S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 3, no. 5.
Dunkelgrüner Jaspis, poliert, in den Vertiefungen matt. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Rand links unten muldenförmig abgesplittert. Ringstein.
2,0 x 1,4 x 0,3
3. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Βlacas.
Brit. Mus. Inv. G 419, ΕA 56419.
Vs.: Mumie im Profil nach links auf einer Grundlinie stehend. Die grob angedeuteten Beine der Mumie sind von den Waden an frei, flüchtiges Rautenmuster auf dem wadenlangen Gewand erinnert dennoch an Mumienbinden. Der Bauch der Figur ist betont nach vorn gewölbt, beide Arme sind in Adorations- oder Grußhaltung angewinkelt erhoben vor den Körper gestreckt. Der Kopf ist umwickelt, Kinn, Lippen und spitz abstehende Νase sind im Profil wiedergegeben. Auf dem Kopf zwei spitz zulaufende Kerben (Krone?). Im freien Feld links vor der Figur, senkrecht von unten nach oben laufend:
ΟΣΙΡΙ
rechts hinter der Figur, senkrecht von unten nach oben verlaufend:
ΟΥΣΙΡΙ
„Osiri, Ousiris“
Der Name des Osiris in Variationen, wobei es sich bei der auch auf den sethianischen Verfluchungstafeln belegten Variante Ousiri um die koptische Form von Osiris handelt. Vergleichsstücke belegen Νamensvariationen wie etwa Ousir, Osiri, Isuo, Souiri oder Iosiri ebenfalls, wobei mitunter möglicherweise sogar der Name Jesus anklingen sollte. Wie Philipp annimmt, könnten die Namensvariationen darauf hinweisen, daß ein Tabu bestand, den Namen des Osiris auszusprechen, auffälligerweise wird auch auf Vergleichsstücken das eckige Sigma verwendet.
Rs.: Inschrift in drei Reihen:
ΣC
ΜΕC
CΛΜ
Wohl Verschreibung oder korrupte Form des Wortes ->Semesilam, die Verwendung des eckigen Sigmas am Anfang ist zu beachten.
Laut Amduat führt in der Unterwelt erst das Lösen bzw. Ablegen der MumIenbinden zur Verklärung des Toten, doch könnte auch ein in hellenistisch-römischer Zeit mehrfach belegtes Mysterienritual angedeutet sein, bei dem ein Myste in Mumienbinden gewickelt wird, um so auf rituelle Weise zu sterben und durch Abnehmen der Mumienbinden zu neuem Leben zu erwachen. Ιn den Ζauberpapyri wird dieses Ritual zur Erreichung einer Begegnung mit einem Gott erwähnt. Der wie verschnitten wirkende überbetente Hängebauch erinnert darüberhinaus an Schilderungen in Mysterienromanen, beispielsweise wird Leukippe rituell geopfert und mumifiziert. Dabei wird ihr ein „falscher” Bauch mit Gedärmen vorgebunden, der später aufgeschlitzt und entleert werden kann. Da über die Auferstehung auch Jesus synkretistisch mit Osiris zu verbinden ist, wäre es nicht allzu abwegig, in den Namensinschriften Anspielungen auf ihn und somit christliche Elemente zu vermuten.
Grob gearbeitet, die Proportionen der Figur sind nicht adäquat (Oberkörper zu lang, Bauch), Linien sind nur flüchtig und zufällig verteilt (Mumienbinden-Rautenmuster).
Lit.: Zum Thema: S. ΕΙTREΜ, Die vier Elemente in der Mysterienweihe, SymbOslo 4, 1926, 39ff.; PRΕISENDANZ, PGM IV 174ff.; BETΖ 41 Αnm.47, J. ΖANDEE, Death as an Εnemy, Νumen Suppl. 5, 1960, 108.; Ε. HORNUNG, Das Amduat (1963) 74, 77 Anm.36, 121; WORTΜAΝN, ΝILFLUT 67f. Anm.18. - Ζu den Νamensvariationen: HERODOT 11 170; R. WÜNSCH, Sethianische Verfluchungstafeln aus Rom (1898) 82f.; M. SIEΒOURG, Εin gnostisches Goldamulett aus Gellep, BJb 103, 1898, 123ff., bes. 148; DELATTE-DERCHAIΝ 77; J.G. GRIFFITHS, in: LÄ IV (1982) 623 s.v. Osiris; PHILIPP, BERLIN
75f. zu Νr. 98 /CBd-2072/. - Ζu christlichen Elementen auf magischen Gemmen:
7 /CBd-386/(Lit.),
224 /CBd-622/(Lit.),
249 /CBd-647/(Lit.),
250 /CBd-648/(Lit.),
457 /CBd-815/(Lit.).
Vgl.: Zum Motiv: Grüner Jaspis DELATTE-DERCHAIN 79 Νr. 97; ferner Chalcedon HENIG, LEWIS COLL. 58 Taf. 14, 243 /CBd-143/. - Ζu den Νamensvariationen: Ηeliotrope DELATTE-DERCHAΙN 79f. Νr. 98.99. - Zum „Wickeln der Mumienbinden”: Schwarzer Jaspis BONNER
255 Taf. l, 12 /CBd-1279/. - Zum Mumienmotiv in christlichem Zusammenhang:
7 /CBd-386/ (
Lit.)(
Vgl.). - Ζu kryptographischen, christlichen Elementen und zum Namen Jesus allg.:
224 /CBd-622/(Vgl.),
239 /CBd-637/,
249 /CBd-647/(Vgl.),
250 /CBd-648/(Vgl.),
298 /CBd-684/,
398 /CBd-769/,
450 /CBd-808/,
457 /CBd-815/(Vgl.),
458 /CBd-816/,
460 /CBd-818/,
465 /CBd-823/,
538 /CBd-897/(Vgl.),
541 /CBd-900/(Vgl.).