger 1, S. 115, 4.
Lit.: Das Stück ist wohl nach Vorlagen wie Richter, Engraved Gems, Nr. 414 (= Nr. 753a), zu dem schon ibid. Nr. 753 eine Nachahmung darstellt, AGDS ΙI Berlin Nr. 494 und M. Maaskant-Kleibrink, BABesch 55, 1980, 13 Nr. 37 gearbeitet (dort weitere Lit. zu dem Typ des “Plato”-bzw. “Aristoteles”-Kopfes): Verhärtungen bzw. Übertreibungen (Haarbüschel über der Stirn, Augenbrauen), Schematisierung der Frisur und Unkenntnis oder Mißverständnis in der Wiedergabe des Mantels über tief unterschnittener Schulter sind deutlich. Ob die Rs. gleichzeitig oder später graviert wurde, muß offenbleiben. Es handelt sich wohl um eine Arbeit aus dem 17. oder spätestens frühen 18. Jh., da sich diese Gemme bereits in der kurbrandenburgischen Sammlung befand.