S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 226, no. 359.
Hämatit, poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante scharf. Oben und unten an Rand und Kante bestoßen, Absplißmulden in das Bildfeld der Vs. reichend. Ringstein.
1,8 x 1,2 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Towneley (1805) Nr. 323/324.
Brit. Mus. Inv. G 77, EA 56077.
Vs.: Uterussymbol mit drei Gottheiten innerhalb eines Ouroboros. Der Ouroboros ist gerippt gemustert, der Kopf, ursprünglich im Profil nach rechts, durch Abspliß zerstört. Im unteren Drittel des Bildfeldes ein rundlich gedrungenes und abgeflachtes Uterussymbol mit Schlüssel. Links und rechts des kurzen, breiten Uterushalses je zwei parallele Linien, beinahe waagerecht nach außen laufend (Haltebänder). Darunter ein Schlüssel mit sieben Zähnen. Der senkrecht aufsteigende Stiel ist nach links gesetzt und läuft in einen rechtwinklig abstehenden Griff mit zwei ovalen Senkrechtkerben aus. Über dem Uterus im Zentrum des Bildfeldes die Chnoubisschlange im Profil nach links. Der gerippt gemusterte Schlangenleib ist in dreifacher Windung schleifenartig verschlungen, die schmale Linie links scheint den Schlangenschwanz zu bezeichnen oder ist zum Uterussymbol gehörig wie die rechte Linie unter dem Chnoubiskörper (Eileiter). Der von sieben Strahlen umgebene Löwenkopf der Chnoubisschlange zeigt ein geöffnetes Maul mit Zunge, darunter bartähnlich fortgeführt die Mähne, die durch kurze Kerben angedeutet ist. Links und rechts neben Chnoubis, im Profil der Schlange zugewandt, zwei weibliche Figuren mit Flügelarmen - Isis und Nephthys. Kurze Kerben für Flügel und lange Gewänder, Frisuren sind angedeutet. Die Kopfbedeckungen erinnern an die degenerierten Namenshieroglyphen der Göttinnen: Thron für Isis, Korb- und Hauszeichen für Nephthys.
Rs.: Queroval. Inschrift in zwei Reihen:
OPWPΙΟ
ΟΥΘ Z
→Orôriouth, →Charakteres
Sowohl mit den beiden Frauen als auch mit Chnoubis sind Schöpfung und Regeneration verbildlicht. Die mit dem Sonnengott und Schöpfergott Chnum identifizierte Chnoubisschlange mit Löwenkopf wird von Isis und Nephthys flankiert, die in mythologischer und motivischer Parallele mit ihren Flügelarmen der Osiris-Mumie neuen Lebenshauch (Pneuma) zufächeln und so dessen Wiedergeburt ermöglichen.
Die Figuren sind zwar - auch der geringen Größe wegen nur grob angedeutet, doch war der Gemmenschneider um Details bemüht. Das Uterussymbol mit Schlüssel ist kleinteilig und sauber gearbeitet, auch die Proportionen, insbesondere die der Chnoubisschlange, sind gelungen.
Publ.: H.C.E. KOEHLER, Mémoires de l' Académie impériale des sciences de St. Petersbourg 6 Ausg. 3, 1836, Νr. 13; MICHΕL, AΜULETTGEMΜΕN 387 Anm.15 (erw.).
Lit.: Zu Motiv und Inschrift →Orôriouth:
350 /CBd-727/(Lit.). - Zu Isis und Nephthys mit Flügelarmen:
13 /CBd-392/(Lit.). - Zu Chnoubis:
304 /CBd-690/ (Lit.),
357 /CBd-734/(Lit.).
Vgl.: Zu Chnoubis, Isis und Nephthys als Schutzgottheiten: Hämatit GETΤY MUSEUΜ
Inv. 83.AΝ.437.59 /CBd-2355/ (unpubl.); Hämatit PHILIPP, BERLIN
113 Taf. 48, 185 /CBd-226/; Braunes JaspisFrgt., nachträglich zurechtgeschliffen AGD I, 3 MÜNCHΕN 120 Taf. 279, 2904;
hier 360 /CBd-737/. - Zum Motiv: Uterus mit Schlüssel
350 /CBd-727/(Vgl.)
352 /CBd-729/,
356 /CBd-733/, im Ouroboros
353 /CBd-730/(Vgl.)
–355 /CBd-732/, mit Schutzgottheiten
357 /CBd-734/(Vgl.),
258 /CBd-656/,
361 /CBd-176/(Vgl.)
–381 /CBd-752/, ferner
387 /CBd-758/(Vgl.),
388 /CBd-759/,
409 /CBd-780/ (Vgl.)
–413 /CBd-163/,
417 /CBd-112/(Vgl.)
–423 /CBd-113/.