S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 162, no. 264.
Kupferlegierung, matt. Queroval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante scharf. „Ringstein”.
0,95 x 1,3 x 0,15
3. Jh.n.Chr.
Von J. Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,78.
Vs.: Auf einer Grundlinie ein Löwe im Profil nach links schreitend, ihm zugewandt eine weibliche Figur. Der Löwe ist silhouettenhaft mit verdickten Pranken und nach oben schwingendem Schwanz gezeigt, Fell und Muskulatur nicht angegeben. Mit wenigen Kerben sind die große Mähne und der Mähnenbart entworfen, das Maul ist leicht geöffnet, das Gesicht nicht näher ausgearbeitet. Die dem Löwen zugewandte weibliche Figur ist in ein bodenlanges Gewand gehüllt, Faltenwurf kaum noch erkennbar. Der rechte Arm wird seitlich angewinkelt neben dem Körper gehalten, der linke angewinkelt erhoben, die Hand zum Mund geführt. Profil scheint nicht angegeben zu sein, ein breites Band läuft um die Stirn. Über dem Löwen ein achtstrahliger Stern und eine liegende mondsichel.
Rs.: Inschrift in einer Reihe:
IAW
→Iaô
Die Hand am Mund wird als Schweigegestus, die weibliche Figur dementsprechend meist als das personifizierte Schweigen (Sigé) gedeutet. In Zusammenhang mit einer Seelenreise empfehlen die magischen Papyri das Schweigen beispielsweise als Schutzmittel (BΕΤZ/ΡRΕΙSΕΝDΑΝΖ, ΡGM IV 556ff., 560: „φύλαξόν με, σιγή"). Daß sich das Gemmenbild auf Εrlösungstheorien bzw. die Wanderung der Seele vor der (Wieder)geburt beziehen könnte, wird auch durch das Löwenbild unterstrichen, da das Zeichen des Löwen gemäß mehrerer Geheimlehren den Ausgangspunkt für die Formwerdung der Seele vor der Geburt auf der Welt darstellt. Häufig erscheinen auf den Gemmen sowohl die Figur mit der Hand am Mund als auch der Löwe in Verbindung mit dem Motiv des Schreitens über eine am Boden liegende Figur (
280 /CBd-1460/–284 /CBd-670/,
286 /CBd-672/,
289 /CBd-675/).
Silhouettenhaft und flau, in der Hauptsache mit Flächen gearbeitet, Binnenzeichnung, Linien oder Modellierung fehlen. Die Proportionen sind gut, wenngleich der Löwe überlebensgroß wirkt, Bewegungen und Raumnutzung stimmig. Einer der kleinsten Ringsteine der Sammlung.
Lit.: Zur Figur mit Hand am Mund:
280 /CBd-666/(Lit.). - Ζum Zeichen des Löwen in Seelenwanderungstheorien: JΑCΚSOΝ, LIOΝ 72f. Αnm.43(Lit.).
Vgl.: Zum Motiv: Ρyrit ΒOΝΝΕR
291 Τaf. 11, 226 /CBd-1095/; hier
280 /CBd-666/,
281 /CBd-667/. - Ζum Motiv berittener Löwe und Figur mit Hand am Mund: Hämatitquader DΕLATTE-DΕRCΗΑΙΝ 99 Νr. 123; Hämatit ΑGHΑGUE 359 Τaf. 175, 1136; Gelber Jaspis DELATTE-DERCHAIΝ 99 Νr. 124; Schwarzer Jaspis BOΝΝΕR, MISCELLANY 157 Taf. 36, 43; ferner hier
282 /CBd-668/–286 /CBd-672/,
289 /CBd-675/. - Zur Figur mit Hand am Mund: Heliotrop DELΑTTΕ-DERCHΑΙΝ 300 Νr. 429; Roter Jaspis H. GUIRAUD, Une Intaille Magique au Musée D'Arles, RAΝarb 7, 1974, 207f. Abb. 1; Dunkelbraunes Jaspis-Frgt., rot und grün gepunktet FOSSING, ΚOPΕΝΗAGEΝ 249 Νr. 1862 (ohne Αbb.); Hämatitrechteck ΒOΝΝΕR
296f. Τaf. 13, 263 /CBd-1440/; hier
297 /CBd-683/(Vgl.),
565 /CBd-924/, ferner
638 /CBd-997/,
639 /CBd-998/.