S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 210, no. 331.
Gelber Jaspis, poliert. Hochoval, beiderseits. flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vom abgerundet. Absplißmulde an Rand und Kante links unten, in die Vs. reichend. Ringstein.
1,5 x 1,1x 0,2
3.Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Castellani (1872) Nr. 1397.
Brit. Mus. Inv. G 429, EA 56429.
Vs.: Senkrecht auf der Schwanzspitze stehende Schlange, im Profil nach links. Vom Drachen- oder Schlangenkopf stehen borstenartig sechs Strahlen ab, mehrere Linien vor dem Gesicht könnten sechs weitere, mißglückt angelegte Strahlen bezeichnen oder als geöffnetes Maul mit hervorgestreckter Zunge und Bart unter dem Unterkiefer gelesen werden. Im Gesicht nur ein großes ovales Auge. Der Schlangenleib ist mit unregelmäßig gesetzten Schrägkerben gemustert und auf Brusthöhe als eckige Wölbung vorgeknickt.
Rs.: Queroval. →Charakteres und Inschrift in vier Reihen: oben ein Zeichen, ähnlich dem Chnoubiszeichen, jedoch mit fünf spiegelverkehrten s-förmigen Linien und Querbalken. In einer zweiten Reihe:
ΖΖΖΙΖΖZ
darunter in einer Kartusche, die über die Kante der Rückseite hinausragt:
XHCTYΛIC
und in der vierten Reihe, durch Abspliß zerstört:
...ΟΔ
Die Buchstaben tragen Abschlußhasten, was auf eine späte Datierung hinweisen dürfte. Die Kartusche scheint nachträglich geschnitten zu sein, da sie das vorhandene Bildfeld sprengt.
Der gelbe Jaspis ist für Chnoubisdarstellungen selten verwendet, kommt jedoch im Zusammenhang mit Themen der gnostischen Sekte der Ophiten häufiger vor, so daß das Amulett mit dementsprechenden Inhalten behaftet sein könnte. Neben seiner Bedeutung als Dekangottheit und wirksames Heilmittel gegen Magenbeschwerden war Chnoubis Hauptgott der Ophiten und als eine Erscheinungsform des Sonnengottes mit dem Demiourgos identisch. Motiv und Topos lassen das Stück in die hier behandelte Gruppe einordnen, wenngleich die Schlangenfigur nicht inschriftlich als Chnoubis bezeichnet ist.
Innerhalb des in Intaglio wiedergegebenen Schlangenleibes feine Linien als Binnenzeichnung, dünne Striche für die Strahlen und Mulden für den Kopf ergänzen die Silhouette, die - matt belassen - mit dem Hochglanz der Oberfläche in starkem Kontrast steht.
Publ.: ΒONΝΕR
60 Anm.39; ΜΙCΗΕL, AΜULETTENGΕMMEN 386 Anm.2 (erw.).
Lit.: Zum Material: ΒONΝΕR
60; Α.A. ΒARΒ, Gnοmon 41, 1969, 298ff., 303 Anm.3. - Ζu Chnoubis:
304 /CBd-435/(Lit.).
Vgl.: Zum Material gelber Jaspis für Chnoubisamulette: Gelber Jaspis DΕRCΗΑΙΝ (1964) 179f. Nr. 4; Gelber Jaspis ΗΕΝIG, CΑMΒRΙDGΕ
228 Nr. 502,
hier 332 /CBd-151/. - Zum Motiv:
330 CBd-91/(Vgl.)
–333 /CBd-89/, ferner
327 /CBd-713/(Vgl.)
–329 /CBd-125/. - Ζu Chnoubis:
304 /CBd-690/(Vgl.)
–326 /CBd-712/,
334 /CBd-161/–338 /CBd-715/(Vgl.).