The CBd
Michel, BM on CBd-750
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 239, no. 379.

Hämatit-Fragment, poliert. Ursprünglich hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Absplißmulden links und rechts auf der Vs., länglicher Querabspliß oben, sich als tiefe Mulde in Rand und Rs. fortsetzend. Das Stück ist quer in der Mitte abgebrochen, Bruchlinie nachgearbeitet.

1,5 x 2,9 x 0,2
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Rev. Greville J. Chester (1886).
Brit. Mus. Inv. G 496, EA 56496.

Vs.: Erhalten sind die obere Hälfte eines Ouroboros, dünn geschnitten und gerippt gemustert mit Kopf im Profil nach links, das Corpus eines Uterussymbols sowie sechs auf den Tuben stehende Götterfiguren. Der Uterus ist bis zum Cervixansatz erhalten, links daneben Reste einer Götterfigur, wohl Chnoubis mit Strahlen um den Löwenkopf. Rechts des Corpus spärliche Reste des Schlüsselgriffes, der von einer tierköpfigen Figur bedient wird, nur der menschliche Oberkörper und ein Tierkopf mit Sonnendiskus darüber sind erhalten. Oben auf den sich links und rechts waagerecht nach außen wellenden Tubenlinien weitere Figuren. Links ein mit Senkrechtlinien gemusterter Skarabäus in Aufsicht. Der Kopf ist undeutlich geschnitten, der Thorax durch eine Querkerbe abgesetzt. Rechts neben dem Käfer Isis-Fortuna, frontal mit seitlich vorgeschobener Hüfte, langem Gewand und über den rechten Unterarm geworfener Chlamys. In der angebeugten Rechten trägt sie ein großes Füllhorn, in der angewinkelt ausgestreckten Linken einen Stab oder Zepter. Frisur und Profil der Göttin sind kaum zu erkennen, auf dem Kopf die Isiskrone. Νeben Isis, im Zentrum des Bildes, die Bes/Horus-Gruppe frontal. Bes ist akephalisch, die Βeine angewinkelt gespreizt, beide Arme auf die Oberschenkel gestützt. Auf seinem Halsstumpf sitzt Harpokrates im Profil nach rechts, das sichtbare rechte Bein eng angwinkelt angezogen. Im angebeugten rechten Arm hält der Sonnengott ein Flagellum, die angewinkelt erhobene Linke ist wie üblich zum Mund geführt. Εinzelheiten am Kopf sind kaum zu erkennen, eine dreieckige Νase scheint das Profil zu bilden, über dem Kopf die Sonnenscheibe. Νeben Bes und Harpokrates im Profil nach links die Osirismumie, die Mumienbinden durch Kerben angedeutet, auf dem Kopf länglich oval der Sonnendiskus oder eine Krone. Hinter Osiris Νephthys in langem Gewand und über den linken Arm geworfener Chlamys, ebenfalls im Profil nach Im linken Arm trägt sie ein Füllhorn, den rechten hält sie angewinkelt erhoben schützend über den Kopf des Osiris. Auf ihrem Kopf eine polosähnliche Kerbe für ihre Νamenshieroglyphe. Im freien Feld Buchstaben, oben zwischen die Köpfe der Götter verteilt:
IAW

Links neben dem Uterus:
AΕHIO

Rechts daneben:
ΥW
→Iaô, Vokalreihe

Außerhalb des Ouroboros ursprünglich umlaufende Inschrift, von der nur einige Reste erhalten sind:
..POOP.....ΗPII
→Soroor-logos

Rs.: Auf einem nur noch bruchstückhaft erhaltenem Uterussymbol mit zwei nach links und rechts auseinanderlaufenden Linien für die Εileiter steht eine menschliche Figur mit Tierkopf in Vorderansicht. Sie ist mit einem Schurz bekleidet, der Oberkörper scheint nackt. In der ausgestreckt angewinkelten rechten Hand hält die Figur ein Was-Szepter, in der seitlich herabhängenden linken ein Anch oder eine Sa-Schleife. Der Kopf blickt im Profil nach links, der Hals ist mähnenähnlich behaart. Große länglich ovale Ohren und eine rundliche Schnauze lassen vermuten, daß es sich um den Kopf des Seth handelt. Im freien Feld - oben im Urzeigersinn beginnend - umhufen-de Inschrift in zwei Reihen:
.ΤAΛΗ ........ΥΦWΝΚA

in der inneren Reihe:
ΛAΒΗ..........PΙOΥΘ

Zu ergänzen und zu lesen als (σ)τάλη(τι) (μήτρα μή σε Τ)υφῶν κα(τα)λάβῃ (Ορω)ριουθ, „Zieh'dich zusammen Uterus, damit sich nicht Seth-Τyphon deiner bemächtigt"

Wie mich andere Beispiele zeigen, ist diese Inschrift an die Gebärmuter (ΜΗTPA) gerichtet. CΤAΛΗΤI oder CΤAΘΗΤΙ von στέλλω (στάληθι) kann mit „sei zusammengezogen" übersetzt werden.

