S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 336, no. 583.
Braun-grüner Jaspis, stark poliert. Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante abgerundet. Rand oben und unten beschädigt, unten nachträglich mit Kurzkerben nachgebessert. Medaillon.
2,8 x 2,3 x 0,4
17. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Towneley (1805).
Brit. Mus. Inv. G 47, EA 56047.
Vs.: Frontal stehende männliche Figur, Kopf im Profil nach links, durch Abspliß von den Knien an zerstört. Die Absplißmulde wurde nachträglich mit breiten Senkrechtkerben ausgebessert, so daß der Eindruck eines Felsens entsteht. Die Figur ist mit einem kurzen, senkrecht gestrichelten Schurz sowie einem ebenfalls mit kurzen wirr gesetzten Linien gemusterten Mantel bekleidet, der hinter dem Körper herabhängt. Muskulatur ist nicht ausgearbeitet, waagerechte Kerben und feine Linien bezeichnen die Brust. Der linke Arm hängt eng am Körper gehalten nach unten, der rechte umfaßt seitlich ausgestreckt ein hohes Zepter, das - in der Form einem Was-Zepter gleichend - in einen kleinen dünnen Vogel als oberen Abschluß ausläuft. Dieser ist mit einer länglichen Kerbe als Körper sowie einer Rundung für den Kopf mit kleinem spitzen Schnabel der Figur zugewandt. Das Profil der menschlichen Figur ist grob mit einer dreieckig abstehenden Nase sowie einer kleinen senkrechten Linie für das Auge angegeben, ein ägyptisches Kopftuch scheint dreieckig auf den Schultern aufzuliegen, auf dem Kopf - mit dünnen Linien geweihartig entworfen - eine Atef-krone. Rechts neben der Figur ein länglicher Pfeiler mit einer Querkerbe oben und unten sowie einem kugeligen knopfartigen Ende, wohl zusammen mit der Nachbesserung entstanden.
Rs.: Inschrift in vier Reihen:
.APOYXIC
ΒΙΟΥ
ΟΥΕC
ΒΕΧΟ
Enthalten sein könnten Variationen von äg. Bjk `3, „großer Falke”, wie es von der Zauberformel BIXW BIXW ΒΕΥ ΒΕΥ bekannt (173 /CBd-571/) und hier in ΒΕΧΟ angesprochen ist. Weiterhin klingt mit ΒΙΟΥ das magische Wort BIBIOTC an (Lexa:”L' âme des âmes”, 522 /CBd-881/). Der Stein war ursprünglich größer, die Inschrift ist links und unten durch nachträgliche Begradigung zerstört.
Im Motiv der Vs. ließe sich Horus mit Vogelzepter vermuten, auf den sich auch die Inschrift der Rückseite beziehen würde. Bei der Nachbearbeitung des Bildmotivs könnte das Motiv der Felsgeburt des Mithras eine Rolle gespielt haben, wo der Fels dementsprechend dargestellt wird. Das neuzeitlich geschnittene Stück belegt nicht nur die Tradierung magischer Motive, sondern legt auch eine Adaption und Wiederverwendung - möglicherweise sogar den Versuch einer „Veränderung” des Aussagegehaltes - durch die Nachbesserung nahe.
Mit Flächen und feinen Linien entworfen, die sich von der groben Nachbesserung abheben. Die Haltung der Figur ist nicht mehr klar nachvollziehbar, die Beine scheinen verschnitten. Auch die Proportionen sind unvorteilhaft, die Arme und Beine zu dünn, der Kopf zu groß. Die starke Politur beeinträchtigt die Gesamtwirkung des Steines. Die lineare Zeichnung von Draperie läßt eine Arbeit des 17. Jh.n.Chr. vermuten, die in der Neuzeit auch stark nachgebessert und poliert wurde.
Lit.: Zu ΒΙΟΥ ΒΙΒΙOΥC: 522 /CBd-881/(Lit.). - Zu Horus mit Vogelzepter: 139 /CBd-539/(Lit.).
Vgl.: Zur BIOY BIBIOYC: 496 /CBd-854/, 522 /CBd-881/(Vgl.). - Zum Motiv: 139 /CBd-539/ (Vgl.)–142 /CBd-542/, 589 /CBd-948/; ferner Lapislazuli ΖWIERLEIN-DIEHL, KÖLN 57f. Taf. 2-4, 3 /CBd-1941/ (Isis).