The CBd
Michel, BM on CBd-388
S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 6, no. 9.

Dunkelgrüner Jaspis, schwach poliert. Queroval, Vs. leicht konvex, Rs. flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn abgerundet. Ringstein.

1,5 x 2,0 x 0,2
3. Jh.n.Chr.
Aus der Sammlung Blacas.
Brit. Mus. Inv. G 412, EA 56412.

Vs.: Osirismumie nach rechts auf einer flüchtig gerippt gemusterten Schlange liegend, die sich im Profil über der Mumie nach links biegt. Auf dem Schlangennacken sitzen zwei bekrönte Falken im Profil nach links, der Schlangenkopf zeigt ein geöffnetes Maul mit gespaltener Zunge. Die Mumienbinden sind mit x-förmigen Linien angegeben, der Kopf scheint von einem Tuch umgeben, das Profil ist nur angedeutet. Auf dem Kopf eine unbestimmbare Krone aus einer senkrechten und drei waagerechten Linien (Atef, Hieroglyphe?). Auf Bauchhöhe zwei rundliche Schrägkerben nach oben, eine gerade nach unten, vielleicht Geschlechtsteile oder auch die Hände der Mumie. Im freien Feld links - zwischen achtstrahligem Stern und Mondsichel - ein Skarabäus in Aufsicht senkrecht nach oben.

Rs.: Inschrift in zwei Reihen:
ΔΑΜΝΑ
ΜΕΝΕΥ
→Damnameneus

Die in eine Schlange gebettete Mumie erinnert formal an die in griechischer Zeit geläufige Hierοglyphenschreibung für Ewigkeit und ließe sich als eine Zusammensetzung aus d (dargestellt durch eine Schlange) und wt (dargestellt durch eine Mumie) auflösen, was dw3t („Unterwelt”) ergäbe. Dementsprechende Gemmenbilder ließen sich also einem Bildrätsel gleich als „die Schlange als Beschützerin der Unterwelt bewacht den toten Gott” lesen. Gemäß Zeile 39 der Metternichstele, wo es heißt „Osiris ist ja auf dem Wasser, während das Horusauge bei ihm ist und der große Sonnenkäfer sich über ihm spreizt” könnte die Schlange schließlich auch als Sinnbild für das Flußbett des Νils aufgefaßt werden, auf dem die Mumie als das Wasser dem Land Leben bringt. Der Skarabäus (ḫpr) ist Hieroglyphenzeichen für Werden und Wiedergeburt und somit Symbol der Erneuerung und Auferstehung schlechthin, und auch der Falke gehört in diesen Sinnzusammenhang. Die beiden Vögel - Falken oder Gabelweihen - dürften die beiden Klagefrauen Isis und Nephthys repräsentieren, die aufgrund des an Klagegeschrei erinnernden Schreies der Gabelweihe entweder ganz in der Gestalt dieser Vögel oder mit Flügelarmen dargestellt wurden. Auch bedeutet das ägyptische Wort dr.t sowohl „Falke, Weihe” als auch „Klageweib”. Will man die Kerben auf dem Bauch der Mumie als Geschlechtsteile deuten, sei auf den in den Zauberpapyri erscheinenden Namen „Meliouchos” verwiesen, den man in der Forschung u.a. mit „der sein Glied hat” übersetzt und mit dem Mythos assoziiert, wonach Isis als Falkenweibchen herbeifliegt, den toten (auch stellvertretend für impotenten) Osiris „wiederbelebt” und Horus empfangt.

Stellenweise flüchtig geschnitten (Schlange, mumienbinden, Falken), aber mit vielen nur angedeuteten Details versehen. Die Proportionen und Bewegungen sind gut (halbrund geschwungener Schlangenkörper), die Raumnutzung vorteilhaft.

Publ.: BONNER 201 Anm.83, 232; BONNER, BRITMUS 320 Taf. 96, 3 /CBd-388/; WORTMANN, NILFLUT 91f. Anm.199.

Lit.: Zum Motiv: DELATTE-DERCΗAIN 103f. zu Nr. 129; WORTMANN, NILFLUT 91f.; BONNER 231f.; S. SAUNERON, Les pretres de l'ancienne Εgypte (1957) 131; PHΙLIPP, BERLIN 79f., 81 zu Νr. 107 /CBd-2081/.108 /CBd-2080/.110 /CBd-2083/ (Lit). - Zum Skarabäus: 99 /CBd-2073/(Lit). - Zu „Meliouchos”: PREISENDANΖ, PGM III 45; WORTMANN, NILFLUT 65 Αnm.7; L. STÖRK, Lesefrüchtchen, GöttMisz 99, 1987, 35ff.; BEΤΖ 336 (Meliouchos); ΗARRAUER, MELIOUCΗOS 9ff. - Zum Οsirismythos: 1 /CBd-380/(Lit.), 12 /CBd-1988/. - Zu Isis als Falke/Gabelweihe: 13 /CBd-1989/(Lit).

Vgl.: Zum Motiv: Grüner Jaspis DELATTE-DERCHAIN 103 Nr. 129; Braun-roter Jaspis DEVOTO-MOLAYEM, ARCHEOGEΜMOLOGIΑ 205 Αbb. 126; Brauner Jaspis SOUTHESK COLL. 180 Ν 62 (ohne Abb.); Hämatit BONNER 312 Taf. 19, 350 /CBd-1518/; ferner grüne Jaspisse PΗILIPP, BERLIN 79f. Taf. 26, 107 /CBd-2081/.108 /CBd-2080/; hier 10 /CBd-389/. - Zu Isis und Nepthys mit Flügelarmen: 13 /CBd-392/(Vgl.).
Last modified: 2015-08-12 12:45:58
Link: cbd.mfab.hu/pandecta/82

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