The CBd
Michel, BM on CBd-722
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 217, no. 345.

Grün-gelber Jaspis, von Chalcedon durchsetzt, nachträglich stark poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgerundet, Kante rund. Gut erhalten, minimale Absplisse an der Kante. Ringstein.

1,7 x 1,1 x 0,3
2./3. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Τowneley (1805) Nr. 159.
Brit. Mus. Inv. G 396, EA 56396.

Vs.: Frontal stehendes Skorpionmischwesen mit menschlichem Kopf im Profil nach links. Die Figur steht auf zwei dünnen Beinen, die einem Skorpionschwanz ähnlich aus kleinen kugeligen Kerben zusammengesetzt sind. Links und rechts des kleinen ovalen, mit v-förmigen Linien gemusterten Skorpionkörpers jeweils vier weitere Beine, die beiden Zangen sind armähnlich angewinkelt und halten je eine Schlange. Die Schlangenköpfe blicken jeweils im Ρrofil nach außen, die Leiber dagegen als dünne Bogenlinie um die Figur geführt, so daß diese durch die Rundung gerahmt erscheint. Das Profil des wohl weiblichen Kopfes ist kaum ausgearbeitet. Auf dem Kopf die Hörnerkrone und der Sonnendiskus.

Rs.: Drei nicht transkribierbare Buchstaben oder →Charakteres in zwei Reihen, wohl nachträglich.

Motivisch vielleicht von der Hieroglyphe Qjś beeinflußt („Qusae”, Stadt in Oberägypten), erinnert das Gemmenbild an die Skorpiongöttin Selket, eine Lokalform der Hathor-Isis (Hörnerkrone), deren heiliges Tier ein Skorpion war. Auch wurde in vorgriechischen astronomischen Denkmälern das Sternbild des Skorpions als eine weibliche Göttin namens Serquet oder Salquet („weiblicher Skorpion”) visualisiert. Während diese Göttin meist als Frau mit einem Skorpion über dem Kopf oder als Mischform aus Skorpion mit dem Kopf und den Armen einer Frau erscheint, ist auch eine Variante erwähnt, bei der - ähnlich wie hier - der mit der Isiskrone geschmückte Oberkörper einer Frau mit dem Leib und dem Schwanz eines Skorpions kombiniert ist. Auch mit der beschreibung der Dekanliste des Hermes Trismegistos für den zweiten Dekan des Skorpions ließe sich das Motiv assoziieren: „ein Mensch, der über der Mitte eines Skorpiones steht; er hält mit beiden Füßen eine große Schlange von beiden Seiten seiner Brust weg”. Wie die Textstelle dürfte auch das Gemmenbild von der VOrstellung des Ophiouchos beeinflußt sein: das Sternbild des Schlangenträgers (346 /CBd-723/), das nördlich vom Skorpion stehend früher mit ihm kombiniert wurde.

Dünne Linien und Kerben bestimmen das Bild (Schlangenleiber, Skorpionbeine). Flächen sind kaum eingesetzt, höchstens durch Linien umrissen (Schlangenköpfe).

Publ.: BONNER 159 Anm.20; BONNER, BRITΜUS 330f. Taf. 97, 39; ΜICHΕL, AMULETTGEMMEN 387 Anm.25 (erw.).

Lit: Ζu Serquet: GUNDEL, DEKANE 336 Anm.2, 382. - Ζu Selket: HOPFNER, TIERKULT 164f., 183 Anm.76; G. ROEDER, in: Roscher ML IV (1909-1915) 653 s.v. Selket; GUNDEL, DEKANE 336 Anm.2. - Ζu Ophiouchos: 346 /CBd-723/(Lit.). - Zur Hieroglyphe Qjś: GARDINΕR Sign-list A 38.

Vgl.: Zum Motiv: Heliotrop Sternberg, Auktion 23, 1989, 72f. Nr. 250; ferner E.A.W. BUDGE, The Gods of the Εgyptians (1904) I 514, II 377; R.V. LANΖΟNE, Dizionario di Mitologia Εgizia IV (1884) Taf. 310, 3 und Taf. 363, 4. - Ζu Ophiouchos: 346 /CBd-723/(Vgl.).

 

Last modified: 2015-10-14 19:51:53
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