S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 354, no. 620.
Brauner Stein, matt (BritMusLab: „Chalcite”). Gleichschenkliges Dreieck mit abgerundeten Ecken, beiderseits flach, Rand gerade, Kanten abgerundet. Oben durchbohrt.
4,25 x 6,8 x 1,25
17. Jh.n.Chr.
Von Major-General A. Meyrick.
Brit. Mus. Inv. G 588, M&LA 78,11-1,677.
Vs.: Hahnenköpfiger Anguipedes frontal, Kopf im Profil nach links. Der Lendenschurz weist auf einen Panzer hin, der rechte Arm wird vom Schild verdeckt, der linke, unnatürlich rund gebogen, hält eine Geißel mit zwei Schnüren. Die Schlangenbeine sind gerippt gemustert und laufen mit einer kaum merklichen u-Kurve beinahe waagerecht nach links und rechts und enden in Köpfe mit leicht geöffneten, schnabelähnlichen Mäulern. Queroval im Schild die Inschrift:
IAW
Links neben der Figur beginnende und waagerecht nach rechts laufende Inschrift:
AΒPAΣΑΣΦΕPΕP
Enthalten: ->Iaô, ->Abrasax
In dem verschriebenen Wort ΦΕPΕP könnte Phrê, die Sonne, enthalten sein.
Rs.: Waagerechte Inschrift in drei Reihen:
+ΥΣTΕPΙ
ΕΛAΝΕΜΙ
ΟΝΚΥΜΟΥ
sog. „Hystera”-Logos
Den vollständigen Logos rekonstruiert Spier als ὑστέρα μελάνη μελανομενη ὡς ὄφις εἰλύεσαι καὶ ὡς δράκον συρίζησε καὶ λέωον βρυχᾶσαι καὶ ὡς ἀρνίον κοιμοῦ, „womb, black, blackening, as a snake you coil and as a serpent you hiss and as a lion you roar, and as a lamb, lie down!” Die Inschrift ist nach dem längeren und vollständiger zitierten Logos auf der Rückseite eines Steines mit Hystera-Motiv bei CHIFLET geschnitten und mit dem Anguipedes kombiniert.
Der Stein gehört motivisch zur Gruppe der „Abraxas-Amulette”, ist aber ein typisches Beispiel für die beliebige Kontamination von Motiven und Inschriften durch die Gemmenschneider der Spätrenaissance.
Zeichnerisch flache Ritzung, seltsames Material und Form. Singulärer Ritzstil mit dem Rad.
Lit.: Zu Motiv und Thema der Vs.: 181 /CBd-579/(Lit.). - Zur Inschift der Rs.: SPIER, TRADITION 25ff. bes. 41ff. Taf. 4-6; hier 455 /CBd-813/(Lit.). - Zu Hystera: 618 /CBd-977/(Lit.).
Vgl.: Zu Form und Motiv der Vs.: 621 /CBd-980/. - Zum Motiv der Vs.: 205 /CBd-603/(Vgl.)–212 /CBd-610/, ferner 181 /CBd-579/(Vgl.)–204 /CBd-602/. - Zur Inschrift der Rs: Kupferstich CHIFLET 113 Taf. 17, 70 /CBd-2774/; Sardonyx AGD IV HANNOVΕR 313 Taf. 227, 1721; hier 455 /CBd-813/(Vgl.).