S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 99, no. 156.
Gelber Jaspis, poliert, in den Vertiefungen matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Gut erhalten.
2,3 x 1,8 x 0,2
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von A. Ready Esq. (1890).
Brit. Mus. Inv. G 518, ΕA 56518.
Vs.: Ithyphallischer Kynokephalos, frontal auf einer Grundlinie stehend. Die in Vorderansicht gezeigten Füße sind kugelige Verdickungen, der Körper gekerbt behaart, Geschlechtsteile angegeben. Beide Arme sind angewinkelt erhoben, über den geöffneten Handflächen mit ausgearbeiteten, ausgestreckten Fingern, je ein achstrahliger und ein neunstrahliger Stern. Auf dem hundeähnlichen Kopf mit langen spitzen Ohren im Profil nach rechts eine s-förmige Uräusschlange mit einem Palmzweig im MauI. Im freien Feld rechts neben der Figur die Chnoubisschlange, den gerippt gemusterten Körper mit nach links unten auslaufendem Schwanz einmal zur Spirale gewunden. Der Löwenkopf mit geöffnetem Maul ist von sieben Strahlen umgeben, ein dreieckiges Auge beherrscht das Gesicht, eine dünne waagerechte Kerbe bezeichnet die Nase. Im freien Feld links, senkrecht von oben nach unten: Chnoubiszeichen, bestehend aus drei s-förmigen Linien mit Querbalken, daneben am Rand Inschrift in einer Reihe:
ΧΝΟΥMΙC
„Chnoumis”
Rs.: Queroval. Inschrift in drei Reihen:
HΛΙAΝ
ΒΡWAΒΡΑM
ΑWΘΑΝΟΧ
ΗΛΙAΜΒΡW ΑΒΡΑΜΑ WΘ AΝΟΧ
Das Wort HλΙAMΒΡW dürfte einen Geheimnamen oder Epitheton für den Pavian/Kynokephalos darstellen und inhltlich wohl dem Wort ΗΝAΜWΡΟ entsprechen. Das Wort AΒΡAMAWΘ enthält nach Martinez, Love Charm die vier Buchstaben AΡΒA oder in Metathese ΑΒΡΑ - die Transliteration des semitischen Wortes „vier”. Insbesondere in Verbindung mit dem Chnoubis-Motiv ist es geläufig, auch ist es im ->Stochbathlê-Logos enthalten, der ebenfalls häufig vom Chnoubiszeichen begleitet wird auch auf der Vs. inschriftIich angesprochen bzw. motivisch enthalten. AΝΟΧ klingt ähnlich dem hebräischen Anοchi (ich, ich bin), dem koptischen λΝOΚ und dem semitischen Αnaku (ich bin). Bonner und Jakoby sahen darin eine Art Eigenname, mit „ich” oder auch mit Kopula „ich bin” übersetzbar. ΑΝΟΧ entspricht der in der hellenistischen Magie häufig vorkommenden ΕΓW ΕΙΜΙ-Formel, die entsprechend dem hebräischen Sprachgebrauch auch häufig unter Weglassung der Kopula gebraucht wird und wohl vom Ägyptischen abgeleitet ist. Auf den Amuletten erscheint auch dieses Wort meist in Zusammenhang mit Chnoubis: „Ich bin Chnoubis”.
Auch für dieses Motiv scheint der gelbe Jaspis bevorzugt worden zu sein, belegen. Die Bedeutung des frontal gezeigten Kynokephalos mit Uräusschlange und Palme ist im Einzelnen unklar. Palmzweige sind als Symbol der Unsterblichkeit häufig Attribute des Seelengeleiters Anubis, ebenso steht Thoth mit der Palme in Verbindung. Das Motiv und die Inschriften sind hier mit der Chnoubisschlange und dem Chnoubiszeichen verbunden, insgesamt scheint das Motiv jüdisch-gnostischen Vorstellungen entsprungen.
