S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 159, no. 259.
Grün-rotes Jaspis-Fragment, poliert. Hochoval, Vs. leicht konvex, Rs. flach, Rand von beiden Seiten zu einem abgerundeten Mittelgrat hin abgeschrägt. Teilweise nachgeschliffen, Absplißmulde im Bildfeld der Vs. rechts, im oberen Drittel abgebrochen. Medaillon.
2,0 x 2,4 x 0,4
3. Jh.n.Chr.
Von Rev. Greville J. Chester (1880).
Brit. Mus. Inv. G 325, EA 56325.
Vs.: Anguipedes, Kopf durch den Bruch verloren. Der Thorax ist in eine Rüstung gehüllt, die Lederstreifen des Lendenschurzes flattern bewegt, hinter der rechten Schulter weht eine Chlamys. Reste des rechten Armes lassen darauf schließen, daß dieser erhoben war und die peitsche hielt. Der linke Arm ist im Inneren des Rundschildes mit Porpax und Antilabe zu sehen. Die gerippten, w-förmigen Schlangenbeine sind asymmetrisch und täuschen Bewegung nach vorn vor. Sie enden in Köpfen mit weit geöffneten Mäulern, Bart und der rechte mit Kamm. Unter der Figur die Inschrift:
IAW
→Ιaô
Links am Rand senkrecht nach oben laufend, Reste einer Inschrift:
AΕΗ
Reste einer →Vokalreihe
Über dem Schild:
Ε
Rs.: Helios frontal auf einem Löwen stehend, der auf einer Grundlinie im Profil nach links schreitet. Der Gott ist unbekleidet, über die linke Schulter ist eine Chlamys geworfen, Kopf und ursprünglich erhobener rechter Arm sind nicht mehr erhalten, in der waagerecht vom Körper abgewinkelten Linken ein Globus. Im freien Feld rechts neben der Figur ein liegender Halbmond und fünf Sterne - zwei sechsstrahlig, drei achtstrahlig - sowie Reste einer umlaufenden Inschrift, oben vor dem Globus beginnend und am Rand nach rechts laufend:
.. AAΝAΘAΝAΛΒAAΒPA..
In einer zweiten Reihe links:
ΦPΗΝ
(AΒ)ΛAΝAΘAΝAΛΒA AΒPΑ(CAΞ) ΦPΗΝ,
→Ablanathanalba-Palindrom, →Abrasax, „Sonne”
Ιn Motiv und Inschrift sind solare Mächte angesprochen. Der Sonnengott auf dem Löwen ist als Herrscher über die Erde (Globus) und das All (Sterne und Mondsichel) gezeigt, als Kosmokrator und allumfassender Zeitgott galt auch der Anguipedes auf der Gegenseite des Steins. Bilder von Helios in der Quadriga und vom Schlangenbeinigen mit Hahnenkopf sowie diese Inschrift sind auf Amuletten häufig auch mit mithraischen Szenen und Symbolen kombiniert bzw. inschriftlich mit Mithras in Verbindung gebracht, so daß dementsprechend auch mithraische Inhalte vermutet werden können.
Eine sehr kraftvolle, detailgetreue und um Bewegung bemühte Darstellung. Wölbungen beim Panzer des Anguipedes werden von einfachen und flachen Linien begleitet.
Lit.: Zum Motiv der Vs.:
181 /CBd-579/(Lit). - Zum Motiv der Rs.:
244 /CBd-642/(Lit.). - Ζu ΦΡΗΝ:
BONNER 152. - Zur Gleichsetzung Mithras mit dem Sonnengott, Zeitgott bzw. →Abrasax: MOUTΕRDE (1930) 64ff.; BETΖ/PREISENDANΖ, PGM V 4f.; BONNER
33 Anm.51; MERKELBACH, ABRASAX 98 III 80; R. MERKELBACH, Mithras (1984) 222f. - Ζu Hahn und Mithraskult: ABD ΕL MOHSEN ΕL-KHASHAB, The Cocks, the Cat, and the Chariot of the Sun, ΖPΕ 55, 1984, 216f. - Zum Mithraskult allg.:
251 /CBd-649/(Lit.),
253 /CBd-755/(Lit.).
Vgl.: Zur Motivkombination: Heliotrop DELATTE-DERCHAIN 227 Nr. 312; Grünes Jaspis-Frgt. AGD I, 3 MÜNCHEN 121 Taf. 281, 2911. - Zum Motiv der Vs.:
181 /CBd-579/(Vgl.)
–204 /CBd-602/, ferner
205 /CBd-603/ (Vgl.)
–212 /CBd-610/. - Zum Motiv der Rs.: Heliotrop RIDDER, DE CLERCQ COLL. 772 Taf. 29, 3458; Hämatit-Frgt. DELATTE-DERCHAIN 228 Nr. 314; Chalcedon AGWIEN III
292f. Taf. 211, 2701 /CBd-2519/; ferner
246 /CBd-644/,
248 /CBd-646/. - Ζu Inschrift sowie Helios und Anguipedes in Verbindung mit dem Mithraskult: Hämatit, schwarzes Jaspis-Frgt. und rot-brauner Jaspis BONNER
264f. Taf. 3f., 68 /CBd-1315/.
69 /CBd-1316/.
71 /CBd-1097/; Grüner Jaspis und Heliotrop AGD III KASSEL 229 Taf. 102, 137, 236 Taf. 106, 158; Roter Jaspis ZWIERLEIN-DEΗL, KÖLN
105f. Taf. 21, 33 /CBd-1963/; ferner
hier 512 /CBd-870/.