S. Michel, Die Magischen Gemmen im Britischen Museum, 2001, 14, no. 21.
Braun-schwarz gesprenkelter Jaspis, poliert, in den Vertiefungen matt. Queroval, Vs. leicht konvex, Rs. flach, Rand nach hinten abgeschrägt, Kante nach vorn. Kante leicht bestoßen.
2,0 x 2,8 x 0,5
3. Jh.n.Chr.
Gekauft von Rev. G.J. Chester (1880).
Brit. Mus. Inv. G 326, EA 56326.
Vs.: Auf einer kurzen Grundlinie Horusfalke mit vorgewölbter Brust im Profil nach rechts, die Beine mit verdickt gearbeiteten Oberschenkeln in Schrittstellung. Der gebogen seitlich am Körper gehaltene rechte Flügel ist mit kurzen Kerben versehen, Schwanzfedern sind angedeutet. Auf dem Kopf mit kurzem gebogenen Schnabel die Krone von Ober- und Unterägypten. Rechts im Bild, dem Vogel zugewandt und in Dreiviertelansicht auf einer Grundlinie schreitend, eine Figur in wadenlangem, mit waagerechten Linien gemustertem Gewand. Beide Arme sind leicht gebeugt ausgestreckt und halten dem Falken einen Gegenstand aus vielen kurzen, wirr gesetzten Kerben entgegen. Der Kopf der Figur sitzt auf einem langen kräftigen Hals und ist nicht eindeutig erkennbar, es scheint ein Tierkopf mit kleinem rundlichen, Ieicht geöffnetem MauI gemeint zu sein (Katze, Hund?).
Rs.: Inschrift in vier Reihen:
ΧΑΡWΝΑΛ
ΦΙΦΟΦΟAΡ
CΙCΟCOΓE
WCAI
Enthalten ist ΧΑΡ (äg.
Ḥr), der Name des Ηοrus. Die folgenden, in ihrem Sinn unbekannten Zauberwörter bestehen aus gleichklingenden Silben und Wiederholungen, die klanglich an das ägyptische
bjkc3, „großer Falke“ erinnern (vgl. BIXW auf
173 /CBd-571/).
Ähnlich wie auf dem Stein
6 /CBd-385/ dürfte eine Kulthandlung bzw. eine Opferszene dargestellt sein: dem Horusfalken, dessen Name auch in der Inschrift der Rückseite anklingt, wird ein Salbgefäß entgegengehalten. Mit den Kerben darunter könnte Lotus oder möglicherweise auch Stoff symbolisiert sein, letzterer im Sinne von Salbe und Stoff als Anspielung auf „das wohlriechende Gewand“ (Mumifizierung).
Klar und stellenweise detailliert mit Flächen, Linien, Rundungen und Wölbungen geschnitten. Der Vogel ist groß und bestimmend, die Raumnutzung geglückt.
Lit.: Ζu Falke/Horusfalke: HOPFΝER, TIERKULT 107ff.; WORTMANN, ΝILFLUT 74; H. ΑLTENΜÜLLER, in: LÄ II (1977) 94ff. s.v. Falke. - Ζu Horus alIg.: M.-Ο. JENTEL, in: LIMC V 1 (1990) 538ff. s.v. Ηoros; W.BRΑSΗEAR, in: RAC XVI (1994) 574ff. s.v. Horos.
Vgl.: Ζu Kulthandlungen allg.:
6 /CBd-385/. - Zum Horusfalken: Hämatit BONNER, MISCELLANY 145f. Taf. 35, 30; Ηämatit-Frgt.
SKOLUDA 70 /CBd-1660/; Hämatit-Frgt. PETRIE, AMULEΤS 30 Taf. 21, 135h; Bronze BONNER
294 Taf. 12, 249 /CBd-1428/; hier
19 /CBd-398/,
20 /CBd-399/, ferner
22 /CBd-401/–24 /CBd-403/.