S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 81-82, no. 124.
Dunkelgrüner Jaspis, poliert. Queroval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Kante links und unten abgesplittert, große Mulden in die Vs. reichend, kleiner Abspliß an der Kante rechts oben. Ringstein.
1,2 x 1,75 x 0,2
3. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Towneley (1805).
Brit. Mus. Inv. G 68, EA 56068.
Vs.: Fünf Figuren in einer länglichen, mit Quer- und Längskerben gemusterten Barke. Auf den Enden des Bootes saßen ursprünglich Falken, von denen nur noch der rechte erhalten ist. Im Zentrum des Bootes der Lotus mit glattem Stengel, auf der Blüte Harpokrates mit angezogenen Beinen im Profil nach links sitzend. Die Figur ist unbekleidet, Muskulatur nicht angegeben. Der rechte Arm ist angewinkelt erhoben, die angedeutete Hand zum Mund geführt, der linke mit einem Flagellum angewinkelt in die Seite gestemmt. Der Kopf der Figur ist flüchtig geschnitten, vom Profil sind nur Nase und Kinn zu erkennen, im Nacken scheint die Locke abzustehen. Links und rechts vom Lotus je eine Schlange im Profil, Harpokrates zugewandt. Die rechte scheint gerippt gemustert einmal gewunden, am kugeligen Kopf ist die Zunge erkennbar. Die linke ist dagegen in Form einer liegenden Acht gewunden und steigt, auf Brusthöhe verdickt, senkrecht auf (Uräus), auch die Zunge ist gezeigt. Hinter den Schlangen jeweils ein ithyphallischer Pavian, die Arme in Adorationsgestus erhoben. Die Körper der Affen sind flüchtig gestrichelt, um Fell anzudeuten. Im Segment unter der Barke die Inschrift:
. A.. ΒΡACAΞ
Zu ergänzen zu ->Ιaô, ->Abrasax
Rs.: leer.
Die beiden Schlangen sind wohl als Sonnentiere aufgefaßt, könnten aber auch die Aspekte Harsomtus und Uto verkörpern. Während Uto „die Ρapyrische” als Schlange auf der Ρapyrusblüte bekannt ist und mit Hathor (und auch Isis) gleichgesetzt wird, ist Harsomtus als Schlange auf der Lotusblüte ein weiterer Horusaspekt. Allgemein stehen die Schlangen durch ihr Häuten für „ständige Erneuerung der Natur”. Die die aufgehende Sonne begrüßenden Paνiane sind auf den Gemmenbildern dem Sonnengott während seiner Fahrt über den Horizont (Sonnenbahn) oftmals als Begleiter mitgegeben.
Eine Arbeit mit stellenweise nicht zuende geführten Kerben und Linien. Dennoch hat der Gemmenschneider versucht, Details herauszuarbeiten (Fell, Schlangenzungen). Harpokrates ist flächig ohne Binnenzeichnung geschnitten, die übrigen Figuren entweder aus kleinen Kerben zusammengesetzt (Falke, rechte Schlange) oder flächig mit gekerbter Binnenzeichnung versehen (Fell der Affen). Die Raumnutzung ist gut, Harpokrates ist als größte Figur hervorgehoben.
Publ.: Ε.A.W. BUDGE, The Mummy 2(1925) 330 (erw.).
Lit.: Zum Thema:
123 /CBd-523/(Lit.). - Zu Uto und Harsomtus: S. MORENΖ - J. SCHUBERT, Der Gott auf der Blume, eine ägyptische Kosmogonie und ihre Bildwirkung (1954) 31ff. - Zu den Paνianen:
149 /CBd-548/(Lit.).
Vgl.:
123 /CBd-523/(Vgl.). - Zu den Schlangen: Verbrannter Jaspis (?) BOUSSAC-STARAKIS (1983) 484 Nr. 78, 482 Abb. 77; hier
107 /CBd-507/,
590 /CBd-949/.