S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 307-308, no. 503.
Topas, stark poliert. Queroval, Vs. stark konvex, Rs. flach, Rand stark nach hinten abgerundet, Mittelgrat scharf. Sprung im Stein. Ringstein.
1,4 x 1,9 x 0,8
Antik/Νeuzeitlich?
Von G. Eastwood, Esq. (1864), vorher Sammlung Praun und Mertens.
Brit. Mus. Inv. G 177, EA 56177.
Vs.: Innerhalb eines ouroborosähnlichen linearen Ovals sieben →Charakteres untereinander, außerhalb ringsherum verteilt neun Kreise sowie ein s-förmiges Ζeichen.
Rs.: Inschrift in sieben Zeilen:
ΑMAΡΥCΜHPIAΕHIOΥW
ΡΟΔΥCΝΑΒΑΡΕΕHIOΥW
ΝAΒAPΝΕHIOΥW
ΕPAΘPΛΥΑIOΥW
ΖAΓΕCΟΦIOΥW
ΟPΘΡΟΧΟPCΕΥW
AΧAHΜAPΕW
Die Textzeilen enden jeweils in eine →Vokalreihe, die - nicht konsequent eingehalten - nach dem Prinzip des Schwindedreiecks in jeder neuen Zeile um den Anfangsbuchstaben verringert wird: AΕHIOΥW, ΕHIOΥW, HIΟΥW etc. In dem Inschriftentext scheinen griechische Vokabeln versteckt zu sein wie ἄγια Σοφία („Heilige Sophia”) und ὄρθρος („der Morgen, die Morgendämmerung”). In der Buchstabenkombination AΧA(H)MAΡΕ könnte das Zauberwort →Akrammachamarei transparent werden. Οb ἄγια Σοφία als christliche Note versteckt oder durch Zufall herausklingt, bleibt unklar.
Als optische Anordnung mit magischem Inhalt sind die Schwindeinschriften sowohl in den Papyri als auch auf Gemmen und anderen Amuletten geläufig. Die Reihen können hierbei als rechtwinkliges Dreieck sowie traubenoder herzförmig angeordnet sein. Da das Wesen und die Existenz eines Dämons imaginär an seinen Namen geknüpft ist, wird durch die Verminderung seines Namens beinahe exorzistisch auch der Dämon vernichtet, weicht er nicht freiwillig, bevor der ganze Name aufgelöst ist. Besonders eindrucksvoll ist dieses Prinzip im medizinisch-magischen Bereich eingesetzt (382 /CBd-753/–384 /CBd-755/).
Publ.: C. DE MURR, Description du Cabinet de M. Paul de Praun (1797) 351f. Nr. 1065.
Lit.: Zur Schwindeform: 382 /CBd-753/(Lit.). - Zum Wort ΟΡΘΡΟC: MERKELBACH, ABRΑSAΧ 30, 50f. II 92. - Zum Wort ΑΓIΟC: BONΝER 172f.
Vgl.: Zu ΑΓΙΟC: 596 /CBd-955/. - Zu Vokalen in Schwindeform: 268 /CBd-165/, 277 /CBd-663/, 278 /CBd-664/, ferner 132 /CBd-532/. - Zu Schwindeinschriften im medizinisch-magischen Bereich: 382 /CBd-753/(Vgl.)–384 /CBd-755/.