Aus Kerben und Mulden zusammengesetzt, steIlenweise mit Detailangabe. Die frontale Ansicht wirkt steif, die Hände in Vorderansicht wirken durch die präzise Ausarbeitung der jeweils fünf Finger antropomorph.
Publ.: A.A. BARB, Gnomon 41, 1969, 304; SCHWARTZ (1979) 172 zu
Nr. 27 /CBd-1774/; PHILIPP, BERLIN 99 zu
Nr. 150 /CBd-2105/ (erw.).
Lit.: Zum Thema und ΗΛΙΑΜΒΡW:
154 /CBd-553/(Lit.). - Zum adorierenden Pavian:
149 /CBd-548/(Lit.). - Zur Palme:
40 /CBd-419/(Lit.). - Zu ΑΒΡAMAWΘ/ΑΒΡΑ: MARTINEΖ, LOVE CHARΜ 74ff. - Zu ΑΝOΧ: E. NORDEN, Agnostos Theos (1913) 186f.; A. JACOBΥ, Ein Berliner Chnubisamulett, ARW 28, 1930, 269ff.; BONNER, ΕXORCISM 45ff.;
BONNER 59; DELATTE-DERCHAIN Index s.v.; BARB, ABRAXAS-STUDIEN 73f.; PHILIPP, BERLIN 89f. zu
Νr. 129 /CBd-213/ und
Νr. 131 /CBd-215/. - Ζu Chnoubis, Chnoubiszeichen und „Chnoumis”:
304 /CBd-690/(Lit).
Vgl.: Ζu Material, Motiv und Inschrift: „ΝiIkiesel” PHILIPP, BERLIN
98f. Taf. 39, 150 /CBd-2015/; Gelber Jaspis DELATTE-DERCHAIN 302 Νr. 435; Gelber Jaspis SCHWARTZ (1979)
172 Taf. 36, 27 /CBd-1774/; Gelber Jaspis
SKOLUDA 80 /CBd-1749/, STERNBERG, AUKTION 13, 1983, 55 Taf. 16, 354; ferner
hier 157 /CBd-555/. - Ζu ΑBΡΑΜΜAW(Θ) auf Chnoubisamuletten:
337 /CBd-101/(Vgl.). - Ζu ABPAMMAW(Θ) im ->Stochbathlê-Logos:
509 /CBd-867/(Vgl.),
510 /CBd-868/(Vgl.). - Ζu ΑΝΟΧ und Chnoubis: Chalcedon SOUTHESK COLL. 147 Ν 13 (ohne Abb.); Chrysopras PHILIPP, BERLIN
89 Taf. 33, 129 /CBd-213/; Heliotrop DELATTE-DERCHAIN 252 Νr. 352; Praser AGD IV HANNOVER 312 Taf. 227, 1718; Milchiger Οpal SEPER (1941) 13 Νr. 16 Abb. 3; Plasma und Chalcedon AGWIEN III 168f. Taf. 102,
2223 /CBd-2467/.
2225 /CBd-2469/; Chalcedon SLIWA, CIAΖYΝSKI COLL. 75f. Taf. 22, 98 /CBd-201/; Chrysopras AGSOFIA 94f. Νr. 263; Chrysopras PHILIPP, BERLIN
90 Taf. 33, 131 /CBd-215/; Schwarzer Jaspis und Praser DELATTE-DERCHAIN 63f. Nr. 71.74; Μoosachat
SKOLUDA 8 /CBd-1626/. MICHEL, AMULETTGEMMEN 379 Abb. 1; hier
310 /CBd-696/–312 /CBd-698/. - Ζu ΑΝΟΧ: Praser PANNUTI, ΝAPOLI 319ff. Νr. 284; Lapislazuli PHILIPP, BERLIN
95 Taf. 37, 141 /CBd-224/;
hier 12 /CBd-391/. - Ζu Chnoubis/Chnoubiszeichen:
304 /CBd-690/(Vgl.)
–326 /CBd-712/.