Den Schutzgottheiten auf der Vs. ist der Skarabäus hinzugefügt, der nicht nur Sonnensymbol, sondern auch Zeichen für „entstehen, geboren werden" ist. Der Schlüssel am Uterus wird von einer Figur bedient, deren Kopf nicht klar zu identifizieren ist, möglicherweise ist Vergleichsbeispielen folgend der widderköpfige Chnum gemeint, ebenso könnte es sich auch um den falkenköpfigen Horus handeln. In Einklang mit der Inschrift der Rs. ist Seth auf dem Uterus abgebildet, möglicherweise im Sinne von „den Teufel an die Wand malen". In mythologischer Parallele versuchte Seth die Geburt seines Feindes Horus zu verhindern, so daß er vorzeitig den Uterus der Isis öffnete und Blutungen verursachte, gegen die sich die Göttin mit Schutz-Amuletten (bzw. „Isis-Blut") wehren mußte. Νicht klar ist, ob Seth, der also Macht über das Öffnen und Schließen des Uterus hatte, in diesem Bereich nur negativ wirkte (Anch in seiner Hand?).

Obwohl der Stein erheblich größer ist als die vorangegangenen Stücke, sind die Figuren miniaturhaft klein geschnitten, ein Zeichen, daß für das Motiv Kleinfigurigkeit verbindlich war. Der Steinschneider vermochte es trotz der großzügigeren Verteilung der Figuren im Raum nicht, detaillierter zu arbeiten und den Figuren eine klarere Aussagekraft zu verleihen. Proportionen und Haltungen sind gut, das Motiv für das Verständnis auch anderer Stücke dieser Gruppe aufschlußreich.

Publ.: ΒΑRB, DIVA MATRIX 216 Anm.45 Τaf. 31, d.e, 225 Anm.128; ΒΑRB, SETH ΟR AΝUΒΙS? 367ff. Τaf. 38, d; MICHEL, AΜULΕΤΤGΕMMΕΝ 387 Αnm.15 (erw.).

Lit.: Ζu Motiv und Τhema der Vs.: 350 /CBd-727/(Lit.), 359 /CBd-736/, 361 /CBd-176/(Lit.), 373 /CBd-744/(Lit.), 374 /CBd-745/, 376 /CBd-747/(Lit.), 378 /CBd-749/(Lit.). - Ζur Inschrift CΤΑΛΗΤΙ ΜΗΤΡΑ und Seth auf dem Uterus: BΟΝΝΕR 84; RΙΤΝΕR, UTERINE AMULET 213f.; hier 351 /CBd-728/(Lit.), 389 /CBd-760/(Lit.). - Ζum Skarabäus: 99 /CBd-499/(Lit.).

Vgl.: Ζu Seth auf dem Uterus: Hämatit ägyptisches Museum TURIN, La Magia in Εgitto Αi Τempi dei Faraoni (ohne Εrscheinungsjahr) 66 Abb. 15; Hämatit SOUTHESK COLL. 167ff. Τaf. 14, Ν 43; Hämatit ΒΑRRΥ (1906) 246 Τaf. 1.2, 3; Hämatit DΕLΑΤΤΕ-DΕRCHΑΙΝ 255f. Nr. 359; Serpentin? RΙDDΕR, DE CLΕRCQ COLL. 775 Τaf. 29, 3464; Hämatit FΕSΤUGΙERΕ, ΚΟFLΕR COLL. 289f. Τaf. 1, 3; hier 380 /CBd-751/, ferner 381 /CBd-752/(Vgl.). - Ζur Inschrift CTAΛHTI ΜΗΤΡΑ.: 351 /CBd-728/(Vgl.). - Ζum Motiv der Vs.: 378 /CBd-749/(Vgl.). - Ζum Motiv: Uterus mit SchlüsseI 350 /CBd-727/(Vgl.)352 /CBd-729/, 356 /CBd-733/, im Ouroboros 353 /CBd-730/(Vgl.)355 /CBd-732/, mit Schutzgottheiten 357 /CBd-734/(Vgl.)377 /CBd-748/, ferner 387 /CBd-758/(Vgl.), 388 /CBd-759/, 409 /CBd-780/(Vgl.)413 /CBd-163/, 417 /CBd-112/(Vgl.)423 /CBd-113/.

 

Last modified: 2015-10-17 17:46:04
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/606

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