S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 176, no. 282.
Hämatit, poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante unregelmäßig abgerundet. Kante ringsum bestoßen, Absplisse auf der Vs. Ringstein.
2,4 x 2,0 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Rev. G.J. Chester (1874).
Brit. Mus. Inv. G 298, ΕA 56298.
VS.: Helios auf einem Löwen im Profil nach rechts über eine am Boden liegende Figur hinwegreitend. Die am Boden liegende Figur ist nur mit einer spitzovalen, schräg gestrichelten Kerbe, die den Körper repräsentiert sowie grobem Profil mit flüchtig angedeuteten Lippen und Nase gearbeitet. Darüber der Löwe mit verdickt gezeigten Pranken, glattem Körper ohne Muskel oder Fellangabe und s-förmig nach oben schwingendem Schwanz mit verdicktem Ende. Mit groben Kerben ist der Kopf mit Mähne, geöffnetem Maul, länglichem Auge und Ohr angegeben. Bei Helios ist Bekleidung angedeutet, hinter ihm flattert kugelig verdickt die Chlamys. Das über den Löwenrücken geworfene Bein ist nicht ausgearbeitet, nur der unter der Brust des Tieres sichtbare Fuß ist mit einer kleinen Schrägkerbe bezeichnet. Die Rechte ist leicht angewinkelt grüßend erhoben. Der Kopf ist grob mit Κinn, Lippen und Nase versehen sowie von sechs Strahlen umgeben. Dem Löwen und Reiter zugewandt rechts im Bild eine weibliche Figur in einem bodenlangen Gewand, das über der Brustpartie waagerecht gestrichelt abgesetzt ist. Füße sind angedeutet, der linke Arm hängt senkrecht gestreckt am Körper herab, der rechte ist angewinkelt erhoben zum Mund geführt. Der Kopf der Frau ist als glatte Kugel angegeben, die nur von einer nicht zu identifizierenden Κerbe unten und einer nach oben ragenden durchbrochen ist. Im freien Feld zwischen den Figuren rechts oben zwei grob geschnittene Sterne, die Anzahl der Strahlen nicht erkennbar.
Rs.: Inschrift in drei Reihen:
IAW
ΑIW
WΑΙ
Dreimal →Iaô”, zwei Anagramme
Bei Anagrammen entstehen durch Vertauschung der Buchstaben neue, ähnlich klingende Zauberworte, der Inhalt und Zahlenwert des ursprünglichen Wortes bleibt jedoch erhalten.
Das Motiv des über eine am Boden liegende Figur hinwegschreitenden Löwen ist - durch Strahlenkranz und Chlamys kenntlich gemacht - um Helios als Reiter erweitert, auch scheint die Figur als Mumie gedacht. Die Aussage des Amuletts entspäche somit der der vorangegangenen Stücke. Bei der oben, zum Amulett
280 /CBd-666/ zitierten Seelenreise der „Mithrasliturgie” wird der Seele u.a. in Ausicht gestellt, Helios zu sehen: „...sehr jung, schöngestaltet, im Feuerhaar, in weißem Gewand und scharlachroter Chlamys, mit feurigem Kranz” (PREISENDANZ, PGM IV 556ff.). Die Gemmen dieser Motivgruppe tragen in der Regel die Inschrift ΙAW.
Flüchtig aus breiten Kerben zusammengesetzt, die Fläche und Linie zugleich repräsentieren, die Übergänge des Schnitts sind grob und zum Τeil verschnitten (Arme, Chlamys). Details sind nicht erkennbar, das Bild folgt einem Schema und ist als solches lesbar. Die Proportionen sind nicht ganz stimmig, die Bewegungen nicht durchgearbeitet: der Löwe schwebt über der Figur, das Bein des Reiters undeutlich.
Publ.: GOODENOUGH II 260 Anm.374, IIΙ 1122.
Lit.: Zum Motiv:
279 /CBd-665/(Lit.),
280 /CBd-666/(Lit). - Zu Löwe/Sonnengott:
253 /CBd-651/(Lit.). - Zu Helios:
243 /CBd-641/(Lit.),
259 /CBd-657/(Lit.).
Vgl.: Zum Motiv: Hämatit BONNER
288 Taf. 10, 212 /CBd-1402/; Schwarzer Jaspis HAΜBURGER, CAESAREA 16, 33 Taf. 5, 116;
hier 283 /CBd-669/. - Zu Helios auf dem Löwen reitend:
260 /CBd-658/(Vgl.). - Zu Helios auf dem Löwen stehend, über Figur hinweg: Unident., rot-schwarz BONNER
291 Taf. 11, 225 /CBd-1411/. - Zum Thema:
264 /CBd-662/(Vgl.),
279 /CBd-665/(Vgl.)
–281 /CBd-667/,
284 /CBd-670/(Vgl.)
–286 /CBd-672/(Vgl.),
289 /CBd-675/.