S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 281, no. 453.
Bronzeanhänger, mit Öse gegossen, schwach poliert. Hochoval, flach. Kante teilweise bestoßen.
4,0 x 2,3
5/6. Jh.n.Chr.
Gekauft von G.J. Chester (1876).
Brit. Mus. Inv. G 323, EA 56323.
Vs.: Reiter mit Lanze im Profil nach rechts. Bekleidung ist außer einer wehenden Chlamys nicht angegeben, der Kopf ist von einem Heiligenschein umgeben. Auch das Pferd ist nur mit einigen Linien als Schema zitiert. Wie bei den vorangegangenen Medaillons ist die am Boden liegende Figur kaum zu erkennen. Neben dem Schweif des Pferdes beginnend und am Rand umlaufend die Inschrift:
ΕICΘΕOCOΝΙΚWΝΤAΚAΚ
εἷς θεὸς ὁ νικῶν τὰ κακ(ά), „Der einzige Gott, der das Böse besiegt”
Rs.: Grobes Schema des an einen Gegenstand gefesselten Ibis, der mit langen Beinen und mit den Flügeln schlagend reiherähnlich dargestellt ist. Der Vogelkörper ist mit kleinen feinen Parallellinien als gefiedert gekennzeichnet, der Kopf undeutlich und ein Schnabel nicht erkennbar. Vor dem Vogel steigt eine mehrmals leicht gebogen gestreckte Schlange senkrecht auf. Über der Darstellung die Inschrift:
ΠIΝW
πίνω, „ich trinke”
Eine Erklärung, warum der Ibis untypisch, vielleicht sogar verdunkelt dargestellt ist, gibt Barb: der Ibis sei in Palästina nicht zu Hause, so daß die Vertrautheit mit seinem Aussehen in Syrien nicht zu erwarten wäre, den Juden Ägyptens sei die Verehrung des Ibis gar ein „Dorn im Auge” gewesen. Die Ibisamulette seien seiner Meinung nach magische Phylakteria gegen Vergiftung. Jedes Getränk, das durch das Eintauchen solch eines Ibismedaillons „desinfiziert” worden sei, wäre trinkbar. Daß das Motiv jedoch auch häufig mit der Uterus-Thematik in Verbindung gebracht wird, legt - wie auch Spier vermutet - eher einen Zusammenhang mit der Vorstellung von „Hystera” nahe, der Personifikation des negativen Aspekts des Uterus.
Lineare Darstellung mit stark vereinfachten Bildelementen.
Publ.: BUDGE, GUIDE 243; E.A.W. BUDGE, The Mummy 2(1925) 333 (erw.); BONΝER 213; BARΒ, MAGICA VARIA 357 Anm.2 A. 5.
Lit: Zum Motiv der Vs.: 451 /CBd-809/(Lit.). - Zum Motiv der Rs.: BARB, MAGICA VARIA 357ff.; SPIER, ΤRΑDITION 46f.; 405 /CBd-776/(Lit.). - Zum Thema Vogel und Schlange: BONΝER 212f. - Zum Wort ΠIΝW: Zum Wort ΠΙΝW: Η. SEΥRIG, Invidiae Medici, Berytus 1, 1934, 3f.; BONΝER 213; A.J. FESTUGΙČRE, Amulettes magiques à propos d'un ouvrage récent, ClPhil 46, 2, 1951, 88; BARB, MAGICA VARIA 357ff.; SPIER, TRADITION 46 Anm.121. - Zu Ηystera: 618 /CBd-977/(Lit.).
Vgl.: Zur Motivkombination: Bronze BONΝER 303f. Taf. 15, 304 /CBd-690/–306 /CBd-692/; Bronze BARΒ MAGICA VARIA 357f. Anm.2, 358 Abb. 6; Bronzen STERNBERG, AUKTION 23, 1989, 61ff. Nr. 188.189; hier 454 /CBd-812/. - Zum Salomon-Motiν der Vs.: 451 /CBd-809/(Vgl.), 452 /CBd-810/. - Zum Ibismotiv der Rs.: 405 /CBd-776/(Vgl.)–410 /CBd-781/, 413 /CBd-163/, 416 /CBd-140/. - Zu Hystera: 618 /CBd-977/.