The CBd
Michel, BM on CBd-756

S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 244, no. 385.

Hämatit, leicht poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgerundet, Kante rund. Absplißmulden auf der Vs. und Rs. rechts unten. Absplitterungen am Rand. Medaillon oder Streichelstein.

3,5 x 2,5 x 0,5
3. Jh.n.Chr.
Von George Eastwood, Esq. (1864), vorher Sammlung Praun und Mertens.
Brit. Mus. Inv. G 112, ΕA 56112.

Vs.: Ares im Typus des römischen Mars Ultor frontal auf einer kurzen Grundlinie stehend, den Kopf nach links gewendet. In der angewinkelt erhobenen Rechten hält er eine Lanze mit nach unten zeigender Spitze, in der herabhängenden Linken den im Profil verkürzten Buckelschild. Das Gesichtsprofil ist mit auslaufenden Strichen konturiert. Der Kriegsgott trägt einen Helm mit Helmbusch, einen Panzer sowie eine mit schrägen Linien angedeutete Chlamys und Stiefel. Αm Rand umlaufend Inschrift in zwei Reihen, links unten beginnend:
APHCΕΤΕΜΕΝΤΟΥHΠATΟCTΟΝΠΟΝΟ.
„Ἄρης ἔτεμεν τοῦ ἥπατος τὸν πόνο(ν), „Ares hat den Schmerz der Leber abgeschnitten (gestoppt)”

In der zweiten inneren Reihe Zeichen oder Buchstabenimitationen (nach King u.a. die Runenzeichen AΒLΕ für „Hilfe”?).

Rs.: Inschrift und →Charakteres in fünf Reihen.

Gemäß des „Gefäßbuches” der Ägypter glaubte man, Leberschmerz und generell alle Leiden der Leber entstünden „durch Überflutung mit Blut”, und noch zu Zeiten Galens und seiner Schule hielt man die Leber für das Organ, welches das Blut erzeugt. Ebenso weist das Material Hämatit auf die Verbindung von Leber und Blut, was in den diversen Namen des Steins zum Ausdruck kommt: neben Hämatit (Blutstein) ist einer seiner griechischen Namen auch Ηepatites (Leberstein). Astrologisch steht der Hämatit in Sympathieverbindung mit dem Planeten Mars, dem man wiederum austrocknende Wirkung zuschrieb. Hieraus dürfte sich die Zuständigkeit des Ares/Mars für Stoppen von Blutungen und den durch sie verursachten Leberschmerz ergeben. Auch dieses Amulett sollte styptisch wirken.

Flach, aber klar geschnitten, mit Binnenzeichnung versehen. Der Krieger wird in Haltung und Bewegungen steif nach einem fest bestehenden Schema rezitiert. Raumnutzung und Proportionen sind gut.

Publ.: KING, GNOSTICS (1864) 206 Taf. 3, 3; KING, GNOSTICS 445 Taf. M, 7; BONΝER 42 Anm.96, 66 Anm.64; BARB, TANTALE 280f. Anm.2 A. 7; A.A. BARB, Gnomon 41, 1969, 305 Anm.6; MICHEL, AMULEΤTGEMMEN 387 Anm.15.19 (erw.).

Lit.: Zu Motiv und Ιnschrift: BONNER 88f.; BARΒ, TANTALE 280f.; MICHEL, AMULETTGEMMEN 383. - Zum Leberschmerz: WESTENDORF, HEILKUNST 47, 94, 110. - Zum Material Hämatit: TH. HOPFNER, in: RE ΧIΙI 1 (1927) 748 s.v. Lithika; BETZ/PREISENDANZ, PGM XII 410; GUNDEL, DEKANE 391; A.A. BARB, Gnomon 41, 1969, 305f.; BARB, LAPIS ADAMAS 78 Anm.4, 80 Anm.3; ferner 350 /CBd-727/(Lit.). - Zu Ares/Mars: E. SIMON - G. BAUCHHENSS, in: LIMC II 1 (1984) 505ff., 530f. s.v. Ares/ Mars; 83 /CBd-483/(Lit.), 383 /CBd-754/.

Vgl.: Zu Motiv und Ιnschrift: 386 /CBd-757/. - Zum ,,Leberschmerz”: Hämatit DELAΤTE-DERCHΑIN 317 Nr. 461 (Inschriftenstein). - Zu Ares: 383 /CBd-754/(Vgl.), 384 /CBd-755/, 386 /CBd-757/. ferner 83 /CBd-483/(Vgl.), 278 /CBd-664/, 496 /CBd-854/.

Last modified: 2015-10-18 23:30:57
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