S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 199, no. 313.
Hämatit, stark poliert, in den Vertiefungen matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nacht hinten abgerundet, Kante rund. Kleiner Abspliß rechts an der Kante, oben schräg verlaufender Bruch, Mulden in die Vs. reichend. Ringstein.
2,65 x 2,14 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Jack Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,21.
Vs.: Schlange mit menschlichem Kopf über einer Cista Mystica im Profil nach links. Der menschliche Kopf ist mit einem spitzen Bart ausgestattet, das Gesicht nicht näher charakterisiert. Der gerippt gemusterte Schlangenleib ist in Form einer liegenden Acht gewunden, die Schleifen nach links und rechts beinahe gleich groß. Nach der linken Schleife läuft die Schwanzspitze schräg in die Cista Mystica. Diese ist zylindrisch mit Querkerben für Profile oben und unten sowie im oberen Drittel. Im freien Feld um die Figur herum →Charakteres und Buchstaben. Über dem Kopf Reste eines Skarabäus mit geöffneten Flügeln, links darunter Reste einer Inschrift:
.AW
→Iaô
Darunter zwei sechsstrahlige Sterne und eine liegende Mondsichel. Rechts neben der Schlange ein großer sechsstrahliger Stern mit verdickten Strahlenenden (Querkerben anstelle der üblichen „Brillen”). Links und rechts des Altars je ein Chnoubiszeichen mit drei s-förmigen Linien und Querbalken.
Rs.: Inschrift in drei Reihen:
CAΒ.
WΜIΧ
AHΡ
→Sabaôth, „Michael”
Beim Namen Michael anstelle des Buchstaben Lambda ein Rho.
Das synkretistische Gemmenbild beinhaltet Sarapis-Agathodaimon sowie Chnoubisschlange, die Inschrift charakterisiert das Mischwesen zudem als Erscheinungsform des höchsten Gottes (→Iaô). Michael ist nach Irenaeus von Lyon bei den Ophiten als Name für die Schlange gebräuchlich, weiterhin auch Name des löwengestaltigen ersten Engels des Demiurgen, wie er im Diagramm der Οphianer erscheint.
Ein silhouettenhafter Schnitt, der dennoch mit wenigen sauberen Linien versehen ist (Schlangenkörper). Geschickt mit den Lichtreflexen der Politur arbeitend. Die Übergänge des Intaglios sind scharf.
Publ.: MICΗEL, AΜULETΤGEΜΜΕN 386 Anm.2 (erw.).
Lit.: Zu Chnoubis-Agathodaimon: ΗOPFNER, TIERΚULT 141; E.SCHÄFER, in: RAC Ι (1950) 183f. s.v. Agathos Daimon; L. KOENEN, Prophezeiungen des Töpfers, ZPE 2, 1968, 204ff.; F. DUNAND, in: LΙMC Ι 1 (1981) 277ff. s.v. Agathodaimon. - Zu Sarapis-Agathodaimon: W. ΗORNBOSTEL, Sarapis, EPRΟ 32 (1973) 297f.; M. PIETRΖΥKOWSKI, Sarapis-Agathodaimon, in: Hommages à M. J. Vermasseren, EPRΟ 68 (1978) 959ff. - Zum Diagramm der Οphianer: Οrigenes, Contra Celsum VI, 24-38, in: P. SLOTERDIJK-T.Η. MACHO, Weltrevolution der Seele (1991) 193ff.
Vgl.: Zu Chnoubis über Cista Mystica:
310 /CBd-696/(Vgl.)
–312 /CBd-698/. - Zu Sarapis Agathodaimon: Sardonyx und grüner Jaspis DELATTE-DERCHAΙN 169 Nr. 223, 281 Nr. 403; Karneol SKOLUDA 49, STERNBERG AUKTION 25, 1991, 117 Taf. 36, 864; Karneol, stark unrein SCHWARTZ (1979)
170 Taf. 35, 23 /CBd-1771/. - Zu Agathodaimon mit Menschenkopf: Hämatit-Frgt., zurechtgeschliffen und gefaßt AGWIEN ΙΙΙ
170 Taf. 103, 2229 /CBd-2473/; Heliotrop und Chalcedon BONNER
268 Taf. 5, 95 /CBd-1333/.
96 /CBd-1044/; Chalcedon SENA CHIESA, AQUILEIA 420 Taf. 78, 1537; Karneol ΗENIG, LEWIS COLL.
61f. Taf. 14, 258 /CBd-1105/; Grün-roter Jaspis SOUTHESK COLL. 144f. Taf. 15, N 9; Heliotrop MANDRIOLI-BIZZARRI, BOLOGNA 131 Nr. 262 (Rs.); Steatit DELATTE-DERCHAIN 60 Nr. 60; ferner „Andesit aus Stara Zagora” DIMITROVA (1975) 127ff. Abb. 5; hier
277 /CBd-663/(Vgl.),
278 /CBd-664/,
332 /CBd-151/. - Zu Agathodaimon ferner: Roter Jaspis ZWIERLEIN-DIEHL, KÖLN
60f. Taf. 5, 5 /CBd-1943/. - Zum Chnoubis-Motiv:
304 /CBd-690/(Vgl.)
–312 /CBd-698/,
314 /CBd-700/–326 /CBd-712/, ferner
327 /CBd-713/(Vgl.)
–338 /CBd-715/(Vgl.).