S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 361, no. 630.
Gräulich grüner, dunkler Stein, matt (BritMusLab: „Siltstone”). Hochoval, beiderseits flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante scharf. Winzige Absplisse an der Kante links.
2,1 x 1,6 x 0,25
17. Jh.n.Chr.
Von G. Eastwood, Esq. (1864), ehemals Sammlung Praun und Mertens.
Brit. Mus. Inv. G 163, EA 56163.
Vs.: Harpokrates im Profil nach rechts auf einem krug-förmigen, gestrichelten Gegenstand sitzend, dessen oberes Drittel glatt belassen ist - vielleicht ein mißverstandener Skarabäus, der auf einer zweigähnlichen Grundlinie ruht (Schlangen?). Beide Beine der Figur sind sichtbar und hängen entspannt vom Sitz herab. Harpokrates ist bekleidet, mehrere rautenförmig zusammengefügte Linien, senkrechte Kerben und deutlich angegebene Schulterklappen lassen eine Art Harnisch und eine über die rechte Schulter geworfene Chlamys erkennen. Der leicht angehoben neben dem Körper gehaltene rechte Arm trägt die Peitsche, die auf dem Schoß der Figur zu ruhen scheint. Der linke Arm ist angewinkelt erhoben, die Hand zum Mund geführt. Profil und Haar der Figur sind kaum erkennbar, eine große Aureole mit neun Strahlen umgibt den Kopf. Unter der Darstellung, im unteren Drittel des Steines, Inschrift in drei Reihen:
IEOYWNWAPABΛAH
ΜAPΗWΙΔΔΔΗAΝΟΥ
ΒAΑΘΗMPW... Λ
Rs.: leer.
Nur die Sonnenstrahlen um das Haupt bzw. die Aureole, die zum Gesicht gerichtete Hand und die Peitsche in der Rechten erinnern noch an das Horus-Motiv. Während der vorangegangene Stein eine gewisse Gelehrsamkeit und Belesenheit über die Thematik vermittelt, scheint einiges mißverstanden und umgedeutet zu sein. Vorlagen sind für das vorliegende Stück nicht zu belegen, - ein Beispiel, wie man anhand der Bücher von GORLAEUS oder CHIFLET magische Gemmen kennenlernen, tradieren und schneiden konnte, andererseits aber mit der Materie nicht vertraut war und Motive völlig verschieden auffaßte und abwandelte.
Der Schnitt ist flach, aber nicht grob, Linien sind sparsam aber sauber eingesetzt, Details sind angegeben und kleinteilig ausgearbeitet. Die Raumnutzung für das Bild ist angemessen, jedoch hat man der Inschrift zu viel Raum eingeräumt. In der Gesamtaussage kann der Stein die Qualität und Wirkung von 629 /CBd-988/ nicht erreichen.
Publ.: KING, GNOSTICS (1864) 220 Taf. 9, 3; KING, GNOSTICS 444 Taf. L, 4.
Lit.: 629 /CBd-988/(Lit.).
Vgl.: 629 /CBd-988/(Vgl.), ferner Bergkristall SLIWA, CIAΖΥΝSKI COLL. 84 Taf. 23, 116.