The CBd
Michel, BM on CBd-534
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 87-88, no. 134.

Heliotrop, poliert. Queroval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Keine Beschädigungen. Ringstein.

1,9 x 2,4 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Fa. Rollin & Feuardent (1870).
Brit. Mus. Inv. G 283, EA 56283.

Vs.: In der Sonnenbarke Harpokrates auf dem Lotus im Profil nach rechts. Auf den Bootsenden der Barke aus gebündelten Papyrusstengeln sitzen zur Mitte gewandt Falken, der rechte mit der Krone Unterägyptens, der linke mit der Oberägyptens. Im Zentrum des Bootes die Lotusblüte mit Kelchblättern und einer mit Kerben gemusterten Blüte, die mit einem glatten, gewölbten Rand abschließt. Darauf Harpokrates mit verschränkten und herabhängenden Beinen. Die Figur ist unbekleidet, Muskulatur nicht angegeben. Mit angewinkelt erhobenen Armen hält der Knabe eine Flöte, die jedoch nicht an die Lippen gesetzt ist, sondern darüber gehalten wird, als pausiere der Musikant, um zu singen. Kleine, sorgfältig gesetzte Linien bezeichnen das Profil mit Augenbraue, Νase, Lippen und Kinn. Der Kopf ist kahl, nur die um das rechte Ohr geführte Jugendlocke rollt sich im Nacken nach außen, auf dem Kopf die Sonnenscheibe.

Rs.: In vier konzentrischen Reihen sprialförmig angeordnete Inschrift. In der ersten Reihe: nicht transkribierbare Buchstaben bzw. ->Charakteres. In der zweiten Reihe links oben beginnend und spiralförmig umlaufend:
ΔΟCΧAPIΝΘΕAΝΟYTIΠPOCCEPAΠAΜΜWΝA
Δὸς χάριν Θεανοῦτι πρὸς Σεραπάμμωνα Gib Theanous Gunst in den Augen Serapammons
Ein Liebeszauber(spruch), mit dem um die Gunst und Aufmerksamkeit einer geliebten Person gebeten wird. Zuweilen sind - wie hier - die Namen der betreffenden Personen in der Inschrift enthalten. Die beiden Namen sind mehrfach in ägyptischen Papyri belegt.

Harpokrates - gleichgesetzt mit Eros - erscheint häufiger auf Amuletten aus dem Bereich des Liebeszaubers, hier vor allem durch die Darstellung als Musikant und die ΔΟC XAPIΝ-Bitte impliziert, auf anderen Gemmen wird das auf dem Lotus sitzende Kind auch mit der Inschrift Η XAPIC kombiniert. Der musizierende Horus wird auch in einem koptischen Text genannt, ferner galt der Horus von Letopolis als Gott der Musikanten.

Eine sorgfältige Arbeit. Details sind ausgearbeitet (Vogelgefieder, Profil des Kindes) und treffend ausgedrückt (verschränkte Unterschenkel, herabhängende Beine zum Flötenspiel), Bewegungen und Proportionen sind stimmig und harmonieren.

Publ.: BONNER 48 Anm.18 (Lit), 140 Anm.2; BONNER, BRITMUS 329 Taf. 97, 33.

Lit.: Zu Harpokrates im Liebeszauber: AGWIEN III 159 zu Νr. 2195 /CBd-2438/ (Lit.). - Zu ΔΟC ΧΑΡIΝ-Bitten (Charitêsia): 120 /CBd-520/(Lit.). - Zu Horus als Musikant: H. Altenmüller, in: LÄ III (1980) 42 s.v. Hrous von Letopolis; M. MEΥER - R. SMITH (Hrsg.), Ancient Christian Magic. Coptic Texts of Ritual Power (1994) 97(Lit).

Vgl.: Zum Motiv Harpokrates in der Barke mit Falken: Braunroter Jaspis PHΙLIPP, ΒERLIN 77 Taf. 23, 102 /CBd-2076/; Heliotrop PETRIE, AΜULETS 30 Taf. 46, 135x; Roter Jaspis ZWIERLEIN-DIEHL, KÖLN 62ff. Taf. 6, 8 /CBd-1946/; Dunkelbraun-roter Jaspis SKOLUDA 59; Grüner Jaspis DELATTE-DERCΗAIN 116 Νr. 146; Glas, grün GRAMATOPOL (1974) 67 Taf. 18, 371; hier 134 /CBd-534/; ferner grüner Jaspis PHILIPP, BERLIN 79f. Taf. 26, 107 /CBd-2081/; hier 123 /CBd-523/(Vgl.). - Zu Charitêsia in Verbindung mit Harpokrates: Karneol, brauner Jaspis und Hämatit-Frgte. BONNER 285 Taf. 9, 192 /CBd-1387/, 287 /CBd-1466/ Taf. 10, 206 /CBd-1065/, 297 /CBd-1476/ Taf. 13, 265 /CBd-1442/, 313 /CBd-1487/ Taf. 19, 355 /CBd-1079/; Grün-roter Jaspis AGD III KASSEL 233 Taf. 103, 148; Schwarz-brauner Jaspis SΚΟLUDA 63 /CBd-1609/; Heliotrop AGWIEN III 159 Taf. 94, 2195 /CBd-2438/; hier 120 /CBd-520/, ferner 159 /CBd-557/(Vgl.). - Zu Harpokrates auf dem Lotus mit Inschrift Η ΧΑΡIC: Glas, grünlich STERΝBERG, AUKTION 11, 1981, 148 Taf. 60, 1136; Glas, grünlich GETTΥ MUSEUM Inv. 84.AΝ.1.74 /CBd-2361/ (unpubl.); Glas (ohne Farbangabe) SIJPESTEIJN (1970) 176 Abb. 2; Unident., gräulich BONNER 285 Taf. 9, 190 /CBd-1386/; ferner Glaspaste, schwarz BONNER 289 Taf. 10, 219 /CBd-1408/ (Harpokrates von Pelusium). - Zu Harpokrates im Liebeszauber: Heliotrop AGWIEN III 159 T. 94, 2195 /CBd-2438/.
Last modified: 2015-09-01 12:36:10
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/264

Related objects: 17 item(s)