S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 287, no. 463.
Unreiner Karneol, stark poliert. Queroval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgerundet, Kante rund. Kante bestoßen, große Absplißmulden im Bildfeld der Vs. unten und rechts oben. Ringstein.
2,1 x 2,9 x 0,4
5./6. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Towneley (1805) Nr. 425.
Brit. Mus. Inv. G 262, EA 56262.
Vs.: Linear gerahmt vier waagerechte Ebenen, die oberste durch zwei waagerechte Doppellinien als Kreissegment abgetrennt, die übrigen durch je eine. Im oberen Feld fünf fliegende Vögel klappsymmetrisch angeordnet, drei im Profil nach rechts, zwei nach links. Die Vögel sind nur flüchtig mit aus feinen Linien bestehenden Körpern, geöffneten Flügeln und rundlichen Köpfen mit Schnäbeln entworfen. Im freien Feld um sie herum verteilt fünf Kugeln. Im Zentrum des Bildfelds darunter ein linear skizzierter Thron mit kugeligen Möbelteilen. Darauf sitzt frontal eine Figur mit angewinkelt erhobenem rechten Arm, der linke ist in den Schoß gelegt. Der aureolenähnlich umgebene Kopf scheint im Profil nach links gedacht, drei spitze Striche an der Kugel bezeichnen am Profil Lippen, Nase und Auge. Links und rechts des Thrones eine Prozession von acht Figuren, die sich - fünf links und drei rechts - von beiden Seiten auf den Thron zubewegen. Die erste Figur im Zuge ist die jeweils größte, die letzte die kleinste. „Strahlenkugeln” bilden die Köpfe, senkrechte Strichelungen die wadenlangen Gewänder. Die rechten drei Figuren sind gehörnt und haben gestrichelte Flügel, die vorderste größte stützt sich mit beiden Händen auf einen brusthohen Stab, wie auch die ihm pendantartig entsprechende größte Figur des Gegenzuges, die jedoch anstelle von Hörnern eine Aureole um den Kopf trägt. Die dieser folgenden Figuren scheinen - die Arme adorationsähnlich erhoben - jeweils die Schulter des Vordermannes zu berühren. Im freien Feld verteilt vier kugelige Rundungen, zwei links und rechts des Thrones, eine jeweils hinter der letzten Figur der beiden Prozessionen, über den Köpfen der linken zusätzlich Buchstaben:
IΖΛ+
in den beiden unteren Feldern Buchstaben und Inschriften, die untere ursprünglich in zwei Reihen, jeweils senkrecht geschrieben und nicht transkribierbar.
Rs.: leer.
Die offensichtlich orientalische Szene wird als Szene der Sage interpretiert, wonach Salomon mit Hilfe eines zauberkräftigen Siegelringes die Dämonen bezwang und schließlich über ihr Reich herrschte. Dargestellt seien der thronende Salomon, dem ein Zug von Männern sowie einer von geflügelten und gehörnten Dämonen (Jinns) huldige. Außer den semitischen Dämonen der Verwüstung und Zerstörung (se'irim und shedim) sind auch einige gehörnte Engel bekannt (Zagzagael).
Kugelige Rundungen, die den Techniken des italischen a globolo Stils entnommen sind, und feine Linien, die durch parallele Strichelung Flächen bilden, fϋgen sich zu einem für die arabische Glyptik typischen Stil.
Publ.: BONNER, BRITMUS 337f. Taf. 98, 57 /CBd-821/.
Lit.: Zu gehörnten Engeln und Dämonen: I. SCHEFTELOWITZ, ARW 15, 1912, 460; L. GINZBERG, Legends of the Jews II (1913-38) 309; S.A. COOK, Religion of Ancient Palestine in the Light of Archaeology (1930) 29 Anm.4; BONNER ebenda.
Vgl.: Zum Thema: Arabisches Karneol-Siegel BONNER, BRITMUS 337 Taf. 98, 56; Brauner Jaspis Privatsammlung SKOLUDA. - Zu den gehörnten Figuren: 587 /CBd-946/, 588 /CBd-947/, ferner 480 /CBd-838/, 481 /CBd-839/; Bergkristallzylinder W.M. BRASHEAR, Magica Varia, Papyrologica Bruxellensia 25, 1991, 80ff. Taf. 8-15. - Zum Zug, von Figur mit Stab angeführt: 492 /CBd-850/.