The CBd
Michel, BM on CBd-539
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001,  90, no. 139.

Gelbes Jaspis-Fragment, stark poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Unten ein großes Stück abgebrochen, Bruchlinie schräg verlaufend. Ringstein.

1,5 x 1,6 x 0,45
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Jack Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,99.

Vs.: Eine stehende menschliche Figur mit Falkenkopf im Profil nach links. Der Falkenkopf sitzt auf einem gefiedert gedachten, gerippt gemustertem Hals. Augen sind nicht angegeben, der kurze Schnabel raubvogeltypisch gebogen. Auf dem Kopf ein Sonnendiskus. Die menschliche Gestalt scheint bis auf einen mit feinen Senkrechtlinien gestrichelten und mit einer doppelten Borte abschließenden Schurz unbekleidet zu sein, der Oberkörper ist muskulös und etwas überlängt geschnitten. In der senkrecht am Körper gehaltenen Linken hält die Figur ein großes Anch, in der leicht angewinkelten Rechten ein langes Zepter, auf dessen oberer Abschlußkerbe ein kleiner bekrönter Falke im Profil nach rechts sitzt. Im freien Feld, rechts oben beginnend und am Rand umlaufend, Reste einer Inschrift:
AΒPACA... AΒAWΘ
->Abrasax, ->Sabaôth

Rs.: Queroval? Inschrift in zwei Reihen:
ΘWZA
ΞAΖWΘ
Das Palindrom ΘWΖAΞAΖWΘ ist auch auf Vergleichsbeispielen mit diesem Motiv kombiniert, bisweilen - wie hier - zusammen mit dem Wort AΒPΑCΑΞ. Die Bedeutung des Palindroms ist unbekannt, eine Erklärung wäre die Zusammensetzung der Silben WΘ von (CΑΒΑ)WΘ ΖAΞ von (ΑΒPA)ΖAΞ und somit - entsprechend der Inschrift der Vs. - die Abkürzung der Namen ->Abrasax und ->Sabaôth.

In Entsprechung zu Motiv und Inschrift könnte die lateinische Dekanliste des Hermes Trismegistos zitiert werden, wo es vom 2. Dekan des Widders heißt, er habe das Gesicht der Sonne und sein Name sei Sabaôth. Und weiter: „Εr hat das Gesicht eines Sperbers und auf dem Kopf offenen (geöffneten) Königslotus. Im Umkreis des Lotus sind Sterne von goldenem Glanz. Er hält auch in der Rechten einen Wasserkrug, der das Leben bezeichnet, in der Linken hat er ein Zepter, auf dessen Ende ein Sperber steht...” In der Tat tragen die sperberköpfigen Figuren in der Regel das Vogelzepter und eine Situla bzw. sinngemäß entsprechend das Lebenszeichen Anch. Der spätägyptische Tierkreis von Dendera stellt die Personifikationen der 36 Dekane als Götter oder Mischwesen dar, das Gesicht bringt dabei jeweils das Wesen der Gottheit zum Ausdruck, der Falkenkopf gehört in den Bereich der Sonne (Re-Harachte).

Sauber und klar geschnitten, in den Proportionen und Bewegungen jedoch nicht ganz geglückt (Oberkörper zu lang, rund gebogener Arm). Insgesamt dennoch kleinteilig und überzeugend.

Lit.: Zu vogelköpfigen Figuren: BONNER 129f.; GUNDEL, DEKANE 379.

Vgl.: Zu Motiv und Inschrift: Material unbekannt BONNER, BRITMUS 323 Taf. 96, 12; ferner gelber Jaspis SKOLUDA 69 /CBd-1662/ (Kompositfigur mit Falkenkopf, ΘWΖΑΞΑZWΘ). - Zum Motiv falkenköpfiger Horus mit Vogelzepter: Schwarzes Glas PHILIPP, BERLIN 31f. Taf. 2, 6 /CBd-1982/; Rot-brauner Jaspis ΒΟNNΕR 170 Taf. 21, 379 /CBd-1530/; hier 140 /CBd-540/142 /CBd-542/, 583 /CBd-942/, 589 /CBd-948/. - Zum Vogelzepter als Attribut des Anubis: 590 /CBd-949/, 631 /CBd-990/(VgI.), 632 /CBd-991/.
Last modified: 2015-09-01 14:20:33
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/269

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