S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 278-279, no. 448.
Hämatit-Fragment, schwach poliert, in den Vertiefungen matt. Ursprünglich hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Linke Hälfte senkrecht abgebrochen, Absplisse auf der Rs. sowie Risse im Bildfeld der Vs. Streichelstein.
4,45 x 1,3 x 0,35
3./4. Jh.n.Chr.
Gekauft von J. Ogden (1986).
Brit. Mus. Inv. G 1986,5-1,13.
Vs.: Ein Reiter und eine am Boden liegende Figur im Profil. Von dem Reiter sind nur das Gesicht und Teil einer Strahlenkrone, der linke angewinkelt ausgestreckte Arm sowie das linke gestiefelte Bein erhalten. Darunter ein Fabelwesen mit schmalem Rücken, kugeliger Brust, zwei behuften Pferdebeinen, einem Flügel und menschlichem Kopf. Der Kopf des Flügelwesens mit Haarwulst und -kalotte wendet sich zum Reiter um. Unter dem Arm des Reiters eine Lanzenspitze, die auf den Hals des Flügelwesens gerichtet ist. Unter dieser Darstellung ist eine zweite Lanzenspitze auf eine am Boden liegende langhaarige und unbekleidete Figur gerichtet, die - im Typus der Lilith - halb sitzend in das untere erhaltene Viertel des Steines geschnitten ist. Im freien Feld vor dem Reiter ein achtstrahliger Stern sowie Reste einer nicht mehr rekonstruierbaren Inschrift:
WΘΕ(S?)
Rs.: Reste einer Inschrift in vier Reihen und →Charakter:
ΑΠ..
ΤW..
CΝ..
ΟΝ..
Offensichtlich ist hier ein amulett mit dem Motiv des auf Pegasos reitenden und die Chimaera tötenden Bellerophon nachträglich zur Salomonthematik abgeändert und umfunktioniert worden, indem Lilith und die Lanzenspitze hinzugefügt Wurden. Die ursprüngliche Konzeption ist dem Fragment nicht mehr zu entnehmen, doch vermittelt ein Vergleichsbeispiel in München eine Vorstellung von der Art der Kontamination. Das Stück unterstützt die Vermutung, daß der die Chimaera attackierende Bellerophon als Vorlage des Salomon-Bildtypus gedient haben könnte, ebenso hat man auch auf das Motiv „Horus zu Pferd”, den Krieger Dexileos auf einem attischen Grabmonument und den Thrakischen Reiter verwiesen.
Wenngleich der Stein insgesamt dem üblichen Salomonschema zu folgen scheint, sind Details wie Profile von „Salomon” und Chimaera ungewöhnlich diffizil mit feinen Linien gearbeitet. Lilith dagegen ist in der geläufigen Haltung und flächig wiedergegeben, auch scheinen die Vertiefungen im Schnitt schwächer poliert.
Publ.: WALTER, SOLOMON 366 Taf. 206, 12.
Lit.: Zu Motiv und Thema: BONΝER, TWO STUDIES 467ff.; 430 /CBd-788/(Lit.). - Zu Bellerophon: C. Lochin, in: LIMC VII 1 (1994) 214ff. s.v. Pegasos.
Vgl.: Zu Bellerophon: Roter Jaspis AGD 1,3 MÜΝCHΕΝ 92 Taf. 253, 2706; Οpal MAΝDEL-ΕLZINGA (1985) 268 Nr. 31 Abb. 6, 31. - Zu Material und Salomon-Motiν ohne oder mit abweichender Inschrift: 445 /CBd-803/(Vgl.)–447 /CBd-805/. - Zu Material, Motiv und Inschrift CΦPΑΓlC ΘΕΟΥ: 438 /CBd-796/(Vgl.)–440 /CBd-798/, 442 /CBd-800/–444 /CBd-802/. - Zu Material, Motiv und Inschrift COΛΟΜWΝ, CΦPAΓΙC ΘΕΟΥ: 430 /CBd-788/(Vgl.), 437 /CBd-795/, 441 /CBd-799/.