The CBd
Michel, BM on CBd-380
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 1, no. 1.

Grüner, gesprenkelter Stein, stark poliert (BritMusLab: „Jadeite“). Gleichschenklig dreieckig, Vs. stark konvex, Rs. flach, Kanten scharf, Ecken abgerundet. Unbeschädigt.

4,5 x 3,25 x 0,9
18. Jahrhundert
Aus der Sammlung Towneley Nr. 271/272 (1805).
Brit. Mus. Inv. G 24, EA 56024.

Vs.: Osirismumie frontal, säulenartig auf einer Basis stehend. Die Mumie hält die Arme vor der Brust angewinkelt, in der rechten Hand einen Krummstab, in der linken ein Flagellum. Halsschmuck ist angedeutet. Der Kopf zeigt einen schmalen Götterbart am Kinn, im Gesicht sind Lippen, Nase, Augen und Augenbrauen ausgearbeitet; auffällige Pausbacken. Die Ohren sind klar ausgeführt, Haar bzw. Perücke oder Kopftuch nicht angegeben, auf dem Kopf die Atefkrone.

Rs.: Innerhalb eines sauber gerippt gemusterten Οuroboros, dessen gehörnter, bärtiger Kopf im Profil nach links zeigt, Zeichen und inschrift. Unter einem Stern:
ΑFΘΧΕΧ
CWΜFΧΕ(das Epsilon spiegelverkehrt)
Waagerechte Linie, von drei Schrägkerben gekreuzt, darunter:
TΑΛΑΑΡ
ΑIW
WΑΡΛΟΡΟ
ΝΤΟΚΟ
ΝΒΑI
Enthalten ist ΑlW, Anagramm für IAW, →laô und ΝTΟΚΟ Ν BAI, „Du bist der Herr der Seelen“
Auffällig ist die Verwendung des lateinischen Buchstaben F in der ersten und zweiten Reihe sowie des rundlichen EpsiΙons in der ersten Schriftzeile, die Zeichen erinnern an die →Charakteres, die meist mit dem →Aianagba-Logos kombiniert sind (514 /CBd-872/). Bei dem Anagramm ΑIW ist die Reihenfolge der Buchstaben des Wortes IΑW verdunkelnd verändert, Aussagegehalt und Zahlenwert bleiben jedoch erhalten. Die letzten vier Reihen der Inschrift entsprechen einer Kupferstichabbildung CHIFLETs, die einen Stein mit dem Bild des hahnenköpfigen anguipedes wiedergibt, wobei die letzten Wörter nach Meinung Bonners koptisch klängen und , Pronomen „du“, und , „Seele“  enthalten könnten.

Osiris ist wie stets als Mumie dargestellt, was die Zugehörigkeit des Gottes zum Totenreich und ebenso - bezüglich des Mythos um seine Zerstückelung - die Ungegliedertheit seines Leibes symbolisiert. Die Attribute Flagellum und Krummstab, ein Attribut des Hirten, zeichnen ihn als Herrscher der Unterwelt aus. Das Gemmenbild entspricht den zahlreichen Οsiris-Bronzestatuetten der Spätzeit, die als Weihgaben in einem Οsirisheiligtum aufgestellt, oder - handelte es sich um kleinere Figuren - reihenweise an Ösen aufgefädelt an die Wände der Tempel gehängt wurden. Durch derartige Stiftungen stellte man sich in den Schutz des Gottes und gab der Hoffnung auf Auferstehung Ausdruck. Die ungewöhnliche Dreiecksform des Amuletts könnte zwar von ägyptischen Gewichtssteinen beeinflußt sein (Webstuhlgewichten oder auch Ankern), läßt sich jedoch wohl eher mit einer Entstehung in der Neuzeit erklären.

Sorgfalt und Kleinteiligkeit beherrschen das Bild. Der Schnitt des miniaturhaften Mumienköpfchens entspricht subtilen etruskisierenden Arbeiten der späten römischen Republik, doch lassen außer der Form auch die Steinvarietät und die inschrift vermuten, daß dieses Amulett nach antiken Vorlagen in der Neuzeit entstanden ist.

Ρubl.: BONNER, ΑΜULETUΜ INEDITUM 376f; BONNER 10 Αnm.32, 39 Αnm.79, 188 Αnm.9, 238 Αnm.31; BONNER, BRITΜUS 320 Taf. 96, 1 /CBd-380/.

Lit.: Zum Motiv: H. SΤERNBERG, in: LÄ IV (1982) 213f. s.v. Mumie; BRUΝΝER, OSIRIS 16; G. CLERC - J. LECLANΤ, in: LIΜC Vll 1 (1994) 107ff. s.v. Osiris. - Zur Inschrift: PREISENDANZ, ΡGΜ IV 2755, IX 14; BONNER, ΑΜULETUΜ INEDΙTUΜ 375ff; BONNER 188, 281 zu Νr. 173 /CBd-1373/. - Zum Οsirismythos: WORTΜANN, ΝILFLUT 62ff.;.J.G. GRIFFITHS, in: LÄ IV (1982) 623ff. s.v. Osiris; Altägyptische Märchen. Mythen und andere volkstümliche Erzählungen. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Emma BRUNNER-TRAUT 8(1989) 121 ff.

Vgl.: Zum Motiv: Grüne Jaspisse und Hämatit DELATTE-DERCHAIN 78 Νr. 92.93.94; Schwarzer Jaspis FLORENΖ, MUS. ΑRCH. Inv. amulette 7 (unpubl.); Schwarzer Jaspis AGWIEN III 156 Taf. 92, 2189 /CBd-2432/; Grau-schwarzer Jaspis AGD I, 3 MÜNCHEN 120 Taf. 279, 2905; Heliotrop PHΙLIPP, BERLIN 81f. Taf. 27, 111 /CBd-2084/; Heliotrop SMITΗ-HUTTOΝ, COOK COLL. 55 Νr. 250 (ohne Abb.); Karneol, verbrannt STERNBERG, AUKTION 24, 1990, 74 Taf. 28, 466; Chalcedon, verbrannt DERCHAIN (1964) 182, 187 Νr. 7; hier 2 /CBd-381/, 3 /CBd-382/, ferner 4 /CBd-383/(Vgl.)11 /CBd-390/(Vgl.). - Zu Βronze- und Granitstatuen: J. WOLDERIΝG, Ausgewählte Werke der Ägyptischen Sammlung. BildkataΙoge des Kestner-Museums Hannover I (1958) 76 Nr. 64.66 (Spätzeit); BRUNNER, OSIRIS 16 Νr. 1, 45 Νr. 30.31. - Zu Wandgemälden: Ε. HORNUNG, Tal der Könige. Die Ruhestätten der Pharaonen (1982) 180, 188 Abb. 153, 190 Abb. 155 (Wandgemälde aus dem Grab der Tausret und aus der Vorkammer des Grabes Königs Haremhab). - Zur Inschrift: CHIFLEΤ Taf. 3, 14 /CBd-2742/ (Nachdruck bei MONΤFAUCON II 2 Taf. 146, 4); Achat BONNΕR 281 Taf. 8, 173 /CBd-1373/; 514 /CBd-872/(Vgl.)516 /CBd-874/, ferner 511 /CBd-869/513 /CBd-871/, 517 /CBd-875/519 /CBd-877/, 498 /CBd-856/. - Zur Form: 24 /CBd-403/.
Last modified: 2017-03-16 11:18:41
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