The CBd
Michel, BM on CBd-715
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 213-214, no. 338

Grüngelbes Jaspis-Fragment, poliert. Zurechtgeschliffen, ursprünglich wohl hochoval, beiderseits konvex, Mittelgrat breit abgerundet. Großer Abspliß rechts oben sowie kleine, in den Rand und Rückseite laufende Absplißmulde rechts und unten. Auf der Rückseite große Absplißmulde rechts. Quer durch die Mitte gebrochen.

3,3 x 3,15 x 0,9
4. Jh.n.Chr.
Von Jack Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,40.

Vs.: Hahnenköpfiger Anguipedes in Vorderansicht, Kopf im Profil nach rechts. Die Figur trägt eine Rüstung, hinter der rechten Schulter hängt eine Chlamys herab, der Unterleib wird von einem Lendenschurz verhüllt. Die Rechte, weit ausgestreckt, trägt die Peitsche, die Schnur flattert nach innen. Der linke Arm steckt eng angewinkelt im Inneren eines Rundschildes, dessen Porpax von der Hand umklammert wird. Über dem Rundschild ein siebenstrahliger Stern. Von den glatten Schlangenbeinen ist nur noch eine Windung in Form eines liegenden S vorhanden, die Köpfe verloren. Rechts neben dem Kopf des Anguipedes - ebenfalls nur noch fragmentiert erhalten - eine kleine Darstellung von Harpokrates auf dem Lotuskelch. Im freien Feld zahlreiche Wiederholungen des Buchstaben E, dann
EIC...
Über dem Kopf des Schlangenbeinigen:
ΘΕ… εἷς θε(ός), „Der einzige Gott”
unter dem rechten Arm:
ΥΥΥ
WW
Neben dem Schild:
ΥΥ
W
->Vokalkombination

Rs.: Chnoubis frontal, der Löwenkopf in Vorderansicht sowie ein Rest des gerippten Schlangenkörpers. Der schematisierte Kopf ist umgeben von einem Kranz aus sieben Strahlen, die wiederum jeweils von einem siebenstrahligen Stern bekrönt werden. Rechts unten neben Chnoubis das Chnoubiszeichen, über Chnoubis Reste einer umlaufenden Inschrift:
…ΒICΠΕCCΕΠΕC
(XNOY)BIC ΠECCE ΠEC(CE),
„Chnoubis”, „verdaue!”
Mit ΠECCE beschriftete magische Gemmen sind in der Regel Amulette gegen schlechte Verdauung, das Wort wird ursprünglich dreimal wiederholt gewesen sein.

Während die Vs. Bezug auf solare Mächte nimmt, ist die Rs. zusätzlich mit einem medizinisch-magischen Aspekt versehen: Chnoubis wird in seiner „Zuständigkeit” für den Magen angesprochen. In antiken Quellen wird über Verordnung und Wirkung von Chnoubissteinen als verdauungsfördernde Amulette berichtet, Marcellus Empiricus Verschreibt noch um 400 n.Chr. einen Jaspis gegen Magenbeschwerden. Trotzdem sind entsprechende Inschriften auf Chnoubisamuletten eher selten.

Flach, zeichnerisch linear geritzt, im Stil an linearen Metall- oder Münzstil erinnernd. Der Stein ist übersät mit Buchstaben und Vokalreihungen. Interessant ist die seltene Darstellung des Chnoubis in Vorderansicht.

Publ.: MICHEL, AMULETTGEMMEN 386 Anm.2 (erw.).

Lit.: Zu Chnoubis allg.: 304 /CBd-690/(Lit.). - Zur verdauungsfördernden Wirkung der Chnoubisamulette: BONNER 54f. (Lit., Quellen). - Zu EIC ΘΕΟC: E. PETERSON, EIC ΘΕΟC (1926) 238, 266, 3491., 356; BONNER 174 (Akklamation); BARB, MAGICA VARIΑ 348; ferner 25 /CBd-404/(Lit.). - Zu ΠECCE: BΑRΒ, MAGICA VARIA 357ff. - Zum Anguipedes mit Hahnenkopf: 181 /CBd-579/(Lit.).

Vgl.: Zur Inschrift ΠECCE auf Chnoubisamuletten: Chalcedon BONNER 267 Taf. 4, 83 /CBd-1041/. - Zu inschriftlich gekennzeichneten Magenamuletten mit Chnoubis: Praser BONNER, MISCELLANΥ 149 Taf. 36, 36; Schwarzer Jaspis und Chalcedon DELATTE-DERCHAIN Ν 67 Nr. 80, 72 Nr. 89. - Zu ΠECCE: 405 /CBd-776/(Vgl.), 406 /CBd-777/. - Zu EIC ΘΕΟC: 446 /CBd-804/, 451 /CBd-809/454 /CBd-812/, 461 /CBd-819/, ferner 383 /CBd-754/, 384 /CBd-755/, 623 /CBd-982/. - Zu Chnoubis frontal: 617 /CBd-976/(Vgl.). - Zu Chnoubis mit Nimbus/Doppelstrahlen: 317 /CBd-703/, 319 /CBd-705/322 /CBd-708/, 325 /CBd-711/, 326 /CBd-712/, ferner 327 /CBd-713/. - Zur Motivkombination: 212 /CBd-610/, 646 /CBd-1005/(Vgl.). - Zum Chnoubismotiv allg.: 304 /CBd-690/ (Vgl.)337 /CBd-101/(Vgl.). - Zum Motiv der Vs.: 181 /CBd-579/(Vgl.)204 /CBd-602/, ferner 205 /CBd-603/(Vgl.)212 /CBd-610/.
Last modified: 2015-10-10 16:32:16
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/446

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