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Philipp, Mira et Magica on CBd-2059
Philipp, Mira et Magica, 70, no. 85.

Harpokratesbüste
9765. — Karneol, braunrot, wolkig. Form 6. Oberseite nur wenig konvex, etwas abgerieben.
Slg. v. St.
1,52 x 1,22 x 0,4
1. H. 2. Jh. n. Chr.
Zu den ägyptischen Gottheiten, die in der griechisch-römischen Zeit besonders stark in den Vordergrund traten, gehörte vor allem der kleine Harpokrates, der Sohn der Isis. Das Interesse an der Darstellung des Kindes und des Kindlichen seit der hellenistischen Zeit kommt bei diesen oft ins Genrehafte spielenden Darstellungen deutlich zum Ausdruck. Wir sehen Harpokrates als Kind oder als Knaben, stehend, sitzend oder hockend, auf der Lotosblüte oder auf der Barke, im Spiel mit einem Tier beschäftigt usw. Die Variationsbreite ist wesentlich größer als bei Sarapis oder bei Isis. Häufig ist auch die Nähe zum griechischen Eros unverkennbar. Die Haartracht ist bald der griechische Lockenkopf, bald die “Jugendlocke” an der rechten Seite oder eine Kombination beider Frisuren. Der rechte Zeigefinger wird in kindlicher Geste an den Mund geführt. Die Attribute variieren: Doppelkrone, Amulett, Füllhorn, Geißel usw.
Auf der Gemme Kat. Nr. 85 erscheint nur die Büste des Harpokrates, ein relativ seltenes Motiv. Er ist hier eher als Knabe denn als Kind dargestellt. Auf dem Original ist sein linker Index an den Mund (die geöffneten Lippen kaum zu erkennen) geführt, d.h. der Abdruck gibt die richtige Ansicht. Am Handgelenk trägt er einen Armreif, auf dem Kopf eine winzige Doppelkrone und ein Diadem oder Reifen, hinter seinem Rücken erscheint ein sehr schematisch dargestelltes Füllhorn. Die Jugendlocke fehlt bei dieser ganz griechisch gehaltenen Frisur. — Große, gleichmäßig gerundete Flächen, feine Angabe der Details, sorgfältige Charakterisierung der Haare.
Publ.: Toelken S. 23 Nr. 85.
Lit.: Allg. zu Harpokrates: Weber 72ff. Bonnet v. Harpokrates. — Parallelen (Βϋsten) auf Gemmen: AGDS III Braunschweig Nr. 13. O. J. Névérov, Fs. Vermaseren II (1978) Taf. 177 Nr. 27 (aus der Nekropole von Chersones am Schwarzen Meer, gef. 1908). K. Nicolaou ibid. Taf. 178 Nr. 9. 10, S. 849ff. (Tonsiegel aus Paphos — ptolemäisch?). Antje Krug, Ber RGK 61, 1980, 210 Nr. 191 (2. H. 1. Jh. v. Chr.). Münze des Lucius Verus: Brit.Mus. Cat. Alexandria Nr. 1387 Taf. 17. — Zum Stil: AGWien I Nr. 447. MuM Auktion 40, 1969, Nr. 24 (dort zur Datierung). — Zur Frisur: AGDS I 3 München Nr. 2199 (mit Haarreif). Sie ist herzuleiten von derjenigen des Apollontypus Ostia-Leptis Magna (vgl. P. Zanker, Klassizistische Statuen [1979] 89ff. Taf. 69/70).
 
Last modified: 2015-07-03 12:44:58
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