S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 114, no. 179.
Ηämatit, poliert. Schmales Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgerundet, Kante nach vorn. Länglicher Abspliß links an der Kante und am Rand, sowie Absplißmulde rechts unten auf der Vs. Streichelstein.
4,1 x 1,3 x 0,3 4. Jh.n.Chr. Geschenkt von Sir Ruder Haggard (1887). Brit. Mus. Inv. G 470, ΕA 56470.
Vs.: Auf einer Grundlinie frontal stehende Pantheosfigur mit Hahnenkopf im Profil nach links. Strichelungen links und rechts des Hahnenkopfes bezeichnen Federn, ein kleiner gebogener Schnabel und ein rundes Auge sind erkennbar, auf dem Kopf der Kamm. An dem dünnen, überlang geschnittenen Rumpf stehen drei Paare kleiner, grob gestrichelter Pantheosflügel ab, der unspezifizierte Oberkörper ist mit diagonal gekreuzten Linien markiert, senkrechte und waagerechte Kerben geben eine Art Lendenschurz an, Linien auf Wadenhöhe dagegen Stiefel. Die Figur hat beide Arme erhoben und hält demonstrativ eine Kartusche mit der Aufschrift IAW (→Iaô) in die Höhe. Im freien Feld links und rechts des Komposits zwei kleine anthropomorph stilisierte Figuren, grotesk tänzelnd, die rechte beschädigt.
Rs.: Buchstaben in vier Reihen und darunter Charakter: A BP AC AΞ →Abrasax
M. Smith interpretiert auch diese Figur als „Moses mit den Gesetzestafeln” und die beiden kleinen Figuren gemäß Exodus 32, 6 und 32, 19 als die „tanzenden Israeliten”, die auf Vergleichsbeispielen - Elim Exodus 15, 27 entsprechend - durch zwei Palmen ersetzt seien. Die wie tanzend wirkenden Figuren sind auf anderen Hämatit-Amuletten deutlich als sich mit hinter dem Rücken gebundenen Händen umwendend zu erkennen. Mit derartig „flüchtenden” Figuren visualisierte man einen gebannten Dämon bzw. eine als solcher personifizierte Krankheit bzw. Schmerzen, gegen die das Amulett (bannend) wirken sollte. Motivisch dem vorliegenden Stück vergleichbare Hämatite tragen beispielsweise erläuternde inschriften, die sich auf Magenbeschwerden beziehen. Die Form des Steines weist darauf hin, daß man solche Amulette - vielleicht bei Schmerzen - in den Händen hielt und rieb.
Ein sehr flacher Intaglioschnitt, der von Silhouetten bestimmt wird, die durch schlichte Binnenzeichnung belebt sind. Die Übergänge sind kaum merklich, so daß das weiche und glatte Bild der Funkton des Streichelsteines entspricht. Die Wirkung wird durch die durchgehende Politur unterstützt.
Publ.: BONNER, BRITMUS 328 Taf. 97, 30; SMITH, OLD TESTAMEΝT MOTIFS 192f. Abb. 8.
Lit.: Zum Motiv: SMITH ebenda. - Zum Thema Pantheos:
159 /CBd-557/(Lit). - Zur Datierung:
180 /CBd-578/.
Vgl.: Zum Motiv:
180 /CBd-578/(Vgl.). - Zum Pantheos mit Hahnenkopf: Jaspis (ohne Farbangabe) DELATTE-DERCHAIN 40 Νr. 39. - Zum fliehenden „Krankheitsdämon”: Hämatit-Frgt., zurechtgeschliffen, GETTY MUSEUM Inv.
83.AΝ.437.50 /CBd-2346/ (unpubl.);
hier 382 /CBd-753/.