S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 302, no. 494.
Lapislazuli-Fragment, matt. Ursprünglich queroval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante scharf. Kante rundum bestoßen, unten Ecke abgebrochen sowie schräg senkrecht verlaufender Bruch links. Medaillon.
2,8 x 3,0 x 0,3
3./4. Jh.n.Chr.
Herkunft unbekannt.
Brit. Mus. Inv. G 472, EA 56472.
Vs.: Reste eines Ouroboros, Kopf rechts unten. Am gerippt gemusterten Schlangenkörper unübliche spitze Dreiecke. Im Ouroboros Reste einer Inschrift in fünf Reihen, darunter →Charakteres:
.. WΧΙΘIAΟΡΗIA
…ΘIΟΦAIHΥΕHΡ
..AHΟΗHΧΟIΚΡ
ΘHΚPIΧΟPIAIΕ
...ΘΥWΟAΘH... Ε
In ΘΥWΟAΘ könnte „Thoth” enthalten sein.
Rs.: Auf einer Tabula ansata eine frontal stehende Kompositfigur: als Oberkörper ein Viereck, Schräglinien für Kleidung und ein „brezelförmiges” Gebilde in der Genital und Bauchzone, Arme und Beine sind durch Linien konturiert. Auf den Schultern sieben Schrägstriche, auf denen links ein Ibiskopf, in der Mitte ein Kuh- oder Stierkopf und rechts ein Löwenkopf sitzen. Ιn der rechten herabhängenden Hand eine Art Kranz, darin die Buchstaben Epsilon und alpha. In der Tabula ansata eine dreizeilige Inschrift:
AΒΛAPΙMΑΘA
ΒΗIWΟAΚΕP
IWΒΟΛΧC
Links der Figur im freien Feld sieben Reihen Inschrift:
IΑWIΕΟΥ
IAHΙΑCΙΘ
WIAΕWA
ΘWΟYAW
ΟΥIAWΟΥ
ΙAΕΟYΙAΕW
ΥAΕAΙ
Zu ergänzen zu AΒΛAPΙΜΑΘA, (IWΕΡ)ΒΗ IWΠAKEP(ΒH) ΙWΒOΛΧ(O)C(HΘ)
→Iaô, →Vokale
Das Zauberwort AΒΛAPIΜAΘA ist in seinem Sinn unbekannt, der darauf folgende Logos ΙWΕPΒH IWΠAΚΕPΒΗ IWΒΟΛΧΟCHΘ erscheint in den magischen Papyri in typhonischem Kontext bzw. in Verbindung mit Seth. Die Silbe ΒΟΛ wird mit Herr übersetzt, Wortkombinationen damit kommen in Zusammenhang mit Beschwörungen an Totengeister oder chthonische Mächte vor.
Die dreiköpfige Figur erinnert an Zeichnungen, wie sie die magischen Texte in den Papyri begleiten. Die Schlangenlinien anstelle des Halses zeigen an, daß der Akephalos gemeint ist, Ibis, Kuh- und Löwenkopf erinnern jedoch auch an Darstellungen der chthonischen Isis-Ηathor-Hekate. Auch die Inschrift in der Kartusche hat chthonischen bzw. typhonischen Charakter.
Ein flacher, linearer Schnitt mit dem Drehbohrer, die Zeichnung der Figur nur mit Linien für die Konturen entworfen und den Inschriften untergeordnet.
Publ.: BONNER 297f. Taf 13, 267.
Lit.: Zu Motiv und Thema: BONNER 23, 163f., 198. - Zur Inschrift: BONNER 163f., 194f. - Zu ΒΟΛ: PREISENDANZ PGM IV 2030; BRASHEAR, MAGICAL PAPΥRI 3583 s.v. βολβεσρω.- Zum Akephalos: A. DELATTE, AΚΕΦAΛOC ΘΕOC, BCH 38, 1914, 189ff.; K. PREISENDANZ, Akephalos, der kopflose Gott. Beihefte zum Alten Orient 8 (1926); DERS., in: RAC I (1950) 211ff. s.v. Akephalos; DERS., in: Der kleine Pauly I (1975) 216f. s.v. Akephalos; BONΝER 1641.
Vgl.: Zu den drei Köpfen: 173(Vgl.); Limonit BONNER 278f. Taf. 7, 156 (Hekate). - Zu „Akephalos”: Lapislazuli BONNER 200 Anm.75 (ohne Abb.); Lapislazuli-Frgt. DELATTE-DERCHAIN 50f. Nr. 43. - Zu ΒΟΛΧΟ: Braun-grüner Jaspis POINSSOT (1909) 220ff. Abb. 10. - AΒΛAPIΜAΘA: 498.