S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 108, no. 170.
Dunkelgüner Jaspis mit hellen Flecken, schwach poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Absplißmulde unten rechts. Medaillon.
2,6 x 2,0 x 0,4 17./18. Jh.n.Chr. Herkunft unbekannt. Brit. Mus. Inv. G 398, EA 56398.
Vs.: Flüchtig zusammengesetztes Pantheosbild, gerahmt von einem gefleckt gemusterten Ouroboros mit detailliert geschnittenem Schlangenkopf im Profil nach rechts. Die Füße im Profil nach rechts tragen Schakalschuhe mit spitzen Ohren, beim linken ist sogar ein ovales Auge erkennbar. Die beulenartig verdickten Knie scheinen als Falkenköpfe gearbeitet zu sein. Ein glatter „Tierschwanz” links ist nicht eindeutig zu identifizieren (Krokodilschwanz?). Bei dem frontalen, unbekleideten Oberkörper der ithyphallischen Figur ist Muskulatur nur spärlich durch Mulden angedeutet. In den vier leicht gebeugt ausgestreckten Armen werden kurze Stäbe gehalten (Blitze?) sowie ein Dolch und eine Waage. Die vier Flügel sitzen hoch und ragen oben hinter den Schultern hervor, das Gefieder ist durch Striche angedeutet. Das frontal gezeigte Gesicht ist flammenartig von kleinen Tierprotomen umgeben, identifizierbar sind nur zwei Vogelköpfe links unten. Auf dem Kopf eine Krone(?). Unter der Figur fünfzehn ->Charakteres sowie nicht transkribierbare Buchstaben in zwei Reihen. Links und rechts der Figur Buchstaben, von links nach rechts waagerecht gelesen: AΚPAΜΜAXAΜAP Links und rechts der Füße: ΕI →Akrammachamarei
Rs.: Inschrift in zehn Reihen. Die ersten viereinhalb Reihen sind ->Charakteres, darunter einige griechische Buchstaben sowie Zeichen, die griechische Buchstaben imitieren. Darauf folgend, Ιnschrift in sechs Reihen, die Wörter sind stellenweise durch Punkte voneinander getrennt:
*AΥΕΒWΘΙΑΒA ΘΑ *ΒAIΘWBΕΥA *AXΕΝ AΧΕΛΕΙAΖA *ΜΕPPΕΙΞA ΒΑPΒΑPIWΘ *TEPΧΝAΙ ΦΟYΕI *AΕIAΔΔΕIΝ ΖAXPΕIΕ Enthalten sind u.a. das Palindrom AΘAΒAIΘWΒΕΥA und ΒΑPΒAPIWΘ
Die ersten zwei durch Punkte gekennzeichneten Einheiten ergeben ein Palindrom mit dem Buchstaben Θ in der Mitte: AΘAΒAIΘWΒΕΥA. Enthalten sein könnten Bait? (Horus der Falke) und die Silbe ΒΕΥ, die ebenfalls meist in Variationen mit voces erscheint, die sich auf den Falken beziehen. Das Wort ΒAPΒAPIWΘ könnte das ägyptische „barber”, „lodern” enthalten. Die Silben ΒAPΒAP kommen häufig in Verschmelzung mit dem Namen IAW oder den ihm eigenen Epitheta (→ Adônai, →Sabaôth) vor. Die Übersetzung wäre ähnlich denkbar wie bei ΒAPΒΑPIAW, „lodernder IAW”. Feuer und Flammen gehören untrennbar zum Wesen des Pantheos, so daß er auf ägyptischen Darstellungen häufig von Flammenhieroglyphen umgeben ist. Auch ->Iaô galt als Feuergott und wird häufig mit Sonnengottheiten synkretisiert. Weiterhin ist an das semitische Arba, „vier” zu denken, - eine Anspieelung auf das Tetragramm bzν. den Vierbuchstabigen (→Iaô).
Rand: Umlaufend in zwei Reihen: AΦΘYΧWΒPΙAΝYΠΧHΘIIΛΑΜIΨΙΧΥΧΘYΘHΧA WΧAΒIAΦΘΘΥΘHΧYΘΧHΘΡΙAΝΨΙΧAΒΙΘΙHAH Enthalten sind ΙΛAMΨ und ΧΥX ΧΥΧ kann als eine Form von KAKΕ, ΧAKΙ oder ΧWWX, ,,Dunkelheit" erklärt werden, ΙΛAΜΨ ist möglicherweise eine Verschreibung für →Lailam.
Wenngleich die Darstellung dem üblichen Pantheostypus folgen scheint, weicht die Ausführung auffällig ab: Die Haltung der Arme, die alle parallel nach unten und nicht waagerecht (das obere Paar) nach auβen gestreckt sind, die Ausführung und Haltung der Flügel, die zum Teil abweichenden Attribute des Gottes. Auch ist die Figur relativ klein geschnitten und wirkt wie verloren im Οuroboros. Das Stück ist wohl als eine „akademische” Νachschöpfung des 17./18. Jahrhunderts einzustufen.
Publ.: BUDGE, GUIDE 243; BONNER , ΒRITMUS 332 Taf. 98, 43. Α.A. BARB, Mystery, Myth, and Magic, in: J.R. Harris, The Legacy of Εgypt 2(1971) 162 Taf. 11d.
Lit.: Zu BΑΡBΑΡIWΘ: MARTINΕΖ, LOVE CHARM 74ff., 83; MERKELBACH, ABRASAX 182 XIII 768, 82 und 96 III 11. - Zur Inschrift der Rs.: BONNER
186ff.,
203f. - Zu ΧΥΧ (BIΧYΧ/ΒAIΧYΧ): MERΚELBACH, ABRASAX 186 XIII 813, 108 IV 1634, 158 und 169 ΧII 218. - Zur Silbe BΕΥ:
57 /CBd-436/(Lit.). - Zum Thema:
159 /CBd-557/ (Lit.).
Vgl.: Zu Motiv und Thema:
159 /CBd-557/(Vgl.)
–169 /CBd-567/. - Zu Bait:
24 /CBd-403/. - Zur Silbe BΕΥ:
57 /CBd-436/,
141 /CBd-541/,
173 /CBd-571/.- Zu neuzeitlichen Varianten:
171 /CBd-569/,
624 /CBd-983/,
625 /CBd-984/.