The CBd
Michel, BM on CBd-778
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 256, no. 407.

Schwarzer Steatit, poliert. Herzförmig, beiderseits flach, Rand von beiden Seiten zur Mitte hin abgerundet. Öse abgebrochen. Anhänger mit Öse.

2,7 x 1,7 x 0,4
4./5. Jh.n.Chr.
Von Rev. G.J. Chester (1876).
Brit. Mus. Inv. G 321, EA 56321.

Vs.: Ibis im Profil auf einer Grundlinie von rechts nach links schreitend. Hinter dem Vogel rechts im Bild ein Gebilde, dessen säulenähnlicher zylindrischer Unterbau von drei strahlenartig aufragenden Stengeln bekrönt wird. Eine Verbindungslinie vom Flügel des Ibis zu dem linken der drei Stengel zeigt die Fesselung des Vogels an.

Rs.: Inschrift in zwei Reihen, darunter →Charakteres: EYΠE ΠTE(Ι) εὐπέπτει, „verdaue gut!” Die →Charakteres werden als Abkürzung des Tetragrammatons verstanden (→Iaô), die Form ist auch auf Münzen des 2. Jh.n.Chr. gebräuchlich. Das Motiv des gebundenen Ibis ist häufig - wie hier - in weiche Steine wie Serpentin, Steatit oder Limonit geritzt, oftmals auch in Kombination mit den auf Uterusamuletten geläufigen Schutzgottheiten und einem Uterussymbol. Die Anhänger sind rundlich oder tropfenförmig mit Öse gearbeitet und entsprechen ihrer Form nach der Hieroglyphe für Herz (jb). Während einerseits der Ibis selbst mit dieser Hieroglyphe und dem Herz assoziiert wurde, ist dieses wiederum in ägyptischen Texten auch mit der Gebärmutter sowie der Zeugung in Verbindung gebracht, zudem fällt in antiken Texten eine Austauschbarkeit der Begriffe Herz, Uterus und Magen auf. Die Form des Anhängers korrespondiert demnach mit den Inschriften und Motiven der Uterusthematik (Ibis, Uterus, Chnoubis) und unterstreicht, daß man sich von derartigen Amuletten Wirkung in diesem Bereich erhoffte. Die ursprünglich herzförmigen Amulette nehmen dann mehr und mehr ovale und schließlich rundliche Formen an. Lateinische Buchstaben, Buchstabenhasten mit Abschlußbalken und eigentümliche Trenn- oder Εinrahmungslinien bei den Inschriften sprechen für eine späte Datierung.

Der Vogel ist schematisch, ohne Detailangabe geschnitten, wirkt jedoch durch die sichere und gut geschwungene Konturführung charakteristisch. Der Ibis überzeugt in seinem Habitus durch den Schwung, der sich vom Schnabel über den Hals und die geschwellte Brust zieht. Die Proportionen sind gut.

Publ.: M. SOMMERVILLE, Engraved Gems. Their History and an Elaborate View of their Place in Art (1889) 767f. Taf. 49, 1434 (nach Abdruck); MICHEL, AMULETTGEMMEN 386 Anm.8 (erw.).

Lit.: Zum Motiv: 405 /CBd-776/(Lit.). - Zu Inschrift und Charakteres: BONNER 52f.; BARB, MAGICA VARIA 357ff. - Zu Ibis-Herz: 52 /CBd-431/(Lit.). - Zu Herz-Uterus-Zeugung: D. MÜLLER, Die Zeugung durch das Herz in Religion und Medizin der Ägypter, Orientalia 35, 1966, 247ff. - Zur Austauschbarkeit der Begriffe: F. BECHTEL, Apophoreton von der Graeca Ηalensis (1903) 67ff.; A. DELATTE, Anecdota Atheniensia 1 (1927) 82, 25f.; BARB, DIVA MATRIX 227 Αnm.156; BARB, SETH OR ANUBIS? 368 Anm.14; ferner auch SCHWARTZ (1979) 164ff. zu Taf. 35, 13 /CBd-1331/15 /CBd-1766/.

Vgl.: Zu Material, Form, Motiv und Inschrift: Steatit BONNER 266 Taf. 4, 80 /CBd-1040/; Steatit PETRIE, AΜULETS 30 Taf. 21, 135q. - Zu Material, Form und Motiv: 408 /CBd-779/(Vgl.), 409 /CBd-780/(Vgl.)413 /CBd-163/, ferner 414 /CBd-128/, 416 /CBd-140/. - Zum Motiv: 405 /CBd-776/(Vgl.).
Last modified: 2016-02-18 21:31:29
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