S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 245, no. 387.
Hämatit, matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand unregelmäßig nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Abgegriffen, kleinere Absplisse an Rand und Rs. Ringstein.
1,6 x 1,35 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Jack Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,32.
Vs.: Eine Schwangere frontal in einem Geburtsstuhl hokkend, die Arme über dem Kopf verschränkt. Der Geburtsstuhl ist mit einigen Linien entworfen, zwei senkrechte geben die Stuhlbeine an, eine waagerechte die Lehne, die Armlehnen scheinen in Tierköpfe auszulaufen (Widder?). Darin, mit den Füßen auf kleinen Vorsprüngen stehend, eine unbekleidete Frau. Drei ringartige Kerben umschließen den Bauch, das Haar ist mit zwei kurzen Kerben als gelöst und lang herabfallend bezeichnet, das Gesicht nur grob skizziert. Eine lange breite Kerbe gibt die Nase wieder, zwei kleinere die Augen, zwei waagerechte Lippen oder Kinn. Unter der Frau ein Uterussymbol mit Schlüssel, innerhalb des Uterus, und ursprünglich wohl auch darunter; abgerieben:
IAW
IAW
→Iaô,→Iaô
Die Szene wird von einem gerippt gemusterten Οuroboros gerahmt, dessen Kopf und Schwanz oben über der Gebärenden zusammentreffen. Im freien Feld, links neben dem Fuß der Frau beginnend und innerhalb des Οuroboros umlaufend, Reste einer Inschrift:
ΟΡΟPlΟΥΘ.....MIΡΔI (?)
Enthalten: →Orôriouth
Rs.: Überkopf. Im Zentrum eine Kugel mit sechs wurzelartig abzweigenden Linien, „Uterus in Οktopusform”. Rechts oben beginnend und entlang des Randes umlaufend Inschrift:
ΟΡWΡΙΟΥΘAΕHΙΟΥW
→Orôriouth, →Vokalreihe
Ähnlich wie bei den folgenden Stücken (388 /CBd-759/, 389 /CBd-760/), handelt es sich um ein Geburtsamulett, das vom Material Hämatit über die Motive (gebärende Frau im Geburtsstuhl, Uterussymbol) bis zu den Inschriften alle Charakteristika der Uterus und Geburtsamulette enthält. Während Schwangere häufig im Nacken geknotetes Haar tragen, ist es bei Gebärenden - wie hier - gelöst, was auf dem Prinzip der Simile-Magie beruht: das Lösen der Haare entspricht der (schnellen) Entbindung.
Der Stein ist zwar stark abgegriffen, dürfte jedoch auch ursprünglich recht flach geschnitten gewesen sein. Die Figur der Frau ist silhouettenhaft, in den Proportionen sowie der Raumaufteilung jedoch gelungen.
Publ.: MICHEL, AMULETΤGEMΕN 387 Anm.15 (erw.).
Lit.: Zu Motiv und Thema der Vs.: BONNER 93f.; E. STAEHELIN, Bindung und Entbindung, in: ZÄS 96, 1970, 125ff.; ÖNNERFORS, FORMELN 184f. Anm.58; 350 /CBd-727/(Lit.). - Zum Motiv der Rs.: 376 /CBd-747/(Lit.). - Zu IΑW auf Uteruscorpus: 351 /CBd-728/(Lit.).
Vgl.: Zum Motiv gebärende Frau: 388 /CBd-759/, 389 /CBd-760/(Vgl.). - Zum Geburtsstuhl: 388 /CBd-759/. - Zum Uterus im Oktopustypus: 376 /CBd-747/(Vgl.), 377 /CBd-748/, 388 /CBd-759/. - Zum Uterussymbol mit Schlüssel: 350 /CBd-727/(Vgl.)–381 /CBd-752/. - Zu IAW auf dem Uteruscorpus: 351 /CBd-728/, 365 /CBd-181/, 378 /CBd-749/.