The CBd
Michel, BM on CBd-754
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 243, no. 383.

Hämatit, leicht poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgerundet, Kante rund. Absplißmulden auf der Vs. oben Mitte, unten rechts. Ein Stück vom linken Rand abgebrochen. Streichelstein oder Medaillon. 3,85 x 2,5 x 0,4 3. Jh.n.Chr. FundortHämatit, leicht poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgerundet, Kante rund. Absplißmulden auf der Vs. oben Mitte, unten rechts. Ein Stück vom linken Rand abgebrochen. Streichelstein oder Medaillon.

3,85 x 2,5 x 0,4
3. Jh.n.Chr.
Fundort und Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. GR 1928,5-20,1.

Vs. Im freien Raum unten links auf einer Grundlinie ein frontal stehender Krieger, den Kopf nach links gewendet, Profil mit Bart, Nase und Lippen angedeutet. Mit der erhoben angewinkelten Rechten stützt er sich auf seine Lanze, in der herabhängenden Linken hält er einen im Profil gezeigten Buckelschild. Mit Strichen ist ein Helm mit Büscheln entworfen, mit winzigen Waagerechtlinien sind Stiefel markiert, bei der Rüstung Leder-Schurz sowie Schwertriemen oder Chlamys durch Diagonallinien angedeutet. Rechts neben der Darstellung Inschrift in elf Reihen in der Form eines ,,Schwindeflügels” (Pterygoma):
ΔlΨΑCTAΝTAΛAIΕΜAΠI.
ΙΨACTAΝTAΛAΙΕΜAΠIΕ
ΨACTAΝTAΛAΙΕΜAΠIΕ
ACTAΝTAΛAΙΕΜAΠIΕ
CTAΝTAΛAΙΕΜAΠIΕ
TAΝTAΛAΙΕΜAΠIΕ
AΝTAΛAΙΕΜAΠIΕ
ΝTAΛAΙΕΜAΠIΕ
TAΛAΙΕΜAΠIΕ
AΛAΙΕ..ΠIΕ
ΛAΙ......
διψᾷϚ Τάνταλ(ε), αἷμα πίε, „Wenn du durstest, Tantalos, trinke Blut”.


Rs.: Geometrisch lineare Konstruktion flankiert von schlangenartigen Linien. Rundherum Inschriften:
Oben in einer Reihe:
AΔWΝΟΕ

Am Rand rechts oben beginnend:
IΘAΔWA

Am Rand links oben beginnend:
CΑΒAWAΕHIΟΥW
Zu lesen als AΔWΝ(ΑΙ) ΕΙ(C) Ο(ΕΟC) AΔW(Ν)A(I) CAΒAW(Θ) AΕHΙΟΥW, →Adônai, der einzige Gott, →Adônai, →Sabaôth, →Vokalreihe?

Bei dieser Lesung stünde ΕΙΘ für ἑῖ(ς) Θ(εός), „einziger Gott”, wobei - deshalb als Buchstabe unklar ambivalent geschrieben - das Theta sowohl Theta und Abkürzung für Θεός als auch Sigma für ἑῖς wäre. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, AΔWΝΟΕIΘAΔWA als Verschmelzung von AΔWΝAI und dem hebräischen Wort MΕ(A)ΘAΔWA? bzw. ΝΟΕI ΜΕAΘAΔWA aufzufassen, worauf Barb verweist. Damit wäre in der Inschrift der Name des syrischen Gottes Hadad enthalten (Barb: „de la part de Ηadad”).

Der voll bewaffnete Krieger im Winkel des Pterygomas auf der Vs. folgt dem römischen Typus des Mars Ultor und stellt, den Papyri und anderen Schriftquellen folgend, den u.a. mit dem syrischen Hadad identifizierten griechischen Gott Ares dar. Diesem schrieb man in der Magie Macht über die Leber als Quelle des Blutes und somit über das Blut selbst zu (385 /CBd-756/, 386 /CBd-757/). Das Material Hämatit, die Tantalos-Inschrift in Schwindeform sowie das Bild des Ares/Mars sollten in ihrer Gesamtheit dem Amulett styptische Wirkung verleihen. Auf der Rückseite der Amulette ist eine lineare Konstruktion zu sehen, die in einigen Fällen als ein auf einem Podest stehendes und von zwei Schlangen flankiertes Gefäß erkennbar ist. In Miniaturausführung erscheint das Motiv auch auf dem folgenden Stück, und zwar über dem Kopf der Kriegerfigur (384 /CBd-755/). Gemäß plastischer Votivgaben hat man in der Forschung hierin eine Uterusdarstellung vermutet und dementsprechend Amulette wie das vorliegende als Uterusamulette verstanden, was generell mit dem „Stoppen des Blutes” vereinbar wäre, die Erklärung des Gebildes und die Bedeutung der Steine jedoch nicht erschöpfen dürfte.

Εin guter Schnitt, exakt in der Buchstabenschreibung, kleinteilig und souverän in der Zeichnung. Den Hauptplatz nimmt der Schwindeflügel ein, die Kriegerfigur ist nur „beiläufig” hinzugefügt.

Publ.: MICΗΕL, AMULETTGEMMEN 387 Anm.15.21 (erw.).

Lit.: Zu Motiv und „Tantalos”-Ιnschrift: H. SEΥRIG, Invidiae Medici, Berytus 1, 1923, 1ff.; BONNER 87f., 276 zu Taf. 7, 144 /CBd-1357/; BARB, TANTALE 271ff.; DELATTE-DERCHAIN 258f. zu Nr. 364; MICHEL, AMULETTGEMMEN 383f. zu Abb. 14; 382(Lit.). - Zur Inschrift ΜΕΑΘΑΔWΑ ΝΟΕΙ: BARB a.Ο. 278 Anm.3. - Zu ΕIC ΘΕOC: 338 /CBd-715/(Lit.). - Zu Ares/Mars: 83 /CBd-483/(Lit.), 385 /CBd-756/(Lit.). - Zum Material: 385 /CBd-756/(Lit.).

Vgl.: Zu Motiv und Inschriften: Hämatit BONNER 276 Taf. 7, 144 /CBd-1357/; Hämatit DELATTE-DERCHAIN 258f. Nr. 364; Hämatit STERNBERG, AUKTION 24, 1990, 73 Taf. 27, 459; Hämatit SKOLUDA 26 /CBd-1633/. MICHEL, AMULETTGEMΜEN 385 Abb. 14 a,b; ferner Hämatit FESTUGIÈRE, KOFLER COLL. 287f. Taf. 1, 1. - Zu ΕIC ΘΕOC: 338 /CBd-715/(Lit.), 446 /CBd-804/, 451 /CBd-809/454 /CBd-812/, 461 /CBd-819/, ferner 623 /CBd-982/. - Zur Tantalus-Inschrift in Schwindeform: 382 /CBd-753/(Vgl.). - Zum römischen Mars-typus: Karneol und roter Jaspis AGD Ι, 3 MÜΝCHΕN 90f. Taf. 251f., 2694.2696. - Zu Ares im Typus des Mars Ultor: Roter Jaspis DELATTE-DERCHAIN 298 Nr. 424; 83(Vgl.), 278, 496. -Zu Ares auf magischen Gemmen: Roter Jaspis AGSOFIA 97 Nr. 272; Karneol NEVEROV (1978) 845 Taf. 175, 41; Limonit BONNER 262 Taf. 3, 54 /CBd-1306/; Hämatit DEVOTO-MOLAΥEM, ARCHEOGEMMOLOGIA 132 Abb. 80; hier 84 /CBd-484/(Vgl.).

Last modified: 2016-02-17 23:52:16
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