The CBd
Michel, BM on CBd-744
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 234, no. 373.

Hämatit, schwach poliert. Kreisförmig, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn abgerundet. Kleiner Abspliß auf der Vs. unten. Ringstein.

2,1 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Fa. R.J. Moss & Co, Alexandria.
Brit. Mus. Inv. G 534, EA 35436.

Vs.: Uterussymbol mit Figurengruppe innerhalb eines gerippt gemusterten Ouroboros, oben mit bärtigem Kopf im Profil nach rechts. Das Uterussymbol ist mit beinahe kreisförmigem, unten abgeflachtem Corpus sowie einem extrem kurzen, sich verbreiternden und in den Muttermund auslaufenden Hals gezeigt. Unten, links und rechts der Cervix, die Haltebänder als je zwei parallel geführte schräge Linien. Unter dem Uterus ein Schlüssel mit sieben Zähnen und einem rechts des Organs als Senkrechte aufsteigenden Haltestiel sowie einem davon waagerecht abstehenden Griff. Oben entspringen dem Organ die Τuben als zwei leicht gebogene Linien, die - beinahe waagerecht nach links und rechts laufend - Standfläche für Schutzgottheiten bieten. Darauf links die Chnoubisschlange, im Profil nach rechts. Der Schlangenkörper ist einmal spiralig gewunden und gerippt gemustert, am Löwenkopf ohne Strahlen sind mit kurzen, wirren Kerben die Mähne und der Mähnenbart unter dem leicht geöffnetem Maul angegeben. Vor Chnoubis, ebenfalls im Profil nach rechts, die Anubismumie. Mumienbinden sind durch v-förmige Kerben angedeutet, der Schakalkopf und die langen spitzen Ohren charakteristisch hervorgehoben. Im Zentrum der Gruppe eine stehende Figur in Vorderansicht, in ein langes, durch schräge Kerben angedeutetes Gewand gehüllt, den linken Arm angewinkelt erhoben, den rechten seitlich herabhängend. Die Haltung der Figur, deren Kopf ohne Profilangabe und Kopfbedeckung gearbeitet ist, weist auf Isis hin. Rechts neben ihr wohl die Osirismumie in Vorderansicht. Daneben, rechts außen, in Vorderansicht die Silhouette des hockenden Bes.

Während Körper und Gesicht des Gottes nicht näher ausgearbeitet wurden, sind die Geschlechtsteile betont. Ιm freien Feld links neben dem Uterussymbol Buchstaben:
ΑΕΗ
unter ihm:
IO
rechts daneben, das Omega kaum noch erkennbar:
YW
→Vokalreihe

Außerhalb des Ouroboros, oben rechts beginnend und im Uhrzeigersinn entlang des Randes laufend:
CΟPΟΟPΜΕPΦPΕΓAPΒΑΜΑΦPΟΥPIΓIΞΑΕ
→Soroor-Logos

Rs.: Inschrift in zwei Reihen:
OPWP
IOΥΘ
→Orôriouth

Die Gruppe der Götter ist um Bes erweitert, der als Schutzgott für Schwangere und Neugeborene galt. In einer Anweisung des Leidener Papyrus muß z.B. ein Zauberspruch „über einem Zwerg aus Τon" rezitiert werden, der auf den Kopf einer gebärenden Frau zu legen ist (Bes). Auch Fehlgeburten vertraute man Ägypten diesem Gott an, indem man sie in hölzernen Särgen beisetzte, die in der Form von „Besfiguren" ausgearbeitet waren. Die Gemmen zeigen ihn meist - wie hier - frontal, als krummbeinigen Zwerg, unbekleidet und mit betonten Geschlechtsteilen, die Hände auf die Oberschenkel gestützt. Sein fratzenhaftes Gesicht mit breiter platter Nase und herausgestreckter Ζunge, mit dem er die bösen Dämonen erschreckt und vertreibt, ist auf den Steinen meist nur zu erahnen, auf dem Kopf trägt er mitunter die Federkrone. Häufig sitzt anstelle des Kopfes auch die kleine Figur des Harpokrates, bei dessen Geburt Bes im Mythos als Geburtshelfer eine Rolle spielte. Die griechische Inschrift einer ägyptischen Stele bezeichnet Bes als „größten Gott des Uterus"; entsteigt ihm der junge Sonnengott auf der Lotusblüte, wird er sogar zur Darstellungsform des umnenglichen komischen Uterus selbst (376 /CBd-747/379 /CBd-750/).

Die geläufige Vierfigurengruppe ist noch um Bes in Vorderansicht erweitert. Zudem sind auch Isis und die Osirismumie frontal dargestellt. Schemenhaft sind die Gottheiten charakterisiert. Die silhouettenhaft darstellende Miniaturarbeit entspricht der Norm.

Publ.: ΜΙCΗΕL, AΜUΕTΤGΕΜMΕΝ 387 Anm.15 (erw.).

Lit.: Ζu Motiv und Τhema: 350 /CBd-727/(Lit.), 359 /CBd-736/, 361 /CBd-176/(Lit.). - Ζu Βes als Schutzgottheit bei Geburten: Η. ΕPSΤΕΙΝ, Archiv für Geschichte der Medizin 11, 1919, 233ff.; G. MΙCΗΑILIDIS, Le Dieu Βes sur une stele magique, ΒΙΕ 42-43, 1960-1962, 65ff.; ΒΑRB, DIVA MΑΤRΙΧ 225 Anm.128 (Lit.); ZWIERLEIN-DIEHL, KÖLN 19f, 92f. zu Νr. 26 /CBd-234/; RΙΤΝΕR, UΤΕRΙΝΕ AMULET 217; KÁKOSY, RΕLΙGΙΟΝ 2980ff. - Ζu Harpokrates auf Βes: 376 /CBd-747/ (Lit.).

Vgl.: Ζum Motiv mit Βes u.a. Schutzgottheiten: Hämatit ZWIERLEIN-DIEHL, ΚÖLΝ 92f. Τaf. 17, 26 /CBd-234/; Hämatit-Frgt. ΑGWIΕΝ ΙΙΙ 179f. Τaf 111, 2260 /CBd-2504/; Hämatit ΑGWΙΕΝ ΙΙΙ 180 Τaf. 112, 2261 /CBd-2505/; Hämatite DΕLΑΤTΕ-DΕRCΗΑΙΝ 253f Νr. 356.357; Hämatit und Magnetit ΒΟΝΝΕR 273ff. Τaf 6f., 130 /CBd-1351/.147 /CBd-1358/; Hämatit ΡHILIPP, ΒΕRLΙΝ 113 Τaf 48, 186 /CBd-2139/; Hämatit ΒΑRRΥ (1906) 243ff. Τaf 1.2, A; hier 374 /CBd-745/379 /CBd-750/. - Ζu Harpokrates auf Βes: 376 /CBd-747/(Vgl.)379 /CBd-750/. - Ζum Motiv: Uterus mit Schlüssel 350 /CBd-727/(Vgl.)–352 /CBd-729/, 356 /CBd-733/, im Ouroboros 353 /CBd-730/(Vgl.)355 /CBd-732/, mit Schutzgottheiten 357 /CBd-734/(Vgl.)372 /CBd-743/, 380 /CBd-751/, 381 /CBd-752/, ferner 387 /CBd-758/(Vgl.), 388 /CBd-759/, 409 /CBd-780/ (Vgl.)413 /CBd-163/, 417 /CBd-112/(Vgl.)423 /CBd-113/.

 

Last modified: 2015-10-16 22:41:38
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