S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 257, no. 409.
Schwarz-brauner Serpentin, glänzend. Hochoval, beiderseits konvex, Mittelgrat abgerundet. Keine Beschädigung. Anhänger mit Öse geschnitten.
5,2 x 3,4 x 0,9
4./5. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 479, EA 56479.
Vs.: Ibis im Profil nach links, mit einer Schnur an einen hinter ihm stehenden Gegenstand gefesselt. Der Vogel ist kraftvoll ausschreitend auf eine Grundlinie gesetzt und naturalistisch mit gebogenem Schnabel und Hals dargestellt. Gefieder ist nicht angegeben, der linke sichtbare Flügel und die Schwanzfedern sind jedoch leicht abgesetzt. Das rechteckige Gebilde hinter dem Ibis schließt mit zwei breiten Querkerben ab und ist mit großen Stengeln bekrönt. Links und rechts neben der Darstellung je eine s-förmige Linie, ->Charakteres oder Schlangen, über dem Vogel im freien Feld ein sechsstrahliger Stern. Im unteren Viertel Inschrift in zwei Reihen:
OPWPIO
ΥΘIAW
->Orôriouth, ->Iaô
Rs.: Uterussymbol mit Schutzgottheiten innerhalb eines als scharfe ovale Linie glatt geschnittenen Οuroboros mit weit aufgerissenem Maul. Das oval abgeflachte Uterussymbol hat zwei Wellenlinien nach oben (Tuben), zwei v-förmigen Linien an den Seiten (Haltebänder) und einen Schlüssel ohne Haltestiel und Griff darunter. Auf dem Organ Figuren: im Zentrum die Chnoubisschlange im Profil nach links, ihr sind links die Anubismumie und rechts die Οsirismumie mit Diskus auf dem Kopf jeweils im Profil zugewandt. Der Löwenkopf ist nicht von Strahlen umgeben, der glatte Schlangenkörper schleifenartig nach links und rechts ausschwingend gezeigt. Um die Figuren herum verstreut die Buchstaben der Inschrift:
IAW
Außerhalb des Οuroboros, rechts neben der Öse beginnend und umlaufend, die Inschrift:
AEHIOYWAΕIΟΥWAΕHIΟYWIA
->Iaô, dreimal wiederholte ->Vokalreihe, ->Iaô
Die dreimalige Wiederholung von Wörtern, Silben oder - wie hier Vokalreihen - entspricht dem Charakter von Zauberformeln.
Flüchtig geritzt unterscheiden sich die Uterusbilder auf diesen Anhängern von den entsprechenden Ηämatitamuletten nur in den stilistischen Eigentümlichkeiten, wie etwa der dreieckig gestalteten Brustpartie der Osiris und Anubismumien, was - ebenso wie die Ausführung der Buchstaben mit Querbalken (Hasten) - als Charakteristikum einer Werkstatt oder gar eines einzelnen Gemmenschneiders gewertet wird. Aus derselben Werkstatt dürften das vorliegende Stück, ein ähnlicher Stein aus der Sammlung Southesk sowie
411 /CBd-136/ stammen, weiterhin die etwas flaueren Repliken
410 /CBd-781/ und
412 /CBd-108/ sowie zwei Αmulette der Pariser Sammlung (DELATTE-DERCHAIN).
Obwohl kaum Details ausgeführt sind, wirkt der Schnitt sicher, kleinteilig und klar. Mit breiten Kerben wurden eher Flächen entworfen, die ohne Binnenzeichnung die Körper der dargestellten Figuren bezeichnen. Proportionen und Raumnutzung sind gut.
Publ.: E.A.W. BUDGE, The Mummy 2(1925) 335 Taf. 24; BONΝER, BRITMUS 327 Taf. 97, 26 (fälschlicherweise als schwarzer Jaspis beschrieben); MICΗΕL, AMULETTGEMMEN 386 Anm.9 (erw.).
Lit.: Zum Ibismotiv:
405 /CBd-776/(Lit.),
407 /CBd-778/. - Zum Uterusmotiv:
350 /CBd-727/(Lit.),
359 /CBd-736/,
361 /CBd-176/(Lit.). - Zur Motivkombination:
BONΝΕR 53. - Zur Werkstattfrage: BONNER
274 (zu 411); BONNER, BRITMUS 327 zu Nr. 26.
Vgl.: Zu Form, Material, Motivkombination: Serpentine DELAΤΤE-DERCHΑIN 147 Nr. 189.190;
hier 410 /CBd-781/. - Zur Motivkombination Ibis/Uterus: Hämatit SOUTHESK COLL. 166 Taf. 14, N 42; Brauner Jaspis DELATTE-DERCHAIN 146 Nr. 188; ferner Unident., schwarz BONΝER
273 Taf. 6, 126 /CBd-1347/;
hier 413 /CBd-163/. - Zum Ibis am Altar:
405 /CBd-776/(Vgl.)
–408 /CBd-779/(Vgl.), ferner
416 /CBd-140/. - Zum Uterus mit Schutzgottheiten:
411 /CBd-136/(Vgl.),
412 /CBd-108/, ferner
359 /CBd-736/–373 /CBd-744/.